CD-Review

[room 101] "the gentlemen's plan" (2006)

Crossover


Nach ersten Gehversuchen 1998 ließ man sich bis zur eigentlichen Bandgründung sechs Jahre Zeit. 2004 war es dann soweit, und im selben Jahr erschien dann auch das erste Demo "just listen". Doch die Jungs von [room] 101 fackeln jetzt nicht mehr lange rum und legen heuer bereits den ersten Longplayer vor. Und was für einen...

Das Debut der Schweizer Kapelle versetzt anspruchsvolle Öhrchen sofort in Verzückung, denn hier wird ein reichhaltiges Menue geboten. Endlich mal wieder eine Band, die in keine Schublade passt. Selbstverständlich fallen gewisse Ähnlichkeiten in Richtung FAITH NO MORE (und ganz besonders Parallelen zu bestimmten Songs von "King For A Day") auf, aber dem geneigten Hörer wird nicht entgehen, dass hier trotzdem eine g-n-a-d-e-n-l-o-s-e Eigenständigkeit regiert!

[room] 101 bieten ein Füllhorn von Stilelementen, mögen im Alternative-Rock verwurzelt sein, gehen aber wesentlich weiter. Heavy- bzw. Hardrock sind genauso vertreten wie Elemente aus Blues, Funk, Punk, Ska und Prog-Rock (wer findet mehr...?). Nun passen diese Spielarten nicht unbedingt soooo dolle zusammen... aber das müssen sie doch auch gar nicht, oder? Sollen sich doch die Experten die Köpfe darüber zerbrechen. Jedenfalls gelingt es den phantasievollen Eidgenossen, aus diesem anspruchsvollen Crossover ein brillantes Patchwork zusammenzutackern.

Die sperrigen musikalischen Querköpfe musizieren völlig gegen den Strom. Das erfordert ebenso viel Mut wie Überzeugung. Und diese garnieren sie auch noch mit teils eigentümlichen Texten, die wir glauben in gewissen Nachrichten-Medien schon einmal vernommen zu haben: "... but there are also unknown unknowns - the ones we don't know we don't know..."! Hä? Na wie auch immer, das hört sich jedenfalls alles sehr amerikanisch an, die Musik auch und die bittere Ironie ebenfalls! Auf die Spitze wird das im letzten Track "God is Amerika" getrieben. Der Titel sagt ja bereits alles... oder auch gar nichts!

Alles in allem bietet die Platte eine intellektuelle Reise durch den chaotischen Realismus unserer Tage. Dabei nimmt sie kein Blatt vor den Mund, denn auch der musikalische Ausdruck kommt ja ohne Grenzen aus! Unbegrenzt ist übrigens auch die Laufzeit der Scheibe, denn einmal hören reicht in keinem Falle! Das ist ein Dauerburner...

... und klettert in unseren Charts ohne Umwege ganz nach oben und verdrängt damit IN VAIN, die mit "Wounds" seit Monaten Platz eins verteidigt haben!          

Fazit: Kopfmusik. Kreatives Durcheinander. Think! It ain't illegal yet...

 

Bewertung: 12/12

Thomas Lawall - Juli 2006

 

 

Tracklist:
 

Line-Up:
 

01. tomahawk
02. from the past
03. parasite
04. crystal walk
05. a new kind of enemy
06. killer
07. what if I bleed
08. song nr. 9
09. untied
10. the secret art of vanishing
11. stereotype #4
** God is Amerika

 

 

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