CD-Review

OSADA VIDA "The Body Parts Party" (2008) 

Progressive Rock


... und noch so allerhand mehr. Das ist jetzt wieder eine von den Platten, die gar nicht mehr aus dem Player wollen. So als ob die Scheibe Angst hätte, im CD-Regal zu verschwinden. Doch hier besteht nicht die geringste Chance. "The Body Parts Party" wird so schnell keinen Staub ansetzen. Der Vorgänger "Three Seats Behind A Triangle" (2007) ging unerkannt und spurlos an mir vorüber, die schlechten Reviews allerdings nicht. Mit der aktuellen Scheibe scheint sich ja einiges geändert zu haben, was dann die werten Kollegen Sesselpupser sogleich zu etwas besseren Zensuren genötigt hat. Da ich ja nicht unbedingt der Bringer in Sachen Ahnung bin, wage ich sogar, noch ein paar Schippen draufzulegen, denn meinereiner behauptet, dass wir es hier mit einer perfekten Prog-Scheibe zu tun haben.

Wobei hier des öfteren, zwischen Art-Prog und einer heftigen Liebelei mit der progressiven Metalschiene, zu unterscheiden ist. Doch nicht nur das. Wie es sich für ein Prog-Werk gehört, gibt es gleich ein ganzes Arsenal von weiteren Stilrichtungen, die einen gekonnten Spagat zwischen genannten Genres sowie Alternative, Ambient, Jazz und Hard-Rock hinlegen, wobei sie das Ganze mit jeder Menge New- , Neo- und selbstverständlich Retro-Applikationen anreichern. Jeder möge sich dies selbst zusammendefinieren - das macht Spaß.

Die polnische Kapelle stimmt Fähigkeiten und Ideenreichtum perfekt aufeinander ab und ein harmonisches Gesamtbild entsteht, was keineswegs selbstverständlich ist. Wo andere eine geniale Idee nach der anderen aufzählen, gehen OSADA VIDA andere Wege. Hier wird nicht Perle an Perle aufgezogen, sondern The "The Body Parts Party" besteht aus einem perfekt gewebten Klangkosmos. Welten gehen ineinander über, spielen mit sich selbst, necken sich, gehen spielen, explodieren, stürzen zusammen, zitieren sich selbst und wissen uns in permanentes Erstaunen zu versetzen.

Die Virtuosität der Musikanten wird durch einen merkwürdig entrückten Gesang abgerundet, was (in meinem Fall) keineswegs als Manko zu deuten ist. Ganz im Gegenteil, denn die vermeintliche Zurückhaltung bzw. Eintönigkeit des Sängers - welcher auch für den gandiosen Bass verantwortlich zeichnet - wird in voller Absicht zelebriert. Und wer die Ohren spitzt, wird das psychedelische Element sicher irgendwann heraushören ("A White Lie", "Back And Forth"). (Gesangs-)Monotonie in Vollendung, könnte man meinen. Hypnotisierend. In gewisser Hinsicht könnte man die Platte sogar als gefährlich einstufen, denn von den falschen Leuten ins falsche Ohr bekommen, wäre die Scheibe schnell als Einstiegsdroge deklariert.

Ebenso abenteuerlich ist das Konzept einer "Reise" durch den menschlichen Körper und seinen Sinnen. Außergewöhnlich auch die Gestaltung des Artworks ... aber was ist an dieser Platte eigentlich nicht außergewöhnlich ... ?

Fazit: Höchstinteressantes Stilpuzzle. Großartig!

 

Bewertung: 12/12

Thomas Lawall - Oktober 2008

 

 

Tracklist:  

01. BODY - The Body Parts Party
02. LIVER - Mr. Liver's Letter To You
03. BRAIN - Mind On Cloud Nine
04. TONGUE - A White Lie
05. SPINE - In Full Swing
06. HEART - Back And Forth
07. MUSCLE - Strong But Powerless
08. BONE - My Name Is Bone The Single Bone

09. Remember Your Name - Bonus Track
10. Echoes Of The Seat - Bonus Track

Line-Up:

Lukasz Lisiak: Bass guitar, programming, vocals
Bartek Bereska: Electric & acoustic guitars
Rafal 'r6' Paluszek: Keyboards & synths
Adam Podzimski: Drums & percussions

Marcel Lisiak: Additional vocals on "Body"


www.osadavida.art.pl
www.myspace.com/osadavida

 

 

 

 

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