Interview

Interview mit Marco Klein - OPALESSENCE - im Oktober 2003

Marco Klein stand wieder einmal Rede und Antwort. Und diesmal gab er eine ganze Reihe von interessanten Antworten im Zusammenhang mit der neuen CD von OPALESSENCE "Future memorabilia".

Thomas: Am 10.10.2003 war es soweit. Im Hanauer Audion wurde THE LEGACY endgültig begraben. Ihr nennt euch jetzt OPALESSENCE. Wie kam es zu der Namensänderung und welche Bedeutung hat diese für euch?

Marco: Diese Entscheidung war nicht einfach, vor allem für mich, da ich der Band (vor ca. 7 Jahren) den Namen The Legacy gab. Aber besonders in letzter Zeit kam es des öfteren zu Verwechslungen, da es allein in Deutschland eine Unmenge von ähnlich heißenden Bands gibt und zusätzlich das bekannte Musikmagazin Legacy. Da lag es nahe, die neue CD unter einem neuen Namen zu veröffentlichen, besonders weil die jetzige Formation nichts mehr mit den "alten" Legaten zu tun hat. Eine neue Band, eine neue CD, ein neuer Name. Opalessence ist natürlich auch für uns gewöhnungsbedürftig, jedoch heißen wir nicht ohne Grund so. Der Opal ist ein Edelstein, der in allen Farben schimmert. Dies symbolisiert die unterschiedlichen Charaktere der Musiker und die damit einher gehenden Einflüsse. Was daraus folgt ist unsere (in unseren Augen) facettenreiche Musik, die Essenz eben: Opalessence.

Thomas: Der Gig war ein voller Erfolg, wie ich meine. Die neue Truppe war in Hochform und präsentierte sich in einer Intensität, wie ich sie bisher noch nicht erlebt habe. Wie lief's aus eurer Sicht?

Marco: Es freut mich, dass dir das Konzert gefallen hat. Auch wir sind zufrieden. Schließlich war das unsere erste Releaseparty mit dieser Formation und alle Leute, die uns wichtig sind, waren da. Deshalb haben wir alles gegeben und richtig Lust auf das Konzert gehabt.

Thomas: Das Besetzungs-Karussel drehte sich weiter. Ex-Bassist Robert war unter den
Zuschauern. Er erzählte mir, dass die Trennung im beiderseitigen Einverständnis erfolgte. Ärger gab es also keinen?


Marco: Nein, ganz und gar nicht. Er hat privat viel um die Ohren und hatte einfach nicht mehr die Zeit für die Musik. Dafür hatten wir Verständnis, genauso wie er dafür, dass wir nur Leute haben wollen, die 100% geben können und wollen.

Thomas: Karsten macht seine Sache sehr gut - ist mir schon beim letzten Konzi aufgefallen. Als ob er nie was anderes gemacht hätte...

Marco: Ja, wir sind auch sehr zufrieden mit ihm. Er war aber kein Unbekannter. Seit Jahren ist er gut befreundet mit Andy und Ruth und seit der Neuformation der Bandfotograf. Was gibt es besseres, als einen guten Musiker und dazu noch einen Freund als Neuzugang zu gewinnen.

Thomas: Eine Querflöte gibt es nicht mehr. Nun war diese aber immer eine Art Markenzeichen von euch. Erst Nina, dann Gerrit und schließlich Monika, die ihren Part im Studio ja noch eingespielt hat. Aber bereits beim Konzi in Ober-Beerbach war sie nicht mehr an Bord. Weshalb kam es nicht mehr zur Live-Umsetzung?

Marco: Naja, sechs Leute sind schon zu viel für gute Organisation und guten Sound, sei es in der Probe oder Live. Außerdem haben wir bemerkt, dass eine Flöte nicht gleich gute Musik bedeutet. Wir wollen uns erst mal auf das Wesentliche konzentrieren.

Thomas: Wollt ihr in Zukunft ganz auf die Querflöte verzichten oder gibt es irgendwelche Überlegungen in diese Richtung? In diesem Zusammenhang erinnere ich auch an die Violine in Withering Blossom. Gar von einem Sax war mal die Rede...

Marco: Es sagt niemand, dass wir in der Zukunft nicht wieder ein klassisches Instrument in die Band aufnehmen. Bis dahin besorgt uns Felix mit seinen Samples eine astreine Flöte sowie
Streicher, Chöre etc. Es lebe der Synthesizer!!

Thomas: Erzähle uns etwas über deine geniale Covergestaltung und den Zusammenhang mit "Future memorabilia". Alles scheint wie aus einem Guss zu sein. Ein Konzeptalbum?

