CD-Review

STEVE THORNE "emotional creatures part one" (2005)

Art-Pop-Folk-Songs


... oder so ähnlich, denn was hier geboten wird, kann nicht so ohne weiteres schubladisiert werden...!      
Das Intro "Here They Come" verheißt erst einmal ganz und gar nichts Gutes. Erinnert mich an den Beginn eines Horrorfilmes (ein anderer Track an das Ende eines solchen..) sowie an div. Levels eines aktuellen Brutalo-Shooters (der so heißt wie's beste Album vom Judas Priester...)!
Kindlich-naive Klänge einer Spieldose vereinen sich mit bedrohlichen Keyboard-Klängen, um sich letztendlich in einen sehr eindeutigen Trommelwirbel zu steigern...! Völlig überraschend folgt aber eine sanfte Folk-Ballade, die in ausgesprochen zärtlichen Klangfarben eine perfekte Harmonie zeichnet. Ja wie denn das? Wie passt das zusammen? Höhöhö, genialer Kunstgriff, denn wer genau hinhört und sogar etwas Englisch versteht, entdeckt hinter der trügerischen Harmonie das ganz alltägliche Grauen...!

Ob es nun um satirisch-bitterböse Kritik in Richtung U.S.A. geht, Drogenscheiß, Selbstmord oder andere Sinnlosigkeiten - Steve Thorne packt heiße Eisen an und dies hat (für ihn) Methode. Denn nur erhobenen Hauptes soll alles angegangen und bewältigt werden...! Na gut - das klappt vielleicht beim Erfinder, aber beim Fußvolk nicht unbedingt...! Aber egal.

Die angesprochenen Themen würde eine Metal-Kapelle wohl mittels dem einen oder anderen Atombombenriff transportieren, doch STEVE THORNE bedient sich weit subtilerer Mittel und DAS ist das Besondere an diesem Album! Knallharte Kritik und Fragenberge in alle Richtungen, aber sehr melodisch und mitunter recht mainstreamig verpackt! Rosa Arschtritte!! Grandiose Idee!!!

Der Gesang lehnt sich ohne Zweifel an Peter Gabriel an, was ganz besonders in "God Bless America", "Well Outta That", "Last Line" und "Therapy" zu bestaunen ist. Die Arrangements erinnern mich in ihrer Intensität an Cat Stevens, und musikalisch spaziert die Platte irgendwo zwischen Folk-Songs und Art-Rock, setzt deutliche progressive Fußnoten und verschachtelt diskrete Hinweise auf "erleuchtete" Pfade...! Ich bin begeistert!!

Absolutes Highlight ist "Ten Years"! Sollte ich eines Tages -aus welchen Gründen auch immer- in einem Song ersaufen müssen, dann sollte es bitteschön dieser sein!!! Ach, was soll ich noch sagen...? Ich kann eigentlich nur noch meiner inständigsten Hoffnung Ausdruck verleihen, dass dieses Projekt mindestens zehn Fortsetzungen nach sich ziehen wird!

Muß mich korrigieren, denn absolutes Highlight ist nämlich "Therapy", welches mich mit popig-hypnotischer Kraft über den einen oder anderen Abgrund fliegen lässt. Selten so gerne ins Bodenlose gestürzt...

Öhm, mein Lieblingssong ist in Wirklichkeit "Tumbleweeds", weil... och nee lieber "Gone", denn... ach...

"Goodbye"!

Fazit: Ideenkiste! Wunderschönes Grauen!! Meilenstein des Neo-Prog... oder so ähnlich!!!

 

Thomas Lawall - Juni 2005

 

 

Tracklist:

01. Here They Come! 
02. God Bless America 
03. Well Outta That 
04. Ten Years 
05. Last Line 
06. Julia 
07. Therapy 
08. Every Second Counts 
09. Tumbleweeds 
10. Gone
11. Goodbye

Line-Up:

Steve Thorne: Guitars, Bass, Lead & Backing Vocals, Keyboards, Percussion
 
Guests:

Paul Cook: Drums
Martin Orford: Keyboards, Flute
Arnie Cottrell: Mandolin
Tony Levin: Bass
Nick D´Virgilio: Drums
Gary Chandler: Guitars
Geoff Downes: Keyboards
Liz Allen: Backing Vocals
Rob Aubrey: Bass Pedals, Loops
Steve Christey: Drums
John Jowitt: Bass

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