Interview

THE LEGACY - Interview (Ende Mai 2001)

Thomas: "Die Musik von The Legacy befindet sich irgendwo zwischen Anathema und Theatre of Tragedy". Dies ist eine der Schubladen, in die man Euch gesteckt hat. Ist das OK für Dich?

Marco: Naja, Schubladen sind dafür da, Musik besser an die entsprechenden Zielgruppen verkaufen zu können. Deshalb bezeichnen wir unsere Musik als progressiven, emotionalen Gothic-Metal. Diese "Schublade" ist ok, aber für mich bedeutet Musik schreiben einen stetigen Prozess zu durchlaufen. Das heißt, sich auf neue Stile einlassen und experimentieren, die Musik parallel zu sich selbst reifen lassen. Da können Schubladen schon einschränkend wirken oder ziemlich oberflächig wahre Innovationen unter Wert verkaufen.

Thomas: Die Geschichte mit dem verpatzten Auftritt am 10.06.2000 in Offenbach, wo ihr als Vorgruppe von ANATHEMA spielen solltet, ist einfach unglaublich. Nina hat dich im Regen stehen lassen und ich frage mich, wie man so einen Schlag ins Gesicht jemals verkraften kann. Bist du inzwischen darüber hinweg oder tobt der Groll noch immer in dir?

Marco: Hmmmm. Darüber habe ich schon lange nicht mehr nachgedacht. Es war schon sehr hart für mich, aber ich habe auch genauso harte Konsequenzen aus dieser Geschichte gezogen - schließlich existiert die alte Band nicht mehr. Damals hat sich ein großer Traum in Luft aufgelöst, aber ich habe das Träumen nicht verlernt! Noch ist nicht aller Tage Abend!

Thomas: Wie sieht's aus mit Ninas Schulchor? Hat der inzwischen eine CD rausgebracht? Besteht überhaupt noch Kontakt zu Nina und den anderen Ex-Bandmitgliedern, oder stehen die jetzt für immer und ewig auf deiner schwarzen Liste?

Marco: Ich habe keinen Kontakt zu Nina, sie braucht mich nicht - ich brauche sie nicht, so ist das halt. Für sie war das Ana-Konzert eben nicht so wichtig wie für mich. Mit den anderen läuft's genauso. Der Drummer wohnt jetzt in der Schweiz, der Gitarrist ist spurlos verschwunden und mit Thomas M., dem Basser, telefoniere ich ab und zu. Unser Verhältnis ist gut, er war ja auch am längsten mit dabei. Musikalisch geht er nun aber seine eigenen Wege, ebenso der Keyboarder.

Thomas: Hast Du nach Auflösung der Gruppe jemals daran gedacht, das Projekt ganz aufzugeben?

Marco: Eigentlich nicht. Dafür ist mir die Sache zu wichtig. In der Musik von THE LEGACY steckt sehr viel persönliches von mir, dazu noch viel Arbeit und doppelt so viel Spaß! Mehr brauche ich dazu wohl nicht sagen.

Thomas: Bitte stelle die neuen Bandmitglieder kurz vor.

Marco: Ok. Da haben wir die neue Sängerin Ruth. Sie hatte auch schon mit Agathodiamon zusammen gearbeitet. Andy, der neue Drummer, spielt außerdem bei Mystik Circle. Beide sind ebenfalls in der Darmstädter Black-Metalband Asaru tätig: Also Vollzeitmusiker. Dies bezieht sich aber nicht nur aufs Black-Metal-Genre, beide haben viel mehr zu bieten, sie passen gut zu THE LEGACY! Dann haben wir noch Gerrit, die Schwester von Ruth, an der Querflöte und am Saxophon. Ja, Saxophon! Weiter geht's mit Robert am Bass, er ist mit 24 der Älteste der Band. Zuletzt ist da noch Max an der 2.Gitarre. Es fehlt nur noch der Keyboarder. Seht dies als einen Aufruf an!!!

Thomas: Mich würde brennend interessieren, wie Du mit einem komplett neuen Line-up in Zukunft arbeiten willst, denn die Messlatte liegt mit Withering Blossom ja ausgesprochen hoch! Geht es in derselben Richtung weiter, oder wird es einen völlig neuen Sound geben?

Marco: Nun, da die Musik sowie die Texte meinem Kopf entsprungen sind, gibt es in diesem Sinne keinen großen Umbruch. Die neuen Musiker sind einfach besser, das heißt, es gibt viel mehr Möglichkeiten in der Ausarbeitung der Songs. Natürlich sind es andere Einflüsse, mit denen ich es nun zu tun habe, aber das ist rein positiv zu seh'n. Das musikalische Potential war bei "Withering Blossom" ziemlich ausgeschöpft. Jetzt kann neu begonnen werden. Der Sound hat sich schon etwas geändert, aber THE LEGACY bleibt THE LEGACY. Obwohl, wir überlegen gerade, ob THY LEGACY nicht besser klingt.         

Thomas: Neuerdings gibt es auch ein Saxophon in der Band. Erzählst Du uns was darüber?

Marco: Wie schon erwähnt, spielt unsere Flötistin Gerrit auch Saxophon. Da ist es doch klar, dass dies sofort integriert werden muß. Aber es wird nur eine sehr kleine Rolle in der Musik spielen, vergleichbar mit der Geige auf "Withering Blossom".

Thomas: Ihr probt im Keller deiner Oma. Mag sie eure Musik oder ist sie einfach nur schwerhörig?

