TRIBE OF GYPSIES "Dweller On The Threshold" (2006)
Latin-Hardrock
Wer den Judas Priester produziert hat oder bei Bruce Dickinson die Klampfe geschwungen hat, muss was auf der Matte haben. Doch damit ist bei Roy Z noch lange nicht Ende, denn mit TRIBE OF GYPSIES hat der Kalifornier eine Kapelle am Start, die ebenso genial, wie bei uns nicht bekannt ist. Jedenfalls die ersten drei Alben nicht.
Das Intro "Big Sky Presence" führt zunächst auf jazzige Pfade, die aber ganz schnell ad absurdum geführt werden. "Ride On" kracht auf den Boden der Tatsachen zurück und bietet zunächst Hardrock der 70er, leicht südamerikanisch angehaucht, was erst einmal nichts besonderes verspricht. Dieses Versprechen wird aber glücklicherweise bereits vom dritten Song "Desolate Chile" nicht eingehalten. Denn nun darf (nicht nur) der Mann an der Percussion sein Handwerk ungebremst einsetzen und die Band entwickelt einen Groove, der einem die Söckchen anbrennt.
"Stop Bombing Each Other" ist dramaturgisch gut platziert, denn hier wird das Tempo gezielt gedrosselt. Das ist gut für den weiteren Spannungsbogen und für die inhaltliche Aussage sowieso. "Halos" kommt als Ballade, geht noch weiter vom Gas weg und steigert die Spannung bis sie knistert.
Ab Track sechs wird dann das Ruder herumgerissen. Doch mit Bedacht und verdammt cool wechselt man die Spur in Richtung Latin-Rock, und was in "Zoot Suit Mardi Gras" fast zu kurz kommt, wird in "Go Your Way" weiter ausgebaut. Die stilistische Bandbreite ist eine Ohrenweide und weiß von Song zu Song aufs neue zu überraschen. Weit sind die Wege von lateinamerikanisch-traditionellen Klängen über rockige Gebirge bis in popige Randzonen, die in "After The Summer" (leider) gestreift werden.
Doch ab Track 9 gibt es nur noch Höhepunkte. In "Flying Tigers, Crying Dragons" gibt Roy Z endlich seine vornehme Zurückhaltung auf und zaubert in schlappen drei Minuten eine emotionale Großtat nach der anderen aus der Gitarre. Mit dem genialen Van Halen Cover "Ain't Talkin' 'Bout Love" setzt er gleich noch eins drauf, ordnet sich dem Song aber gleichzeitig wieder unter, wobei mir diese Version wesentlich besser gefällt als das Original! Aber Hallo!!!
"Never Will Be Mine" erweist sich dann wieder als zeitlose Pop-Rock-Nummer, "La Hora" summiert das Ganze wieder, addiert diverse grandiose "Z-Soli" (in Zukunft mehr davon bitte!) und jazzig anmutende Improvisationsszenarien. Das knackige "Hands To Eternity" beendet einen wirklich aufregenden Spagat zwischen Kunst und Mainstream.
Fazit: Sockenburner. Mörder-Groove. Kontrollierter Vulkanausbruch.
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Tracklist:
01. Big Sky Presence 02. Ride On 03. Desolate Chile 04. Stop Bombing Each Other! 05. Halos 06. Zoot Suit Mardi Gras 07. Go Your Way 08. After The Summer 09. Fying Tigers, Crying Dragons 10. Ain't Talkin' 'Bout Love 11. Never Will Be Mine 12. La Hora 13. Hands To Eternity
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Line-up:
Chas West: Vocals Roy Z: Guitars, Vocals Ray Rodriguez: Keyboards Elvis Balladares: Percussion Christian Byrne: Guitars & Bass David Moreno: Drums
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