CD-Review

RED INK  "Falscher Freund" (2005)

Thrash-Core


... oder so ähnlich... jedenfalls der etwas schrägeren Art. Krasses Tempo und kranker Gesang sind die genreüblichen Zutaten, doch damit geben sich RED INK nicht zufrieden. Das fulminante Getöse überrascht mit Texten, die nicht nur deutsch, sondern auch noch gut sind! Da wird bis zum Anschlag angeprangert, verflucht und gehasst, bis einem schließlich der Klöppel von der Glocke fällt. Zwar nix für Germanistik-Freaks, aber für Klartext-Fetischisten sehr wohl. Wozu noch Waffengewalt? (Diese) Texte tun's doch auch...!

Doch damit nicht genug, denn die nächsten Überraschungen lassen nicht lange auf sich warten. Merkwürdige Hintergrundgeräusche nötigen dazu, die Mucke n-o-c-h lauter zu drehen! Wenn die Fensterrahmen kurz davor sind, die Flucht nach draußen anzutreten, erkennt man schließlich mehrere "Absonderlichkeiten". Das vermeintliche Gedudel entpuppt sich dem aufmerksamen Hörer alsbald als Getön aus -an dieser Stelle- völlig ungewohnten Quellen. Eine Geige (hüstel) könnte man sich ja in diesem Zusammenhang gerade noch vorstellen, aber eine Schalmei oder gar Drehleier (breitgrins)...? Das kommt ähnlich schräg, wie es eine Blockflöte bei den Dimmus tuten täte. Hammer! Jawoll!!

Hihi, und ich hab' schon wieder eine Platte gefunden, die meinen Kids zu heavy ist! Die rotzen zwar ebenfalls permanent an was und wem rum, aber derartige Hass-Tiraden sind dann doch ein paar Nümmerchen zu deftig! Wie dem auch sei, "Falscher Freund" ist eine verdammt starke Angelegenheit und ich bin mir ganz sicher, dass RED INK damit mehr als einen Senkrechtstarter gelandet haben! Wird ja auch langsam Zeit...

Jede einzelne Verbalattacke kommt unmittelbar auf den Punkt. Umwege gibt's keine. Die Angriffe sind allerdings recht allgemein gehalten, und es wird nicht so unbedingt klar, wer denn das Ziel dieser permanenten Bombenabwürfe ist. Außerdem scheint es so, dass der Dichter allein die Weisheit und Erkenntnis gefressen hat und immer die anderen generell die Idioten sind. Ein wenig Selbstironie wäre ein Gegengewicht, das ich hiermit hochachtungsvoll und freundlichst in den Ideenpulk für die nächsten Veröffentlichungen einbringen möchte.

Musikalisch regiert die Abrissbirne. Umwege gibt's hier ebenfalls keine. Viel Abwechslung natürlich auch nicht. Und genau an diesem Punkt kränkelt die Platte etwas, denn wer hat schon Bock auf permanenten Stress? Hier könnte man künftig den einen oder anderen Bremsklotz abwerfen (so wie die letzten 1 1/2 Minuten von "Ich lebe", oder den Beginn von... bzw. "Deine Angst" überhaupt...). Denn Dauerkotzen ist auf die Dauer schlicht dröge. Zwischendurch muss man doch auch mal auf's Klo gehen, verdammt nochmal...

Trotzdem meine uneingeschränkte Empfehlung für diese kreative Krachlawine, die letztlich nur aus Höhepunkten besteht! Doch es gibt noch eine Steigerung, denn die Gipfel der Höhepunkte bilden für mich "Aber Was" (Erinnerungen an KREATOR werden wach...) und das schweinefette "Mittendrin"... waaaaaaa...!
Wenn einem so viel Gutes wird beschert, kann man locker darüber hinwegsehen, dass es Kollegen gibt, die an der Produktion was zu meckern haben. Hallo? Nü ja, mitunter wirkt der Sound etwas verwaschen bzw. undifferenziert, aber der Nachdruck stimmt einfach. Besonders gut gefällt mir die Bassausrichtung der Krawallbrüder. Da fliegt einem schier die Membran aus der Tonne. Selten so eine druckvolle Hausmacher Krachplatte vernommen. Weiter so, Manners!

Ein Label sollte sich endlich erbarmen. Nicht auszudenken, wenn ein (noch) besseres Studio zur Verfügung stehen würde! Die nächste Scheibe könnte dann wohl u.a. als Sprengstoff verwendet werden! Von RED INK werden wir noch einiges in die blutende Paukenhöhle bekommen, denn es ist "längst nicht vorbei"...!
 
Fazit: "Rabenschwarze" Eigenproduktion. Geheimtipp, der sicher bald keiner mehr ist...! Schöner hassen mit RED INK!!

 

Bewertung: 10/12

Thomas Lawall - März 2006

 

 

Tracklist:

01. Falscher Freund 
02. Herz aus Stein
03. Hör auf zu nörgeln
04. Kannst du
05. Aber was
06. Meine Gedanken
07. Ich Lebe
08. Mittendrin
09. Deine Angst
10. Wut im Bauch
11. Längst nicht vorbei

Line-Up:

Michael "Biene" Klewin: Vocals
Matthias Wolff: Drums
Sascha Portner: Bass
Oliver Schuldt: Gitarre
Sebastian: Gitarre
Anne Gültzow: Geige

 

 

 

 

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