Musik

Interview mit WIRKSYSTEM


© Wirksystem"Mainstream" ante portas! Will heißen: Die nächste Platte von WIRKSYSTEM steht uns bevor. "Mainstream" (Release: 10.02.2007) heißt sie ... und es ist nach "Zehn" der ELFTE Longplayer der Pforzheimer Kapelle!! Was wir schon immer wissen wollten, aber nie zu fragen wagten, tun wir jetzt endlich ...

Thomas: Tag Herrschaften! Wer rastet, der rostet, sagt man. In diesem Zusammenhang dürfte es bei euch nicht den Hauch einer Spur von Korrosion geben ...

Christopher: Ja, also.. es gibt Menschen, die meinen, wir würden unsere Tonträger nur so herauskotzen. In gewisser Weise mag das stimmen, weil wir einfach wirklich ständig neue Musik machen. Aber nur ein kleiner Teil davon landet auf unseren Tonträgern, also ein wenig mehr Konzept als gewöhnliches Übergebenes hat unsere Musik ganz gewiss.

Thomas: Niemand geht euren Weg. Warum ausgerechnet ihr? Wem fällt so etwas ein???

Christopher: Ja, die Sache mit dem Brennen ... wir hatten schon immer ein Faible für Flammen! Eigentlich geht doch jeder den Weg, nur vielleicht nicht in solcher Konsequenz wie wir. Wir schauten uns ein wenig um im „Musikbiz", und nach kurzer Zeit kam der Brechreiz (wo wir wieder beim ersten Thema wären). Wer nimmt sich das Recht, Musik nur anhand von Verkaufszahlen zu bemessen?

Thomas: Keine Band der Welt bietet alle ihre Alben zum kostenlosen Download an. Nicht wenige dürften euch für komplett irre halten. Ich darf unterstellen, dass euch das am Allerwertesten vorbei geht, gell?

Christopher: Ja. :-) Denn so krank sich unsere Idee anhören mag, wir glauben noch an das Gute im Menschen. Erst geben, dann nehmen (bzw. dann wird einem gegeben).

Thomas: Profitgier ist für euch ein Fremdwort. Ihr macht die Sache aus Spaß, wie ihr immer wieder betont. Trotzdem muss man ja von was leben. Von was denn zum Beispiel ... ?

Christopher: Das schnelle Geld, wir suchen es nicht in der Musik. Unsere Fans werden mehr und mehr, zum Großteil dank mp3s und Co. Wenn die Leute dich kennen (und hoffentlich auch mögen), und du dadurch volle Konzerte rockst, hast du auch entsprechend Gagen und entsprechend Merch-Verkäufe. Eigentlich ganz einfach. Die Gier ist das, was die Musik so zerrüttet hat, wir versuchen uns davon zu lösen.

Thomas: Die Konzis sind ja, im Gegensatz zu den Tonträgern, nicht kostenlos. Kommt ihr so auf eure Kosten? Geht die Rechnung auf?

© WirksystemChristopher: Wo geringe Investitionssummen nötig sind (am Anfang sind da ein paar Jungs mit Gitarren und Drums, die ihr Ding durchziehen und kein Makeup und Special-Coaching wollen), kommt man schnell wieder auf seine Kosten! Wir müssen nicht den Benz vom Chef und das Gebäude unserer „Firma" mit unseren Einnahmen tilgen.

Thomas: Kritik seid ihr ja gewohnt ... auch und vor allem, was die Texte angeht. Von "kindlicher Naivität" ist da die Rede ...

Christopher: Mama, Mama, was gibt's heute zu essen?

Thomas: Ich würde eher von einer Verwirrung der Gefühle ausgehen. Außerdem sind die Texte gar nicht von euch ... ich schätze mal, sie werden euch vom Leben diktiert ...

Christopher: Was kann man da noch hinzufügen? Thomas hat es begriffen!

Thomas: In euren Songs geht es oft um Gegensätze. "Feuer und Eis sind wir zugleich" ...

Christopher: Das ist es, was das Leben ausmacht ... das Auf und Ab. Das Geben und Nehmen. Das Gewinnen, und das Verlieren.

Thomas: In "Hass mich" geht es um das Loslassen. Unvermeidlich, wenn die Liebe geht. Aber wehe, wenn man die Person, die man loswerden wollte, plötzlich vermisst ...

Christopher: Geschichten, wie sie das Leben eben schreibt, ich kann dem schwer noch was hinzufügen, wie gesagt!

Thomas: Bei WIRKSYSTEM läuft einiges anders herum. Wie definiert ihr z.B. Erfolg?

Christopher: Wirklichen Erfolg hast Du dann, wenn dein Herz glücklich ist. Der Rest ergibt sich daraus.

Thomas: Träume sind Schäume, haben unsere Eltern immer wieder gepredigt. Dem habt ihr Grundsätzliches entgegenzusetzen, nehme ich an ...

Christopher: Ja, denn es gibt Momente im Leben, in denen es die Träume sind, die einen weiter tragen.

Thomas: Euer Bandname hat etwas mit einem "Deo" zu tun, wenn ich richtig informiert bin?

