UMPHREY'S McGEE "Safety In Numbers" (2006)
Jam-Rock-Phantasie
Das sechste Album der Jam-Akrobaten kommt etwas aufgeräumter daher als der schräge Vorgänger "Anchor Drops" (2005). Das chaotische Genre-Crossover ist nahezu restlos verschwunden, und allzu Progressives wurde diesmal ebenfalls nicht berücksichtigt... was nicht heißen soll, dass es sich etwa um leichte oder gar seichte Kost handelt.
Oberflächlich gehört schon, aber wer die Öhrchen spitzt, erkennt die raffinierte Struktur der "einfachen" Songs, die bis ins allerkleinste Detail ausgearbeitet sind! Das sind Ohrenschmeichler der allerersten Güteklasse. Bestes Beispiel mag Track 8 sein, denn "das Ende der Straße" ist tatsächlich zu sehen, und gerne folgt man der Band auf diesen (wesentlich leichter) nachvollziehbaren Wegen. UMPHREY'S McGEE servieren uns eine Auswahl gediegener Häppchen, indem sie sich auf das das Wesentliche reduzieren. In diesem Fall kann aber durchaus behauptet werden, dass weniger oftmals mehr ist! So ist das Album nicht mehr als ein zeitgemäßer Rundgang durch die Wurzeln amerikanischer Musik, aber auch nicht weniger...
Mit angezogener Handbremse üben die abgefahrenen Jam-Chaoten bereits im zweiten Track "Rocker" vornehme Zurückhaltung, indem sie uns eine einfache aber sehr eindringliche Countryballade präsentieren. "Liquid", "Words" und "Nemo" kann ich schwer irgendwohin sortieren. Alle drei Songs sind in ihrer Struktur ebenso simpel wie extrem raffiniert konstruiert. Eine seltsame Mischung aus "schwerverdaulichem Mainstream"...! So etwas gibt es natürlich gar nicht. Ich glaube, solche Songs würden heute die Beatles machen...
"Women Wine and Song" kommt auf einer gepflegten Blues-Schiene und ebenso perfekt durchkomponiert fährt "Intentions Clear" auf jazz(rock)igen Wegen. "End of the Road" habe ich bereits zitiert. Für mich der (stille) Höhepunkt der Platte. Dieses Folk-Roadmovie-Instrumental besitzt eine Tiefe von mehreren 100 Quadratkilometern...! Und wenn die Straße endet, ist da so eine Kneipe, die wir betreten. In dieser heruntergekommenen Bruchbude lungern ca. zehn Leutchen rum und auf der winzigen Bühne spielt eine in sich selbst versunkene Kapelle gerade "Passing"... "Ocean Billy" erinnert dann - ähnlich wie der zunächst auf die falsche Fährte führende Opener "Believe the Lie" - wohl am ehesten an die Eskapaden des Vorgängeralbums. Wiederum songorientiert endet das Album mit "The Weight Around" sehr melancholisch.
Nachdenklich, etwas ratlos und fast traurig gestimmt, bleibt einem gar nichts anderes übrig, als die Platte umgehend wieder von vorne laufen zu lassen. Aber auch beim zweiten Durchgang wird man sich nicht satt hören können. Außerdem gibt es so viele Details zu entdecken...
Fazit: Sehr bescheidenes Meisterwerk. Grandiose Kleinigkeiten.
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Tracklist:
01. Believe the Lie 02. Rocker 03. Liquid 04. Words 05. Nemo 06. Women Wine and Song 07. Intentions Clear 08. End of the Road 09. Passing 10. Ocean Billy 11. The Weight Around
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Line-Up:
Brendan Bayliss: Guitars, Vocals Jake Cinninger: Guitars, Moog, Synths, Vocals Joel Cummings: Keyboards, Vocals Andy Farag: Percussion Kris Myers: Drums, Vocals Ryan Stasik: Bass
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