HEAVEN'S CRY "Primal Power Addiction" (2002)

Hard-Schachtel-Prog


HEAVEN'S CRY - nie gehört? Na macht doch nichts. Schließlich haben wir alle mal im Sandkasten angefangen...

Die Kanadier haben echt die Ruhe weg. Sechs Jahre sind seit dem Debut "Food for tought substitute" (1996) vergangen, bis September 2002 endlich der Nachfolger erschienen ist. Obligatorische Probleme mit der Plattenfirma, Mamagement und Besetzungswechsel dehnten die Zeit. Außerdem haben die Jungs vom Cover bis zur Musik diesmal alles selbst produziert. Und das dauert eben. "Gut Ding will Weile haben" ist 'ne verstaubte Redewendung, bekommt aber in Zusammenhang mit diesen Prog-Akrobaten neuen Glanz. Denn was diese Weichholzhackerbuben (was hier keinesfalls als Kritik verstanden werden soll) mit dem neuen Album abliefern, passt so schnell nicht mal in meine verwöhnten Gehörgänge!
Vordergründig fallen zwei Exklusivitäten auf. Die Band leistet sich zwei Lead-Sänger und gleich drei Gitarren! Was keineswegs heißt, dass Mr. Auclair am Bassholz etwa darunter leiden müsste. Im Gegentum, denn der Knabe behauptet sich trotz der (nur zahlenmäßig) überlegenen Gitarrendominanz ähnlich heftig wie der gute alte Chris Squire, seines Zeichens die unverkennbare Bassline von YES.

Außerdem hat dieser Sound eine glasklare Transparenz - es gibt keinerlei Haupt- und Nebenrollen! Schon wieder eine Gemeinsamkeit mit YES - und überhaupt drängen sich eine Menge, wenn auch rein "theoretische" Gemeinsamkeiten auf. Musikalisch gibt es keine Berührungspunkte.
Bestes Beispiel hierfür mag "Divisions" sein. Dominanter Bass, mehrstimmiger Gesang, komplex verschachtelte Purzelbaum-Gitarren-Breaks in dreifacher Ausfertigung kreuz und quer übereinandergelegt - ständig wechselt der Rhythmus - total genial - DAS könnte ich mir tausend Jahre anhören!!!

Raffiniert verstecken HEAVEN'S CRY Einflüsse und Verbindungen zur Prog-Szene der 70er, wagen aber nicht die Spur einer Kopie! Das hat dieses progressive Überraschungs-Ei auch gar nicht nötig!
Marke Seltsam ist aber das MIDNIGHT OIL-Cover "Beds are burning"! Mich beschäftigt in diesem Zusammenhang aber eher die Frage nach dem Sinn, als die Qualität der Interpretation...

Fazit: Ein Imperium von außerordentlich gewagten Songstrukturen, Lichtjahre jenseits des Mainstream-Universums! An alle Schwarzwurzeln mein Rat, einfach vor dem nächsten Besuch beim Ohrenarzt mal reinhören - vielleicht ist noch was zu retten!

Thomas Lawall - März 2003 (Überarbeitet im November 2004)
 

Tracklist:

01. 2k awe tick
02. Masterdom´s profit
03. A new paradigm
04. Divisions
05. A higher moral ground
06. Komma
07. Remembrance
08. One of twentyfour
09. Waves
10. The inner stream remains
11. Beds are burning

Line-up:

René Lacharité: Drums
Sylvain Auclair: Vocals, Bass & Funkyfingers
Olaf Quinzanos: Freehand Guitars
Pierre St-Jean: Vocals, Guitars
Eric Jarrin: Guitars

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