Marco: Ich habe mit der damaligen Band im Keller meiner Großeltern geprobt. Meine ganze Familie ist musikalisch und sehr stolz auf meine Arbeit. Deshalb ist das nie ein Problem gewesen. Es war eine echt coole Zeit! Man war sehr unabhängig und ich wurde immer gut durchgefüttert. So sind nun mal Omas, unbezahlbar. Manchmal denke ich, meine Eltern und Großeltern sind die größten LEGACY-Fans. Nun proben wir in einem Mietproberaum in Darmstadt. Ist jetzt irgendwie alles anders!

Thomas: Musik und Texte waren in der Vergangenheit hauptsächlich dein Part. Wird das so bleiben?

Marco: Ich hoffe! Naja, nicht unbedingt. Ich arbeite mit tollen Musikern zusammen. Sie haben gute Ideen, vor allem Max (Leadgitarre) bereichert das Songwriting erheblich! Es ist eigentlich so: Ich schreibe den Song und zeige den Kram dann der Band im Proberaum. Jeder gibt seinen Senf dazu oder interpretiert meine Vorlagen anders. Dann klingt's nach ein paar Proben immer cooler, bis nach dem Feinschliff die Sache steht. Und das Endprodukt klingt nicht immer so wie das, was ich zu Anfang angeschleppt hatte. Und das ist gut so. Was die Texte angeht, bin ich allein dafür verantwortlich. Heute mehr als damals.

Thomas: Nochmal zur letzten CD zurück. Die schreit ja geradezu nach einer Fortsetzung. Wie sieht also die Zukunft von The Legacy aus? Gibt es neues Material? Werdet ihr die alten Songs je noch einmal spielen, oder sind die jetzt auch tabu? Und wie sieht es überhaupt mit der künftigen Live-Präsenz aus?

Marco: Die Fortsetzung von "Withering Blossom" wird wahrscheinlich "Weeping Willows Weeping" heißen (Gruß an Darren White). Es gibt schon einige Songs dafür, aber durch das Fehlen des Keyboarders ist das Proben sehr gehemmt und an Live-Auftritte ist nicht zu denken. Wenn wir aber wieder auf der Bühne stehen, gibts auch viel von der alten Scheibe zu hören! Songs wie Moonlightdance oder die 2 Withering Blossoms sind für mich Kult und werden dies auch bleiben!

Thomas: Sind Proben ohne Keyboard (die Nachfolge ist ja noch immer nicht geklärt) überhaupt möglich?

Marco: Das ist so ne Sache. Die alten Songs hat die Band nun schon längst intus und wir sind reif für die Bühne. Da kommt schon Frust auf, wenn das von einer einzigen Sache abhängt. Proben an sich geht schon, da die Musik recht gitarrenlastig ist. Trotzdem nervig!!!

Thomas: Dein größtes musikalisches Vorbild sind Anathema. Sonst noch jemand? Und wie entwickelst du deine Texte? Withering Blossom I+II hört sich nicht gerade an wie eine erfundene Geschichte...

Marco: Schön, dass du nach meinen Texten fragst. Aber zuerst zu den Vorbildern. Ich bezeichne mich nicht als Metalfan, da ich Klischees hasse und von denen gibts leider zu viele im Metalbereich. Deshalb gibt es recht wenige Bands, die mich wirklich umhauen und somit auch beeinflussen. Zu Anathema brauche ich wohl nix mehr sagen: Zum Heulen schön!!! Da gibt's dann noch folgende Bands für mich:
The 3rd and the Mortal, Opeth, Amorphis, My Dying Bride, Celestial Season und ältere Tiamat. Moment, KoRn rocken auch das Haus! Es ist ehrliche und melancholische Musik, die mich inspiriert! Nun zu den Texten: Erstens bin ich ein romantischer Typ mit einer großen Vorliebe für Lyrik. Ich hoffe, das merkt man hier und da. Zweitens kann ich beim Texte schreiben am besten meine Gefühlswelt reflektieren. Also eine Art Selbsttherapie, wenn du verstehst, was ich meine. Die Withering Blossom-Thematik hat ihren Ursprung in einer sehr unglücklich geendeten Beziehung. Da gab es mal eine Frau, nun, sie hat mich nach 2 1/2 Jahren voller Glück einfach so verlassen und ich habs nie verstanden. Toller "Doom"-Stoff, was? Die Texte spiegeln meine Gefühle wieder, die ich in der entsprechenden Zeit durchlebt habe. Manchmal höre ich mir "Farewell my beloved" (Withering Blossom 1) an und mir kommen die Tränen. Aber nicht jeder Text beschäftigt sich mit dieser "Katastrophe", ich habe es sogar geschafft, Liebeslieder zu schreiben, die nicht einer Verflossenen gelten: Moonlightdance z.B.. Im Moment geht's mir sowieso blendend. Dies wird man bei den neuen Songs dann vielleicht auch merken.  

Thomas: Vielen Dank Marco, dass du dir die Zeit für das Interview genommen hast. Wir wünschen dir und deinen Leuten viel Glück für die Zukunft und wir würden uns freuen, bald wieder etwas von euch zu HÖREN!!!

Marco: Ich bedanke mich fürs zuhören (lacht). Euer Interesse ehrt uns und wir versuchen so schnell wie möglich einen Keyboarder zu finden, damit es Live und auch im Studio weiter geht. Ich kann eins versprechen: Wenn die neue Platte rauskommt, gibt's einige Überraschungen!!!
 

 



(Überarbeitet: Maria Diemer, Dez. 2004)

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