CD-Review

ARCANA COELESTIA - Ubi secreta colunt (2007)

Experimenteller Doom-Black-Metal



Volltreffer. Für mich ist das vorliegende Werk eine der beeindruckendsten Scheiben der letzten Jahre. Ich darf mir eine solche Einschätzung erlauben, denn erstens habe ich von Musik keine Ahnung und zweitens interessiert das, was ich schreibe, eh niemanden. Mir aber völlig egal ... und wenn ich wüsste, dass morgen die Welt untergeht, würde ich trotzdem noch ein paar Zeilchen schreiben.

Inzwischen winke ich dankend ab, wenn mir Scheiben aus Italien angepriesen werden. Die Massenware in Richtung Power-Metal hat für nunmehr reichlich vorhandene Vorurteile gesorgt. Umso überraschter war ich, als ich von einer italienischen Kapelle hörte, die angeblich Doomiges mit Black-Metal und allerlei Experimenten verkuppeln soll. Nun liegt mir das aktuelle Werk "Le Mirage de L'Idéal" sowie der Erstling "Ubi secreta colunt" vor, der bereits 2007 das Licht dieser seltsamen Welt erblickte.

Das Debut des außergewöhnlichen Projektes ist mit das Eindringlichste, was mir in den letzten Jahren zu Ohren gekommen ist. (Deshalb wird auch seit längerer Zeit mal wieder eine ältere Scheibe unsere "Charts" stürmen.) Das Werk basiert auf dem Roman "Inferno, Legenden" (1897) von August Strindberg (1849–1912 - nicht 1819-1912, wie im Booklet irrtümlich angegeben), welchen nach einer Beziehungskiste Wahnvorstellungen und Depressionen quälten.

Die Musik entzieht sich üblichen Klischees und stellt im Prinzip mehr Fragen, als sie beantworten kann. Die genannten Elemente aus Doom- und Black-Metal sind unverkennbar, wobei (glücklicherweise) der Sound stark in doomwandlerische Schleichwelten tendiert sowie experimentelle Paralleluniversen kreuzt. Zudem regiert eine ebenso permanente wie hypersensible Ruhe vor dem Sturm. Eine Harmonie unter ständiger Bedrohung sozusagen. Ein Paradies im schwarzen Mantel - sanft und zerbrechlich. Diese Befindlichkeiten bleiben selbst dann erhalten, wenn die Hölle losbricht, denn über allem herrscht eine seltsame Magie, welche die depressive Grundausrichtung in ein verklärendes Dämmerlicht taucht, und die in der letzten Konsequenz auf gar keinen Fall von dieser Welt zu stammen scheint.

Es ist eine große Kunst, solche Gefühle und Bilder zu erzeugen, und das, was nie zusammenpassen kann, zu einer untrennbaren Einheit, zu etwas ganz Neuem, zu vereinen. "Ubi secreta colunt" klingt nach verdammt weit weg, und genauso fühlt man sich auch, wenn die Platte sanft ausklingt und sich in unendlichen Weiten zu verlieren scheint ...

Fazit: Weltferner Klangriese der Referenzklasse.

 

Bewertung: 12/12

Thomas Lawall - Juli 2009

 

 

Tracklist:

01. Cult of Solitude
02. Arcane Knowledge Revealed (Part I)
03. Arcane Knowledge Revealed (Part II)
04. Enigma Epitaph (a dirge in sculpture)
 

Line-up:

LS: Voice & Lyrics
MZ: Music, Guitars & FX


www.myspace.com/arcanacoelestia

 

 

 

 

 

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