CD-Review

PLATITUDE "Nine" (2004)

Melodischer Tasten-Metal-Prog


Nö, die ersten Takte gefallen mir gar nicht. Das hört sich zu sehr nach gestampftem Einheitsmetal an, den ich seltsamerweise gar nicht so genau einordnen kann. Ich blicke sowieso langsam nicht mehr durch, denn das Durcheinander der Zuordnungsfraktion ist kaum noch zu ertragen bzw. nachzuvollziehen. Im Falle von PLATITUDE darf man zwischen Neoclassical-, True-, Power-, Melodic-, Heavy- und Prog-Metal auswählen. Nü ja - ist halt von allem etwas - ich würde aus meiner bescheidenen Sicht mit der letzten Kategorie beginnen...

...denn alsbald werden in "Dark Mind" die Weichen genau in diese Richtung gestellt und spätestens wenn die Keyboards einsetzen, wendet sich das Blatt, und ich muss somit den vermeintlichen Heavy-Power-Quatsch nicht sofort ausschalten!

"Trust" hält, was der erste Track vermuten lies und entführt mich gar in "Vanden-Plas-Welten", und hier fühle ich mich ganz besonders wohl! Tolle Songdramatik und ein ungemein spannender Melodiebogen - der erste Höhepunkt des Albums! Die ebenso doppelte (!) wie erhabene Keyboard-Untermalung lässt die Melodie frei im Raum schweben, während sich die restlichen Bandmitglieder gegenseitig zu (allgemein verständlichen) Höchstleistungen motivieren - allen voran der druckvolle Mann am Micro! Erik schafft es völlig ohne Mühe, die Leiter ganz nach oben zu klettern - wovon beispielsweise Rob, der Judas Priester, nur noch träumen kann!! Bärenstark!!!
"Oblivion" grast auf exakt der gleichen Schiene ebenfalls "standing ovations" ab. Klasse Melodic-Prog!

"Haleyon Days" schmeichelt gleich zu Beginn mit der Tastenmatte, flacht dann aber leider in eine gewisse Orientierungslosigkeit ab. Bei "Catch 22" geht's mir nicht anders - vielleicht aber nur, weil ich den weinerlichen "Still-love-you-baby-Kram" nicht mehr hören kann!

"Avalon Farewell" weiß, trotz einer gewissen Vorhersehbarkeit, durchaus zu ergreifen. Gelungene Ballade, die den (breiten) Mittelweg zwischen Schlaftablette und Kitschbombast gekonnt ausnutzt!

Ab "Falling" "fällt" die Band keineswegs in die Bedeutungslosigkeit, sondern begibt sich landeinwärts in zunehmend hügelige Prog-Landschaften. PLATITUDE braust wie ein Geländewagen munter durch die (bescheidene) Walhalla von Power-, Melodic- und Heavy-Metal-Zitaten, um sich schließlich in undurchsichtigem Gelände zu verlieren. Ich bin ja gespannt was passiert, wenn diese quirligen Musikanten das Gebirge erreichen!!!
Jedenfalls macht es echt Laune, die zahllosen Schaltvorgänge zu beobachten, die sich über "Aeronautica" und "Endless" bis zum abschließenden "Starlight" - dem zweiten Höhepunkt des Albums - ziehen. Und am Ende wird einfach die Tür zugemacht... ach nee, da kommt noch was... und hoffentlich bald die dritte Scheibe dieser "altklugen" Lausbubenbande!

Könnte mir durchaus vorstellen, dass die sieben Schweden ihr munteres Patchwork noch etwas nahtloser aneinanderfügen könnten bzw. demnächst eine solide eigene Schiene entwickeln! Das dritte Album wird dies beweisen können - da bin ich mir ganz sicher! Außerdem sind die Herrschaften noch recht jung - der jüngst eingestiegene Drummer Andreas gar erst 16! Da hammer also echt noch was zu erwarten...

Fazit: Flotter Melodic-Schwertransport mit ZWEI Keyboards! Der herzerfrischende Fahrtwind weht Alt-Progheimern den Staub aus der Muschel...!!


Thomas Lawall - Dezember 2004
 

 

Tracklist:

01. Dark Mind
02. Trust
03. Oblivion
04. Halcyon Days
05. Catch 22
06. Avalon Farewell
07. Skies of Xenon
08. Falling
09. Aeronautica
10. Endless
11. Starlight

Line-up:

Erik Blomkvist: Gesang
Daniel Hall: Gitarre
Gustav Kollerstrom: Gitarre
Patrik Jansson: Bass
Marcus Hoher: Schlagzeug
Andreas Lindahl: Keyboards
Kristofer Wachen: Keyboards

 

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