Marco: Auf visueller Ebene ist es wohl ein Konzeptalbum. Die Musik ist in das Design eingebettet, jedoch inhaltlich frei davon. Auslöser war eigentlich der Remix von "Farewell my beloved". Da kam uns der Gedanke mit der Zeit, die ewig weiter fließt und alles mit sich nimmt, es sei denn, man ist in der Lage, einen Augenblick zu konservieren. So wie man Musik auf CD oder eben Vinyl bannt und somit die Ideen formt und erhält. Alles was in diesem Moment für ein Gefühl, Einstellung etc. steht, wird im Laufe de Zeit nur noch zu einem Andenken eben diesem, einer flüchtigen Erinnerung. Nur Erinnerungen haben eine unterschiedlich starke Wirkung und können wiederum Auslöser für Veränderungen sein. Daher der Albumtitel "Future memorabilia": Zukunftsandenken. An sich ein Paradoxon, aber es erklärt sich eigentlich von allein. Das Prinzip des Zeitflusses und die damit verbundenen Veränderungen manifestieren sich in der CD durch Störungen, welche die Bilder durchziehen und an Störungslinien beim Spulen alter VHS-Kassetten erinnern. Sie teilen die Bildwelt ein, in s/w und Farbe, in Stillstand und Bewegungsunschärfe. Und mittendrin das Grammophon, ein Symbol für Nostalgie und Unsterblichkeit der Musik. Das Grammophon findet man auf fast jedem Teil der Gestaltung, sogar die CD ist im Design einer Schellackplatte und beginnt und endet mit dem typischen Knistern einer alten Vinylscheibe.
 
Thomas: Die Gothic-Schiene habt ihr verlassen. Welche Schublade darf es denn jetzt sein? Ausnahme-Progressiv-Metal würde ich sagen. Irgendwelche Proteste?

Marco: Hmm, naja, ein bisschen Gothic ist wohl noch drin, aber halt auch ganz viel anderes.
Schubladen sind hier wohl fehl am Platz, aber Prog-Metal trifft's wohl am besten, wenn man
diesen für mich wertvollen Begriff für uns verwenden will... es sei dir gestattet.

Thomas: Ruth nannte dich bei der Bandvorstellung "Chef". Ich dachte, einen solchen gibt es nicht mehr bei euch...

Marco: Hihi, tja schade eigentlich. Ich bin halt der Gründer und Teil der Kreativabteilung. Aber das war's dann schon. Alle ziehen am selben Strang und arbeiten für den gemeinsamen Erfolg, wozu dann einen "Chef"?

Thomas: Neben der grandiosen Musik gibt es bei euch einen weiteren Schwerpunkt: Die Texte! Fast möchte ich vermuten, dass in diesem Bereich nicht weniger Arbeit dahinter steckt. Sogar an "Das Marmorbild" von Eichendorff habt ihr euch herangewagt. Wie kommt man auf so eine Idee?

Marco: Das ist meine Lieblingsgeschichte und als "Mirror Waters" entstand, mußte ich an die
Erzählung denken. Die Atmosphäre des Songs ist die der Geschichte sehr ähnlich, zumindest für mich. So kam die Idee auf und wurde umgesetzt. Dieser Song ist der erste von uns, der auf einen Textinhalt zurecht geschnitten wurde. Das heißt, der Spannungsbogen wurde musikalisch nachkonstruiert bzw. interpretiert. Jeweils mit dem Versuch, den entsprechenden Textabschnitt passend und unterstützend zu untermalen.

Thomas: Zurück zur Release. Nix gegen das Konzert in Ober-Beerbach am 8. August - aber in Hanau konnte sich die gesamte Truppe derart steigern, dass die Frage erlaubt sein muss, wie das überhaupt möglich ist!?

Marco: Ich denke, dass wir selten soviel Lust hatten. Das könnte eine Erklärung sein. Aber es wäre ja auch traurig, wenn man sich nach einer gewissen Zeit nicht zu verbessern vermag, oder?

Thomas: Das neue Album habt ihr komplett gespielt und neben den beiden Klassikern "Morning Dew" und "Moonlight Dance" die Schatzkiste geöffnet und gleich noch zwei brandneue Songs präsentiert: "Silencer" und "Patience"!!! Und ich kann nur sagen, dass sich Opalessence gleich wieder mit sich selbst multipliziert hat! Geht das etwa weiter so? Was ist geplant? Manifestiert sich am Horizont gar schon jetzt die dritte Veröffentlichung???

Marco: Also "Patience" ist ein eher alter Song, entstanden zu Zeiten von "Weeping willow's
weeping", also noch vor der neuen Formation. Wir haben das Teil nur noch nicht aufgenommen.
Ich schrieb es für meine Freundin! Silencer hingegen ist ganz neu und bestimmt der Anfang
eines neuen Albums, was aber in fernster Ferne liegt.

Thomas: Bleibt nur noch zu sagen: Danke für das geile Konzert! Farewell The Legacy - es lebe Opalessence! Die Zukunft hat gerade begonnen...! Viel Glück und danke für's Interview!

Marco: Es ist immer wieder schön mit dir zu quatschen. Bis bald!

 



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