2. JAMAICAN REGGAE FESTIVAL
10.+11. Juni 2005 in Kandel
Nü ja, das wird jetzt kein Konzi-Bericht im üblichen Sinne, denn erstens haben wir nicht alle Bands sehen können und zweitens ist mir keiner der Herrschaften bis dato auch nur annähernd bekannt gewesen (doch das Internet hilft schnell weiter, und plötzlich sieht das ganz anders aus...). Was soll ich also groß schreiben? Dazu kommt noch, dass mit dem Tod von Bob Marley am 11.05.1981 irgendwie meine Reggae-Phase vorbei war. Ich erinnere mich noch an ein größeres Event auf der Loreley, wo sich u.a. Peter Tosh die Ehre gab. Es war musikalisch gesehen natürlich phantastisch, leider gab es aber hinter den Kulissen größere Probleme, da Herr Tosh sich von allen Weißen, ja gar von Musikerkollegen, vehement abgrenzte und somit für einigen Wirbel sorgte...
Dies ist eine gute Überleitung, denn genau diese Art Unfrieden gab es auf dem JAMAICAN REGGAE FESTIVAL nicht! Bereits zum zweiten Mal gastierte das Festival auf dem Adams-Hof Gelände in Kandel (bei Karlsruhe) und es sollte eine Demonstration des Friedens und der Einigkeit werden...
Es wurde z.B. mit dem Vorurteil aufgeräumt, Weiße könnten keinen Reggae spielen. Wenn dies auch noch niemand Geringerer als P.A.T. (Patrick Merchant) lautstark und demonstrativ auf der Bühne (Samstag, 11.06.05) verkündet, dann ist das schon eine verdammt "positive Vibration" - zumal die vorangegangene Band HEAD CORNER STONE den eindeutigen Beweis hierzu vorgelegt hat.
Der Charme kleinerer Festivals ist einfach nicht zu schlagen. Die fast heimelige Atmosphäre ist kaum zu toppen. Stets behält man die Übersicht und kommt sich fast wie ein Mitglied einer Art Großfamilie vor, die in ihrem Dorf eine zünftige Fete abfeiert!
Den sehr privaten Charakter der Veranstaltung verdeutlichte vor allem MM Storm (Malcom Magaron), der sich als ausgesprochen ausdrucksstarker Rufer in der Wüste entpuppte. Seine einfachen, aber mit Nachdruck vorgetragenen Statements gegen Hass, Krieg und Unterdrückung waren sicherlich eines der vielen Highlights. Sein bescheidener Solo-Auftritt schien die Massen zu elektrisieren und ich bin mir ganz sicher, dass jeder einzelne Festivalbesucher innehielt, um seine Botschaften zu
hören.
Ein (weiterer) Höhepunkt war selbstverständlich (auch) P.A.T., der mit seiner "We Remember Bob Marley Show" für eine Gänsehaut nach der anderen sorgte! Stimmlich mit dem Original in keinster Weise vergleichbar, lieferte Patrick Merchant (der 1998 mit den WAILERS als Leadsänger tourte!!!) mit seiner EXODUS Band dennoch eine Glanzleistung ab, die sich vor allem auf einem fundamentalen Bassteppich begründet!
Die weiteren Bands möchte ich mit einer schlichten Aufzählung bedenken, sorry. Der Vollständigkeit halber hier die komplette Truppe:
MM STORM MOVEMENTS KP CREW feat. RUFFHOUSE MACKA B & THE ROYALE ROOTS BAND HEAD CORNER STONE WE REMEMBER BOB MARLEY SHOW feat. P.A.T. ZOE AND BAND JAMAICA PAPA CURVIN
Auf alle wettermäßigen Eventualitäten war man ebenfalls bestens vorbereitet. Jede Menge Schirme und mehrere Großzelte hätten im Notfall bereitgestanden und waren so genial angeordnet, dass bei Regen erstens niemand nass geworden wäre, und zweitens auch noch freie Sicht auf die Bühne möglich gewesen wäre!
Beeindruckend auch die diversen Altersklassen der Besucher. Vom schreienden Säugling bis zur flippigen Oma, letztere natürlich mit meterlangen Dreadlocks, war alles vertreten. Zwei der jünsten Fans schafften es sogar, die Bühne zu entern! Die Reggae-Fans waren natürlich in der Überzahl, was optisch ja sehr unzweifelhaft zu erkennen ist. Es haben sich aber auch "Fremde" untergemischt. So haben wir beispielsweise den einen oder anderen Metaller ausmachen können. Eine Handvoll Rapper hatten sich ebenfalls verirrt, und eine Sonderstellung nahm wohl "Clint Eastwood" ein, der selbstverständlich recht einsam daherkam...
Negatives gab's auch, aber die Kritiker waren sich in allen (wenigen) Punkten schnell einig. Auf einem Campingplatz das Mitbringen
von Essen und Getränken zu verbieten, ist mehr als ein schlechter Witz!!! Sicherlich wollte der Adams-Hof mit diesem kleinen Kunstgriff massig Leute in sein riesiges Bierzelt locken. Das wäre auch sicherlich gelungen, wenn nicht einerseits viele ihren Proviant einfach reingeschmuggelt hätten und andererseits das musikalische Angebot im Bierzelt nicht so abgrundtief grauslig gewesen wäre!
Zweifellos muss auch die Kasse besser besetzt sein und nächstes Jahr sollten dann die auf anderen Festivals üblichen Papierbändchen eingeführt werden. Gemeine Kabelbinder sollten lieber im Baumarkt verbleiben... und somit würde auch das riskante Kürzen derselben unterbleiben. Ist schon haarsträubend,
wenn einem in unmittelbarer Nähe der Pulsadern mit einer (stumpfen) Schere herumgepfuscht wird...!
Noch etwas zur Organisation: Happihappi war gut, passte in seiner typisch deutschen "Vielfalt" aber zum gegebenen Anlass nicht wirklich. Die Preise konnten sich aber, im Vergleich zu anderen Events, durchaus sehen lassen. Wichtig für Kinder, die nicht unbedingt die musikalischen Vorlieben ihrer grün-gelb-rot-verzierten Eltern teilen: Diese haben außerhalb des Festivalgeländes erstens viel Auslauf und zweitens einen Spielplatz zur Verfügung...
Fazit: Peace in der Vorderpfalz! Kleines aber feines Festival für Reggae-Insider und solche, die es noch (oder wieder) werden wollen!
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