CD-Review

PALLAS "The Dreams Of Men" (2005)

Prog-Rock



Das gibt es doch nicht! Nun bin ich bald fuffzich und kenne PALLAS nicht. Schande! Dabei gibt es die Band, wie ich lese, schon seit fast 30 Jahren. Mit noch größerem Erstaunen nehme ich zur Kenntnis, dass die schottische Prog-Kapelle in dieser Zeit gerade mal 5 Alben veröffentlicht hat! Entweder haben's die Herrschaften nicht nötig, oder man feilt an Ideen unendlich lange herum.
 
Letzteres scheint mir der richtige Ansatz zu sein, denn mit "Bringer Of Dreams" beginnt eine Prog-Oper, die mich fast auf die Knie zwingt. Da ich aber nicht weiß, welcher übergeordneten Macht ich für diese Jahrhundert-Scheibe danken soll, lasse ich das mal lieber bleiben. Sinnvoller ist vielleicht, das Kunstwerk ohne Umwege auf Platz eins unserer Charts zu stellen! PALLAS schaufeln gleich lastwagenweise bewegte Bilder von der Platte! So was ist mir schon lange nicht mehr untergekommen.

Man(n) kennt doch das Phänomen mit der "Blonden". Nein? Na, dann will ich es nochmal erklären: Es war eine tolle Nacht. Und die vielen Nächte danach waren es auch. Doch so langsam gähnt die Langeweile und neben den spürbaren Handgreiflichkeiten fehlt einfach die Befriedigung des geistigen Anspruchs...
Mit dieser Platte ist das ganz anders. Hier wird gar der Intellekt direkt und ohne Umwege angesprochen. Gute Güte, ist das eine Matte! Lange nicht mehr so gestaunt!

Da stimmt einfach PALLAS... äh... ALLES! Die Kapelle bewegt sich in einem sehr eigenen Klang-Kosmos und zitiert so nebenbei die großartigsten Kollegen, als ob das gar nix wäre! FLOYD-(Gitarren-)Soli ("Too Close To The Sun") sind dabei ebenso kein Problem wie YES-Collagen ("Northern Star")! Und das wird, wie gesagt, bloß so beiläufig aus dem Ärmel geschüttelt...!

Sanft "Gestrichenes" findet  in "Ghostdancers" genauso seinen Platz wie der schier unglaubliche Orgel-Gigantismus in "Mr Wolfe" und "The Last Angel". Die progressive Wucht der perfekten Arrangements sind eine Ohrenweide und die vereinzelten "Bremsmanöver" erweitern unseren Horizont, lassen uns Zeit zum Luftholen... und Fragezeichen nach Nirgendwo zu schicken...

"Invincible" ist das Beste, was ich seit langem gehört habe... und der schon zitierte neunte Track sowieso... denn hier treiben PALLAS ihren Perfektionismus auf die Spitze. "The Last Angel" gleicht einem Roman mit 1500 Seiten. Ein beschauliches Kammerspiel erlebt die Metamorphose in ein gewaltiges Orgelkonzert und explodiert schließlich in einer weltfernen Oper! Grandios!! Einfach wunderbar!!!

Wollte man diese Platte verfilmen, wäre auf DVD gerade mal Platz für den Vorspann...

Fazit: Geistliche Dichtung. Intellektuelle Pracht. Zärtlicher Bombast.


Thomas Lawall - November 2005
 

 

Tracklist:

1. Bringer Of Dreams
2. Warriors 
3. Ghostdancers 
4. Too Close To The Sun 
5. Messiah
6. Northern Star
7. Mr Wolfe 
8. Invincible 
9. The Last Angel

Line-up:

Ronnie Brown: Keyboards
Colin Fraser: Drums
Niall Mathewson: Guitars
Graeme Murray: Bass, Vocals
Alan Reed: Vocals

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