CD-Review

DEREK SHERINIAN  "Black Utopia" (2003)

Metallische Prog-Fusion


Ja, also gut - nachdem ich mich jetzt nicht das erste Mal so richtig satt gehört habe, lehne ich mich zurück und habe sogleich ein dringendes Bedürfnis. Nö, nicht soo... und mir ist auch nicht schlecht, sondern ich will was zum Vorgänger von "Mythology" loswerden.

Ich darf mich allerdings kurz fassen, denn im Hinblick auf die Liste der versammelten Herrschaften muß nicht weiter viel erklärt werden. Das Produkt einer derart illustren Gesellschaft kann zwangsläufig keine simple Laubsägearbeit sein!

Herr Sherinian ist geladen - pardon, er HAT geladen - und alle sind sie gekommen. Und er ist ein sehr angenehmer Gastgeber, denn auf der "Party", die er da gibt, erlaubt er seinen Gästen absolut führende Selbstdarstellungen - ja er tritt sogar derart auf die Bremse, dass er sich als Gastgeber fast ad absurdum führt. Will heißen: Die "additionals" sind die eigentlichen Hauptpersonen und es gibt lediglich EINEN Gast, nämlich Derek Sherinian...!

Das ist ebenso originell wie vornehm. Aber nur vordergründig, denn den absolut konträren Persönlichkeiten weist er minutiös abgesteckte "Freiräume" zu, die zwar dankbar angenommen, aber zwangsläufig bis zum Bersten ausgefüllt werden müssen. Denn wenn sich derart viele Meisterköche in der Küche versammeln, wird es etwas eng. Die vielen Köche verderben das Menü aber keineswegs, doch die Speisekarte sprengt dennoch schier den Rahmen bzw. bietet gar zu viel des Guten.

Diese Freak-Show leidet gar unter der eigenen Last und zwar insofern, als die genannten Freiräume einfach zu knapp bemessen sind. "Black Utopia" ist ein Konzept, das im Prinzip locker eine 4er CD-Box füllen könnte. Kommt aber wahrscheinlich zu teuer und deshalb müssen sich 10 Großraumflugzeuge innerhalb kürzester Zeit mit nur einer Landebahn begnügen... um alsbald wieder abzuheben und wieder das Weite zu suchen...

Mit dem Gebotenen kann ich dennoch sehr gut leben, denn derartige Kapellen sind und bleiben Unikate. Zurück bleiben rauschende Ohrenweiden...!

Fazit: Fusionierter Ohrenschmeichler und konzentriertes Nachschlagewerk für jazzige Prog- Metaller.


Thomas Lawall - Dezember 2004
 

 

Tracklist:

1. The Fury 
2. The Sons Of Anu
3. Nightmare Cinema 
4. Stony Days
5. Star Cycle 
6. Axis Of Evil 
7. Gypsy Moth 
8. Sweet Lament 
9. Black Utopia

Line-up:

Derek Sherinian: Keyboards

Gäste:

Brian Tichy: Additional guitars
Jerry Goodman: Violin
Tony Franklin: Bass
Simon Phillips: Drums
Billy Sheehan: Bass
Steve Lukather: Guitar
Zakk Wylde: Guitar
Yngwie Malmsteen: Guitar
Al DiMeola: Guitar

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