Christopher: Ja, sagen wir so ... wir hatten neben unserem Proberaum (in dem wir übrigens seit weit über 10 Jahren proben, mittlerweile hat sich noch unser kleines Studio dazugesellt) einen Nachbarn. Damals (so etwa 1993) waren wir, wie so viele, auf der Suche nach DEM Namen für unsere Band. Dieser Nachbar meinte, es würde nach der Probe immer so müffeln, und ein entsprechender Name (24h ..) könnte da vielleicht helfen. Der Thomas (so hieß der gute Mann) ist mittlerweile nicht mehr unser Nachbar, aber ich glaube nicht wegen unseren unglaublichen Ausdünstungen, haha ... auf jeden Fall fiel dann das 24h weg, um größer auf den Plakaten zu stehen (jaja, die Gier), und somit ward WIRKSYSTEM geboren!

Thomas: Angefangen habt ihr als Schülerband, und damals war "Funpunk" angesagt. Wie mutierte das zum sog. "Nu-Metal"?

Christopher: Wenn man sich vor Augen hält, dass wir damals um die 13 Jahre im Durchschnitt waren, war „Fun-Punk" ein logischer Anfang. Wir fanden alle Offspring, Dog Eat Dog, Hosen, usw. supercool! Aber da kamen dann auch noch Schweisser, Fear Factory, koRn(!!!), die uns faszinierten. Wir rockten einfach fröhlich drauf los, und so, wie wir älter wurden, wurde unsere Musik härter und grooviger!

Thomas: Für Schubladendenker käme da noch Alternative oder Melodic Crosscore in Frage - ich nenne eure Musikrichtung einfach "Wirksystem". Einverstanden?

Christopher: OK :-)

Thomas: Seit 1995 habt ihr sage und schreibe ZEHN Alben veröffentlicht. Eine Ochsentour, die seinesgleichen sucht. Das zeugt von einer ungeheuren Energie.

Christopher: Wenn einem etwas einfach nur Spaß macht, dann kommt die Energie aus der Sache an sich! Eine Ochsentour war das nicht!
© Wirksystem
T
homas: Neben "Zehn" habt ihr dieses Jahr auch noch die "Brennvorlage" veröffentlicht. Sie bietet neben Songs der letzten drei Alben auch einen Einblick in SHLAGWERK, dem Solo-Projekt von Drummer Christopher. Genial schräge Nummer übrigens! Besteht die Chance, mal ein komplettes Album von SHLAGWERK auf die Ohren zu bekommen?

Christopher: Da musst du mein Management fragen ... HAHA! Nein ... Spaß beiseite! Tatsächlich hatte ich schon einige Ansätze, mal ein Album zu releasen ... und es gibt so viele Songs, die nur darauf warten. Aber ... Wirksystem geht mir momentan vor; schreit ganz einfach lauter nach einem Shlagwerk-Album und ihr bekommt eins, EHRENWORT! Auch gerne eine Live-Tour!

Thomas: Nennt uns doch bitte ein paar aktuelle Zahlen. Wie oft wurden welche eurer Alben schon heruntergeladen?

Christopher: Knapp eine viertel Million Downloads von Songs und knapp 30000 komplette Alben letztes Jahr.

© WirksystemThomas: Was könnt ihr uns vom nächsten Album verraten? Weshalb der Titel "Mainstream"? Eine Anspielung vielleicht ... ?

Christopher: Genau wird das neue Album sich so schimpfen: „Mainstream – ja, auch für DICH! (Teil1)". Sich das Ganze einfach mit einer tiefen, wohlklingenden Verkäuferstimme vorstellen. ;-)

Thomas: Leider konnte ich euch noch nie "live" bewundern. Auch da scheint einiges anders zu laufen. Das Schlagzeug soll VORNE stehen, wie man hört ...

Christopher: Das kam ganz einfach: Zu verwirrte Zuschauer auf der Suche nach dem Sänger ... dann haben wir das Drumset nach vorne gestellt und die Leute bekamen, was sie wollten.

Thomas: Apropos, wie gehen die "Livehaftigkeiten" weiter? Was geht 2007 ab?

Christopher: Ab April gibt's Clubs, ab Juni Festivals :-) Da freuen wir uns saumäßig drauf! Zu lange im Proberaum gewesen, langsam fängt der wieder an zu stinken!

Thomas: Sind wir zu zart und das Leben zu hart?

Christopher: Wenn man ab und an mitschreit, sich bewusst macht, was man hier hat, dann ist das alles halb so wild :-)

Thomas: Wie sieht es mit der Menschheit aus? Kommt der große Knall oder nicht?

Christopher: Vor lauter Global Warming ist der Schnee dieses Jahr weg geblieben, so ein Mist!

Thomas: Wenn morgen unser letzter Tag wäre, was würdet ihr dann heute noch tun?

Christopher: So weiter wie bisher.

Thomas: Ok, dann bedanke ich mich sehr herzlich für das Interview und die Zeit, die ihr euch dafür genommen habt. Wir sehen, lesen und hören uns! Das letzte Wort gehört euch ...

Christopher: Ich liebe Magazine, die sich wirklich mit der Materie beschäftigen!!! Vergesst nie, nur wer selbst brennt, kann die Herzen anderer entfachen.


www. wirksystem.com
www.myspace.com/wirksystem


Thomas Lawall - Januar 2007
© TOM UND MARYS WEBZINE

 

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