VICTOR SMOLSKI "Majesty & Passion - J.S. Bach" (2004)
Bach-Adaption...
... oder was? Hinkt etwas, denn im Grunde genommen wurde hier nix "umgearbeitet", sondern ergänzt. Der Front-Frickeler von Rage hat 3 Suiten und 2 Konzerte für Violine (Oboe) und Orchester im Originalzustand belassen, zumindest was die Notation betrifft...
Und das, was der Meister der schnellen Griffel "ergänzt" hat, ist schon einen bis zum Boden herunterhängenden Unterkiefer wert! Denn Victor liefert hier eine Transformation der Superlative ab! Klassik-meets-Rock-Müll gibt es ja nun schon mehr als genug, aber eine derart präzise und einfallsreiche Interpretation meines Wissens nicht. Hier macht ein Meister dem Meister alle Ehre!
Natürlich ist es im Prinzip eine schäbige Blasphemie, Bachs geniale und endgültige Definition des musikalischen Barock auch nur anzurühren, denn keinesfalls erreicht Victor Smolski die ungeheure intellektuelle Intensität der Originale auch nur annähernd! Aber hierum geht es bei dem vorliegenden Werk auch nicht.
Ich verstehe "Majesty & Passion" als Hommage an das größte musikalische Genie, was die Erde jemals gesehen hat (und sehen wird!), sowie als (freundschaftlichen) Tritt in den Hintern "klassischer" Musiker. Denn laut Smolski bringen's die Leute einfach nicht fertig, "locker zu klingen". Somit mag sich die Scheibe auch und vor allem an "ernsthafte" Musiker wenden und diesen als "wohltemperiertes" Lehrbuch zu Diensten sein.
Nun liefert Herr Smolski keinesfalls eine "Bauernkantate" ab oder bringt gar ein "musikalisches Opfer", sondern er zelebriert mit seinen handverlesenen Gästen eine wirklich ganz erstaunliche Interpretationsorgie ab, die sich nicht scheut, neben rockig-metallischen und progressiven Elementen, auch Jazz-, Reggae- oder sogar Blues-Passagen einzubauen!
Zwei bis drei Hördurchgänge reichen hier in keinem Fall... und da kommen wir auch schon zu ein bis zwei Problem(chen)...
... denn zu meckern gibt's auch was. Erstens geht mir das Gequatsche (Track 1 + 5) auf den Zeiger. Spätestens beim zweiten Hördurchgang nerven die Spracheinlagen und müssen übersprungen werden. Wenn ich eine Platte kaufe, möchte ich Musik hören und kein Hörspiel, auch wenn es sich -wie in diesem Fall- um (angeblich) letzte Worte oder um historisch Dokumentiertes handelt. Zweitens ist die EP-Zugabe zwar erfreulich - passt aber auf ein derartiges Werk leider überhaupt nicht. Fetzige Frickel-Party sowie romantische Schmalzeimer können zwar gleichermaßen begeistern - hätten aber eher auf ein drittes Solo-Album gepasst...
Fazit: Sauber! Voll der Barock!! Ohrenweide für Musikstudenten und Leute mit Ohren, groß wie Scheunentore!!!
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Tracklist:
Suite 1: 2.) Courante 3.) Gavotte 4.) Forlane 5.) Menuet
Concert for Violin & Oboe with Orchestra: 6.) Chapter 3
Suite 2: 7.) Bourree 8.) Menuet
Suite 4: 9.) Sarabande
Concert for 2 Violins with Orchestra: 10.) Chapter 1 11.) Chapter 2 12.) Chapter 3
Bonus Tracks (from EP "Destiny"): 13.) Rocker Rider 14.) Day without your love 15.) Destiny 16.) Longing (Dedicated to my family)
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Line-up:
Victor Smolski - Electric & Acoustic Guitars, Guitar synth., Piano, Keys, Cello, Piccolo bass & Sitar Inspector Symphonic Orchestra conducted by A. Zybrich
Guests:
Keys: Andrey Zybrich
Guitars: Uli Jon Roth, Steve Smyth, Bernd Aufermann, Michael Sagmeister, Marcus Deml, Sascha Gerstner, Stefan Leibing, Alexander Rastopchin, Alexander Beyrodt, Mischa Blum, Adrian Weiss
Bass: Jürgen Knautz, Frank Itt, Peavy Wagner, Armin Alic, Christian Stöcker
Drums: Mike Terrana, Dirk Zimmermann, Sabir Salkic
Narrators: Mike Terrana, Stephanie Klco-Brosius, Martin R. Doughty,
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