CD-Review

RE-VISION  "Longevity" (2001)

Dark-Metal


Haaammmer! Ja, DAS nenne ich mal eine interessante Fortsetzung! Nix mehr "Indie-Prog-Metal". Habe ich im Review der 2000 erschienenen "Whore Venus" von der "untypischsten Prog-Metal-Band, die ich kenne" gesprochen, kann ich, was vorliegende Breitband-Scheibe betrifft, genau an dieser Stelle weiterdichten...

Ungewöhnlich und vor allem untypisch musizieren RE-VISION im dritten Album abermals und entfernen sich mit der Platte noch weiter von progressiven Gefilden, als sie's im Vorgänger eh schon waren. Das ist bei dieser Band aber nicht unbedingt von Nachteil. Man reduziert sich aus den Frickelgebirgen auf eine Art und Weise, die ich gar als Flucht bezeichnen möchte. Und genau diese kommt derart straight auf den Vorleger, dass mir das Maul auf Durchzug stehen bleibt!

Das Gesetz der Flucht schreibt aber vor, dass man zwangsläufig einen Teil seiner Vergangeheit mitnimmt, ob man nun will oder nicht. Mit dem ersten fulminösen Prog-Break stolpert man sich aus dem einleitenden Titeltrack "Longevity" in einen wahrhaftigen "Downfall"...!

Ein ebenso voluminöser wie stilloser Sound kleistert fett und breit aus den Lauschkisten... wobei ich das unscheinbare Adjektiv "stillos" hier keineswegs missverstanden wissen will. Der eingenständige Stilmix kann in seiner kaum fassbaren Breite wohl am ehesten in Richtung Gothic-Prog-Metal festgezurrt werden. Die Band hört's zwar nicht so gerne, aber Leutchen, welche dieses geile Gerät noch nicht kennen sollten, brauchen halt eine Orientierungshilfe.

Die Vielschichtigkeit der 15 Kompositionen zeigt, dass man sich einen Dreck um vorgegebene Richtungen kümmert und eher aus dem Bauch agiert. Hier wird nichts konstruiert und mühsam zusammengebastelt, sondern man komponiert und musiziert völlig frei von der Seele weg.

Im schier unerschöfIichen Ideenreichtum der Band baden sich zudem illustre Gäste (selber reinhören macht schlau!), die zwar keinerlei Führungsrolle übernehmen dürfen, der Platte dennoch das eine oder andere Krönchen aufsetzen können.
 
Unter dem Strich präsentieren sich RE-VISION nach "Whore Venus" frisch und gnadenlos runderneuert, gehen (etwas) leichter ins Ohr, dabei aber wesentlich tiefer in den Keller... wodurch die Atmosphäre unglaublich an Dichte gewonnen hat! 2006 (und für alle kommenden Jahre) also meine uneingeschränkte Empfehlung für diesen außergewöhnlichen und fetten "Oldie"...

... denn in der "Neuzeit" sieht's schon wieder ganz anders aus...

Fazit: Breitbandverstärkte Schallmatte. Ultrabreite Schlappen. Fast keine Bodenfreiheit mehr.

 

Bewertung: 12/12

Thomas Lawall - Mai 2006

 

 

Tracklist:

01. Longevity
02. Downfall
03. Veil off
04. Thorns
05. Larvae
06. Charlene
07. Storm
08. Moonflash
09. The Blood of the Sun
10. Embraced
11. Naïr
12. Beauty (reprise)
13. The Return
14. Her Sleep
15. Sweetwater Chain

Line-Up:

Daniel Düring: Guitars
Christoph Lücker: Bass
Mario Feldhordt: Guitars
Dominik Nowitzki: Drums
Frank Wenner: Vocals

 

 

 

 

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