CD-Review

SOULTHREAT - Herz aus Gold (2010)

Heavy-Metal



Ja was geht'n jetzt ab? Die Platte ist ja fast zu geil für mich, denn ob ich darüber was schreiben kann, glaube ich dann weniger. Höchstens ablassen könnte ich was. Oder abdrücken ...

Der Herr von und zu Pius Grave klatscht uns hier einen fundamentalen Heavy-Lappen um die Ohren, dass es eine wahre Freude ist. Ich hab gar nicht gewusst, das es so etwas noch gibt. Vor lauter Core-Zeug sieht man ja den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr. Und der könnte kauziger nicht sein. Es leben die harten Röcke und die guten alten Schwermetaller. Ganz im Zeichen der alten Garde musiziert der Jungspund aus Sachsen und gibt dem angestaubten Genre die Sporen. Das hat Schmackes, aber hallo!

Dabei kleistert der tapfere Sachsenkrieger seine Fettmucke ganz alleine auf die Tapete, was mir bei den ersten Hördurchgängen keineswegs aufgefallen ist. Sofort fällt eher eine saubere Erkenntnis in die erstaunten Lauschtrichter: der Mann singt ja gar nicht mal so englisch! Ganz im Gegentum, denn das scheint eher ziemlich deutsch zu sein. Selten so gehört. Krass, dass sich das endlich mal wieder jemand traut. Eingangs ist man etwas verstört, doch ebenso erfreut, denn sofort ist "Sturmzeit" angesagt. Papst Pius zeigt uns gleich mal, was ne Harke ist, und was passiert, wenn das Gaspedal bei Vollgas hängenbleibt. Und fröhlich brettern wir durch die Walhalla und gröhlen

"... die Zeit heilt die Wunden
tötet den Schmerz ..."

Womit ich hier jetzt aber mitnichten andeuten will, dass es sich bei dem vorliegenden Material um Sauflieder der Heavy-Dumpf-Fraktion handelt. Ganz im Gegenteil, denn der Anspruch ist durchaus gegeben. Gar breit ist das Spektrum, komplett nachzulesen im achtseitigen Booklet. Besungen werden menschliche Herdentiere, Leute, die Herzen und andere Organe "vergolden", einsame Nächte voller Sehnsucht, Missbrauch, Blutrausch und Menschen, die blind ihrem Heiland folgen:

"... und wenn mir jemand Schmerzen gibt
dann such ich Trost nur im Gebet
Ich halte alle Wangen hin
bis Blut läuft über's Doppelkinn ..."

"Christenkind" und "Gotteskrieger" sind mit die stärksten Songs der Scheibe, wobei "Leck mich" mühelos noch eins draufsetzen kann:

"Begreifst du meine Lieder nicht
Dann bleibt mir nur zu sagen
Verstehst du keine Ironie
Leck mich am Arsch fick dich ins Knie."

Das nenn ich mal ne klare Ansage. Alter Falter! Und damit es nicht langweilig wird, gibt es natürlich auch nackte Weiber. Auch ein schönes Thema, vor allem, wenn es um das "schönste Spiel der Welt" geht. Sogar eine Gebrauchsanweisung für solche Gestalten, die vielleicht noch nicht so genau durchblicken, liegt vor:

"Der Kompass zeigt nach Norden
Und er weist mir den Weg ..."

Nachdenklich wird es am bitteren Ende. "Mental Suicide" gibt uns zwei bis drei Portionen Fragezeichen mit auf den Weg und wenn das bärenstarke Getön verklungen ist, dürfen wir weiter an einer ganz persönlichen und individuellen Interpretation feilen. Starke Nummer, starke Platte - das Jahr fängt echt gut an!

Fazit: Amtliche Vollbedienung. Harte Wurst! Extrem arschbombenverdächtig!

 

Bewertung: 10/12
("Christenkind", "Gotteskrieger", "Leck mich": 11/12)

Thomas Lawall - Januar 2010

 

 

 

Tracklist:

01. Sturmzeit
02. Herdentier
03. Herz aus Gold 
04. Im Dunkel der Nacht
05. Felicity
06. Blutrausch
07. Christenkind
08. Gotteskrieger
09. Leck mich
10. Das schönste Spiel
11. Mental Suicide

Line-up:

Pius Grave: Guitars, synthesizer, bass, vocals, drums


www.soulthreat.de

www.myspace.com/soulthreat

 

 

 

 

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