CD-Review

PAIN OF SALVATION   "Remedy Lane" (2002)

Prog-Metal-Kunstcrossover


(Vorwort und Nachtrag: Nach der Übernahme meiner Reviews aus QUERBLATT habe ich nicht nur (fast) alle meine Arbeiten nochmals überarbeitet, sondern die ganzen Scheiben nochmals durchgehört. In einem einzigen Fall lag ich total daneben und zwar ausgerechnet in dem von mir bevorzugten Genre der progressiven Metal-Oberliga. Meine "Kritik", die ich ja schon damals leicht in Frage gestellt habe, ist nunmehr in großen Teilen ungültig! Dieses Dokument meiner eigenen Unzulänglichkeit lasse ich dennoch stehen, als warnendes Beispiel sozusagen.

Bleibt eigentlich nur zu sagen, dass ich inzwischen die "Anhänger-Kupplungen" gefunden habe! Somit habe ich das Konzept kapiert bzw. realisieren können. Die berauschende Kurzfilm-Sammlung belegt inzwischen meine ersten Ränge. Und diese ergreifende Bilderkanone benötigt gleich mehrere Plätze!
Vielleicht sollte ich Reviews künftig grundsätzlich mit zweijähriger Verzögerung schreiben? Es bleibt schwierig... also gut - nachfolgende Ausführungen sind also in großen Teilen Makulatur...)

 

 

Da haben wir den Salat! Normalerweise sind die Tipps von Carsten erste Sahne. Doch was er mir jetzt empfohlen hat, stimmt mich sääähr nachdenklich. Mit VANDEN PLAS kann er (Doof-Ei!) nix anfangen und mit PAIN OF SALVATION wollte er mir den Weg zur "wahren Kunst" eröffnen...

In einem Punkt gebe ich ihm recht. Denn das ist wirklich Kunst!!!! Doch leider eine solche, die mir nicht gefällt. Ich komme auf den Salat zurück. Grandios die einzelnen Bestandteile, doch unbedacht angerichtet!

Der rote Faden ist wohl klar(?): Eine Lovestory ist zu Ende und man fällt in dieses tiefe Loch...
Furchtbar ist die Entdeckung, dass man all die Jahre sein ganzes Lebensfundament nur auf diese eine Beziehung aufgebaut hatte. Und nun steht man wieder völlig alleine da und nichts scheint da zu sein, außer einem riesigen schwarzen Loch! Dies und andere Tiefen der Seele zu vertonen ist zwar nicht ganz neu, aber legitim! Haben wir doch alle schon mal durchgemacht, oder?

Die musikalische Umsetzung wirkt aber recht holprig - ein Sammelsurium von schwerverdaulichen Breaks, die den (gut gemeinten) roten Faden in Kunstfertigkeit verliert! "Rope Ends" und "Chain Sling" sind typische Beispiele.

Die ersten beiden Stücke "Of two Beginnings" und "Ending Theme" versprechen den Beginn eines gewaltigen Spannungsbogens, der letztlich leider nicht gehalten werden kann. Denn spätestens in "Fandango" wird klar, dass Tempiwechsel und ein abenteuerliches Crossover (mit Musical-Charakter) durch alle möglichen Stilrichtungen scheinbar wahllos aneinandergereiht werden, statt sie harmonisch zu verbinden! Ein solch gigantischer Güterzug der Emotionen kann nur volle Fahrt aufnehmen, wenn die Anhänger-Kupplungen nicht vergessen werden! Sonst machen sich die Waggons selbstständig und jeder rollt auf einem anderen Gleis ins Leere...

Das instrumental-mainstreamige "Dryad of the Woods" und Titeltrack "Remedy Lane" irritieren mich reichlich..  Das alles kommt mir vor wie so eine Art Demo von Songideen, die noch nicht ganz ausgereift sind. Irgendwas fehlt einfach!
Überhaupt scheint das Album gegen Ende immer mehr an Fahrt zu verlieren. Mit "Waking every God" verliert das musikalische Konzentrat immer mehr an Substanz.
Und in "Second Love" wird's gar leicht schmalzig: "I want you to know, I can't sleep anymore..." Och nee - muss das sein? Ich hab' ja nichts gegen Balladen, aber das ist mir dann doch etwas zu eingängig. Ich seh' beim Konzert schon die schwingenden Feuerzeuge...

Im letzten Track "Beyond the Pale" spielen PAIN OF SALVATION dann zum versöhnlichen Finale auf. Verhaltend am Anfang schleppen sie sich zu einem letzten Aufbäumen und ziehen schließlich noch einmal sämtliche Register. Hier sehe ich in Spurenelementen wieder den Prog-Bombast, den mir die ersten beiden Stücke (vergeblich) versprochen haben...

(Die gittervernetzten Coverhelden sehen übrigens total Scheiße aus. Das haben KRAFTWERK vor hundert Jahren schon mal wesentlich besser hingekriegt. Aber gut, wahrscheinlich ist das auch wieder so eine Kunst, die ich nicht verstehe... )

Doch wenn das alles so leicht wäre... Scheiß Ambivalenz!!! Mein (vorläufiges) Fazit:

Dieses virtuose Mixtum compositum ist dennoch ein (gewaltiges) Kleinod, das in der Lawine von Neuerscheinungen schon jetzt Denkmal-Status erreicht hat... Tja - also - äh - vielleicht hat Carsten ja DOCH auf der ganzen Linie recht. Ich hör' nochmal rein...


Thomas Lawall März 2002 (Überarbeitet im November 2004)
 

 

Tracklist:

01 Of Two Beginnings

Chapter 1

02 Ending Theme
03 Fandango
04 A Trace Of Blood
05 This Heart Of Mine (I Pledge)

Chapter 2

06 Undertow
07 Rope Ends
08 Chain Sling
09 Dryad Of The Woods

Chapter 3

10 Remedy Lane
11 Waking Every God
12 Second Love
13 Beyond The Pale

Line-up:

Kristoffer Gildenlöw: bass and vocals
Fredrik Hermansson: keyboards
Johan Langell: drums and vocals
Daniel Gildenlöw: lead vocals and guitar
Johan Hallgren: guitar and vocals

 

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