CD-Review

DAWEDDA "Olwa" (2000)

Cover-Brett Hellebarden


Meine sehr verehrten Damen und Herren, Pharisäer und Schriftge-leer-te, hier kommt die ultimative Quer-Platte des Monats - ach, was sag' ich - des Jahres - Quatsch - ... das ist DIE Quer-Platte ÜBERHAUPT!!!

Dawedda iss kur-pfälzisch und bedeutet so viel wie dagegen - aber im Sinne von werfen! Nix verstehen? Ein Beispiel: Wirft man einen Gegenstand (z.B. die neue CD von Manowar) gegen die Wand, so wirft man denselben "dawedda". Alles klar? "Olwa" bedeutet so was Ähnliches wie heftig. Haupt- und Sonderschüler würden sagen: krass!        

Also, ich denke mal, der gute alte Angelrippers Tom kann jetzt sein Kasperle-Theater dicht machen und im nächstbesten Alzheim die wohlverdiente Rente antreten, denn jetzt sind die Nachfolger da! Und zwar schon ziemlich lange. Sechs oder sieben Jahre etwa (grins). Anspruch und einziges Ziel war damals, die schlechteste Band der Welt zu werden. Leider gibt es die ja schon (Leningrad Cowboys). Nach spektakulär unspektakulären Wechseln im Line-Up, nach zweijähriger Pause und nach unzähligen Bierchen entschloss man sich zur einzig logischen Konsequenz, nunmehr die BESTE Band zu werden...

Diese verdammte Komikertruppe liefert einen Knaller nach dem anderen und ein wahres Feuerwerk an deftigen Überraschungen!!! So ne Art musikalische Worscht mit "U" (Uffschnitt!).
Astrid Lindgrens "Carlsson" würde sagen: "Der weltbesten Cover-Brett aller Zeiten!!!"
Musikalisch bieten die kreativen Pappnasen ein wüstes Crossover von BAP über Motörhead, Hot Chocolate, Kraftwerk, Boney M., The Police/Sting, J. Carter/Johnny Cash, Rolling Stones, und derlei Überraschungen mehr...

COVER-Bands sind ja nun wirklich nichts Neues. Aber die vollkommen abgefahrene Zusammenstellung dürfte seinesgleichen suchen. Allein die Songauswahl sorgt für einen Ablacher nach dem anderen. Und die Texte... Mal im Original und dann wieder völlig neu formuliert, zumeist in ebenso brachialer, wie simpler Gebrauchslyrik. Um in den vollen Genuss dieses respektlosen Theaters zu kommen, sollte man aber die jeweiligen Originale kennen!
Ein Granatenbeispiel hierfür ist "Idiotenmagnet", eine uralte Nummer von J. Carter, die einst Johnny Cash so genial interpretierte! Nur hieß das Liedchen damals "Ring of Fire"!!! Dieses alt-ehrwürdige Countrydenkmal zu stürzen und dann auch noch als schnellen Punk zu geben, ist a-b-s-o-l-u-t-e Weltklasse:

"Nerv, nerv, nerv,
du gehst mir voll auf die Eier
nerv, nerv, nerv
ich glaub du hast was am Seier..."

Ich lach' mich wirklich krank! Und das geht munter weiter so! Na gut, in dieser CD geht
es hauptsächlich nur ums Saufen, Mädels und andere Nichtigkeiten! Eigentlich nicht mein Ding. Und, ganz im Allgemeinen, die dämliche Mitmach-Stimmungsmucke schon gar nicht! (Ich sitz' halt lieber auf einer behindertengerechten Sitzgelegenheit -ohne Gips- und hör' einfach nur zu!)
Dawedda bringen das Party-Brett aber derart munter, frisch und unverbraucht auf die Matte, dass ich hier wirklich mit dem Note-Eins-A-Kärtchen lautstark wedeln muss!!!!

Ein paar weitere Beispiele aus dem bunten Melodienreigen:
Das "Model" kommt ohne Veränderungen im Text, dafür aber recht heavy rüber (wer macht da dauernd "Wau, Wau" im Hintergrund?!). Das Stück haben niemand Geringeres als die Erfinder des Techno geliefert: Kraftwerk! Die Umsetzung ist voll korrekt!!! Das volle Brett!
Kraftwerk, ihrer Zeit damals weit voraus, brachten das Teil allerdings mit dem Charme von Staubsauger-Vertretern auf die Bühne (die wie die Brücke von Raumschiff Entenscheiß aussah - bloß doppelt so groß). Meist standen sie, wie mit 16er-Schrauben am Boden festgedübelt, auf den kalten (metallenen) Brettern, die damals noch die Welt bedeuteten - völlig bewegungslos - aber derart innovativ musizierend, dass sich mir der Eindruck dünkte, mich in einer Art Zeitfenster zu befinden... Ich hörte die Musik der Zukunft in der Vergangenheit!!!!!
...Äh ja... Minimalste Bewegung gab's dann, als sie sich selbst so nach und nach durch völlig identische, lebensgroße Roboter ersetzten. Am Schluß haben bloß noch so Puppen auf der Bühne gestanden, und die haben dann von ganz allein gespielt. Ehrlich. Echt wahr! Aber wie soll das gehen? Oder waren DAS die Echten und die am Anfang bloß Attrappen oder... ach Scheiße - das gehört ja gar nicht in dieses Review...

