CD-Review

ORPHANED Land   "Mabool - The story of the three sons of seven" (2004)

Middle Eastern Metal


Einen Brief aus Israel erhält man nicht alle Tage. Und doch ist es am 15.01.97 geschehen. 95 hatte ich mir das erste Album "Sahara" (1994) in die Rübe zu saugen versucht. Klappte nicht wirklich so gut - erst 96 hatte ich das geniale Werk intus und spontante eine sofortige schriftliche Rückmeldung dieses ungeheuren Vorgangs. Wohin? Ja, an die Band natürlich! Nicht dass ich mit einer Antwort gerechnet hätte, aber dieser einer meiner vielen Irrtümer ist nun fast schon mein liebster, denn meine Loblieder beantwortete niemand geringerer als Sänger Kobi Farhi - und zwar handschriftlich!! So viel zu meinen Reichtümern, die mit keinem Geld der Welt zu bezahlen sind...

Äh ja... muss die begnadete Band dann im Laufe meines ereignislosen Lebens glatt vergessen haben, denn heuer wurde mir klar, dass ich (mal wieder) die weitere Entwicklung schlicht verschlafen habe. Deshalb versuche ich mit diesem (unwürdigen) Review den Schaden so gut es eben geht zu flicken.

ORPHANED LAND verabschieden sich vom Death Metal dahingehend, als sie diesen nurmehr als ein einzelnes Element unter vielen integrieren. Vertreten sind nun fast alle Hauptrichtungen des Metal von Deathhausen über Doombach bis nach Blackheim. Das ganze wird dann mit den orientalischen Klängen der Heimat verwoben und zwar ausnahmslos OHNE JEDE erkennbaren Nähte!!! Kaum zu fassen, doch genau das macht diesen ungeheuer schweren Brocken letztendlich "leicht" verdaulich! Eine schlichte Aneinanderreihung würde die Öhrchen völlig überfordern. Wie es gelingen kann, derart verschiedene Welten in ebenso vertrackte wie harmonisierende Einklänge zu bringen, bleibt ein faszinierendes Rätsel, das wohl niemals gelöst werden kann.

Keine Ahnung, wie oft ich die Scheibe schon gehört habe... Ist ebenso wurscht wie nötig, denn mit jedem Durchlauf gibt es neue Details auf die Lauschplatine. Man muss schon ein Genie sein, um "Mabool" im ersten Gang zu begreifen. Dass ich keins bin, macht mich nicht traurig, denn durch diesen Umstand bin ich geradezu zwangsläufig dazu "verurteilt", das Staunen noch nicht verlernt zu haben...

...hmmmm... das Death-Gegrunze wurde gleichermaßen zurückgefahren wie die Entwicklung abenteuerlicher Strukturen vorangetrieben wurde, die z.B. gar jazzige Spurenelemente oder beispielsweise Pink Floyd-Elemente (Ocean Land) erahnen lassen...

... juhaaaaaa... oder das göttlich-schräg interpretierte YESProg-Geschachtel in "A call to awake" (ab der 5. Minute!!!)...

... AUUUUS! Denn mit der Aufzählung von diversen Eindrücken und Entdeckungen könnte man Bände füllen! So ganz nebenbei sollte noch erwähnt werden, dass es sich hier um ein Konzeptalbum handelt: "Achtung Aussage" sozusagen! Genau das "Richtige" für die Sorte Metaller, die gerne auf jeden Sinn oder politisch/religiöse Themen pupsen, sofern diese Themengewalt nicht entweder durch den Kakao gezogen oder vollekanne versauteufelt wird.
ORPHANED LAND sind ihrer Zeit weit voraus und gleichzeitig auch nicht. Sie haben die Möglichkeit erkannt, dass die großen Weltreligionen sährwohl zusammenpassen bzw. zusammen existieren könn(t)en. Fein, aber leider klappt das in der (heutigen) Praxis (noch) nicht und deshalb ist (scheint) die große Flut unausweichlich...

Eigentlich schade, denn schließlich ist dieser blaue Planet - zumindest von Weitem - so hübsch anzusehen...

Fazit: Um "Mabool..." letztlich in seiner Ganzheit zu begreifen, wird die jahrelange (?) Wartezeit bis zur Erscheinung des nächsten Longplayers gerade mal so knapp ausreichen...

Schönen Gruß nach Israel - und mögen die "Drei Söhne" eines Tages auferstehen und...

Fast vergessen: Auf der Bonus-CD kommt noch ein Live-Mitschnitt vom 18.08.02 in der Music Factory zu Tel-Aviv zum Vortrage! Ich beneide jeden, der DAS erleben durfte...

 

Thomas Lawall - Oktober 2004

 

Fotos vom SUMMER BREEZE in Abtsgmünd (20.08.2005)

 

Tracklist:

01. Birth of The Three
02. Ocean Land
03. The Kiss Of Babylon
04. A'salk
05. Halo Dies
06. A Call To Awake
07. Building The Ark
08. Nora El Nora
09. The Calm Before The Flood
10. Mabool
11. The Storm still Rages Inside
12. Rainbow

+ "The Calm Before The Flood"
Acoustic Live Show Bonus CD!!!

Line-up:

Yossi Saharon: Guitars, Saz, Buzuki, Oud
Matti Svatizki: Guitars
Kobi Farhi: Vocals
Uri Zelcha: Bass
Eden Rabin: Keys

und viele Gäste

 

 

Für Fragen, Kritik und Anregungen steht unser Forum zur Verfügung

Home News Literatur Gedichte Kunst Philosophie Schräg Musik Film Garten Küche Gästebuch Forum Links Impressum