CD-Review

QUO VADIS  "Defiant Imagination" (2004)

Technical Death


Echt krasser Dampfer, den QUO VADIS aus Kanada im November 2004 zu Wasser gelassen haben! Die Montrealer (Melodic-)Death-Thrasher bieten auf ihrem dritten Album einen Fahrbahnwechsel in Richtung "gemeinen" Death-Metal an (oder so). Diesen tragen sie allerdings mit einer inbrünstigen Perfektion vor, dass einem reihenweise die Zapfen von der Tanne hageln!

Zwei Jahre (Februar 2002 - November 2004!) zogen sich die Aufnahmen für "Defiant Imagination", wie man liest. Das erklärt einiges! Der ausgelutschte Spruch von dem guten Ding, welches Weile haben will, passt hier wie die Kanonenkugel auf's Auge! Kompromisse waren keine gefragt und somit wurde jeder Part erst eingespielt, wenn die Kompatiblität gesichert und jeder Faustschlag zu 100% gesessen hat.

Herausgekommen ist ein Hammer, der inzwischen sicherlich (nicht nur) bei jedem MISERY-INDEX-Fan im Körbchen liegen dürfte! Was dem einen oder anderen oberflächlichen Flachlauscher vordergründig wie seelenloses Gebolze in die Muschel kommt, entpuppt sich dem aufmerksamen Zeitgenossen schnell als fligranste Schwerstarbeit! Echt raffinös! Respekt!!!

Brachiale Breaks, Tempiwechsel und Stolperfallen, die sich im Opener "Silence Calls The Storm" unvermittelt vorstellen, begleiten uns im ganzen Album. Einige "ausgeglichene" Passagen, im Sinne von nachvollziehbaren Melodien, irritieren und unterstreichen dezent das Hauptanliegen der Band. Sie überraschen und erfreuen gleichermaßen den Sammler von polierten Dampfhämmern sowie den vertrackten Progheimer Bolzenfresser! Selbst sakral-vergeistigte Schwarzkittel, sowie Klassikheimer Hartwürste werden mit Klavier, Cello und Chor (z.B. "In Articulo Mortis") gleichermaßen verwöhnt, um anschließend wieder mit mindestens zwei Doppelzentner Brikett (z.B. "Fates Descent") gemeinsam zermalmt zu werden, insofern die Kalkfratzen bzw. orchestralen Edelmetaller derart konzentrierte Kost überhaupt noch fressen können!

QUO VADIS scheinen vor Ideen zu platzen. Da gibt's nur zwei Möglichkeiten für die Zukunft: Entweder fünf CDs auf einmal aufnehmen oder mit (Über-)Lichtgeschwindigkeit spielen...

Der Reichtum an Details, die wirklich wahnwitzigen Meisterleistungen der Kapelle und dieses insgesamt sehr komplexe Donnerwetter an Höchstleistungen erschließen sich keinesfalls beim ersten Hördurchgang. Unmöglich! Für "Defiant Imagination" sollte man sich - analog der Entstehungszeit - zwei Jahre (Hör-)Zeit nehmen, um das Ganze einigermaßen zu raffen (im Sinne von kapieren und verarbeiten) und erst dann ein ordentliches Review in Erwägung zu ziehen! In diesem Sinne hoffe ich jetzt, so in etwa die richtigen Buchstaben aneinandergereiht zu haben. So, ich bin jetzt im wahrsten Sinne des Wortes "fertig"... aber trotzdem geb' ich mir das Brett gleich nochmal unter die Matte. Kein Wunder, dass die Geheimratsecken immer größer werden...

Fazit: Ganz schweres Gerät! Kreativer Bolzen!! Außerordentlich gehaltvoller Lauschbrocken!!!

 

Thomas Lawall - Februar 2006

 

 

Tracklist:

1. Silence Calls The Storm
2. In Contempt
3. Break The Cycle
4. Tunnel Effect
   (Element Of The Ensemble IV)
5. To The Bitter End
6. In Articulo Mortis
7. Fate's Descent
8. Dead Man's Diary
9. Ego Intuo Et Servo Te

Line-Up:

Bart Frydrychowicz: Lead and Rhythm Guitars
Yanic Bercier: Drums, Backing Vocals
Stéphane Paré: Vocals 
Steve DiGiorgio: Bass
William Seghers: Lead Guitar
Roxanne Constatin: Keyboard, Soprano, Alto

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