"Spinner" frischt Erinnerungen an Hot Chocolate auf! "Jeder ist ein Spinner Baby auch du" (Ich hab' gereiert  vor Lachen ... ehemals "Every 1's a winner!")
Kaum die Restkotze verdaut, geht's mit der ehemals so überaus neuen deutschen Welle, Joachim Witts "Goldener Reiter" (verdammt, wer bellt jetzt schon wieder?) und "Eisbär" (von wem, weiß ich nich' mehr), gnadenlos weiter (Och nee - der Köter nervt!!!)...

Track 13 ist eine Frechheit. Gut so!!!! Eine schönere Rache für den unsäglichen "Daddy Cool" von den ebensolchen "Boney M" kann es gar nicht geben: "Blut im Stuhl, ich bin doch gar nicht..."

Heftigst sind auch Trödel-Kultrocker Stones vertreten, mit einem durchaus sozialkritischen Beitrag "Dreck" ("Paint it Black").

Mit neuem Schwung wird auch The Police - Stings "Every breath you take"- ausstaffiert: "In Doi Fress ich tret ... ich brech dir jede Grät...!

Absoluter Überraschungsbrüller ist Track 19 "Käh Gschlechtsverkehr"!!!! Eine Abrechnung mit BAPs indirektuellem Gymnasialsound. "Verdamp lang her" versank in gepflegter Melancholie und deshalb haben Dawedda das Ganze "etwas" aktualisiert: "... die Gummipupp im Arm..."

Mit "Was wollen wir trinken" wagt man am Ende den direkten Vergleich mit Onkel Tom. Das hat er fast genau so gut gemacht. Leider hat der Angelripper den Dudelsack vergessen und die falsche Marke säuft er noch dazu!

Pieps - quietsch... Per Dudelsack-Solo bendet D-Olli das omnipotente Werk mit Opus 23 "Hail Sack". Fast wird einem Weh ums Herz. Oder ist das schottische Kampfgebläse ne Art Vorwarnung für die nächste CD??? Na hoffentlich! Apropos, mir ist da ein Vorabinfo zur nächsten Scheibe in die Lauschlappen geflattert. U. a. soll es dann Textfragmentierer Westernhagen an den schmalen Kragen gehen. Aus "Freiheit" wird "Eichbaum"!!!!!

Schöne Abwechslung - mal ein Lied über Bäume...

Ferner eine Huldigung an Legende Lou Reed: "Wild Thing - das Lied ist Schwachsinn..."

Noch was zur Soundqualität. Die ist erstklassig! Und - ach so, jetzt hab' ich's kapiert! Der Dackel gehört zu Herrchen D-Olli und war draußen vorm Studio angebunden. Alles klar. Ich möchte wetten, der nervige Köter heißt "Didgeridoo"!


Thomas Lawall - Juni 2002 (Überarbeitet im November 2004)

(Dank an Hardgore-Fan Black-Scout Daniel Hülden für Bläckground-Informations,
Tree-Zitat und für den fakkschwonzgeilen Tipp überhaupt!!!)
 

 

Tracklist:

01: Seid Ihr fertig
02: Scheissegal
03: Rebellen
04: Die Ass Bum Pik
05: B3
06: Idiotenmagnet
07: Leck mich
08: Brave Buwe
09: Das Model
10: Spinner
11: Goldener Reiter
12: Eisbär
13: Blut im Stuhl
14: Verzerrung
15: Dreck
16: Voll Hass
17: Zerstörer
18: In Doi Fress isch tret
19: Käh Gschlechtsverkehr
20: Krieg im Kopf
21: Sauferei ins Koma
22: Was wollen wir trinken
23: Hail Sack

Los musicantes:

Markus: Geschrei
Kill: Kratze
Toni: Brutze und Yamaha SR 500
Andi: Wumme
Rik D.M.: Schepper
D-Olli: Rohr und Sack
Lumberjack Al: Farmer 38


Bandpage und Bestelladresse für die CD:

dawedda.de

Für Fragen, Kritik und Anregungen steht unser Forum zur Verfügung

Home News Literatur Gedichte Kunst Philosophie Schräg Musik Film Garten Küche Gästebuch Forum Links Impressum