RATATOESKR "Leaving the light" (2005)
Experimental Ambient
... genauer gesagt, eine Mischung aus Dark Ambient und Drone/Noise. Jedenfalls nichts für schwache, aber auch nichts für starke Nerven. Hier braucht man eher gar keine ...
"Leaving the light" ist das Ende jeder Hoffnung. RATATOESKR führt uns ans Ende der Welt, welches wir nur über unsere eigenen Abgründe erreichen. Thomas Keitel zaubert in seinem Solo-Projekt eine unheimliche Kulisse aus elektronischen Tonfragmenten, streut hier und da eine entrückte Klavierpassage ein, verzichtet jedoch weitgehend darauf, Spuren von nachvollziehbaren Melodien zu hinterlassen. Mit einfachsten Mitteln hat er einen Soundtrack geschaffen, der neben zahlreichen Fragezeichen auch tiefste Beunruhigung erzeugt.
Seine ausdrucksstarke filigrane Monotonie treibt er in Track fünf "Schlaf" auf die Spitze. Dies ist der leiseste Horror, den ich jemals vernommen habe. 19 Minuten hüllen uns in endlose Nacht und unsagbare Verzweiflung. Die extrem verzerrten Lyrics runden die Trostlosigkeit ab und stürzen uns in eine namenlose Angst. In diesem luftleeren Raum erleben wir die sinnlosen Weiten des Weltraums und gleichzeitig die bodenlosen Tiefen unserer eigenen Einsamkeit.
"Schon raschelt leis' das Blätterkleid..."
Wer allerdings loslassen kann und sich in diese endlosen Abgründe entführen lässt, erlebt Seltsames. Der freie Fall wird abgebremst und man findet sich in einer Art Zwischenwelt wieder. Hier bebt etwas, hier lebt etwas, hier herrscht ein Wesen, das noch nie ein Mensch gesehen hat. Jede Flucht ist zwecklos - ja überflüssig. Denn längst haben wir uns ergeben und unsere Angst in Gewissheit verwandelt. Was wir erwarten, wird schrecklich sein, wenn wir diese letzte Tür geöffnet haben ...
... und vor uns selbst stehen!
Fazit: Ambitionierter Minimalismus. Reise zum Mittelpunkt der Menschheit.
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