CD-Review

OSI  "Free" (2006)

Alternative-Rock


... mit Dark-Wave-Leihgaben und völlig vereinsamten, metallischen Spurenelementen. So könnte man jedenfalls fabulieren... und läge mit diesen hilflosen Beschreibungsversuchen sicherlich voll daneben. Diese Platte zu beschreiben geht nämlich gar nicht. Es gibt einfach keinerlei Bands, die wenigstens annähernd etwas ähnliches fabrizieren wie die beiden Herren Matheos (FATES WARNING) und Moore (CHROMA KEY), unter besonderer Berücksichtigung des musikalischen Gastpersonals Portnoy (Dream Theater) und Vera (FATES WARNING). Diese Namen sagen alles und doch gar nichts...

Die Platte ist schräg, total durchgeknallt, aber dennoch sehr leise und seltsam unspektakulär. Man musiziert völlig neben der Spur und verlangt dem geneigten Hörer ein Höchstmaß an Einfühlungsvermögen ab. Wer bei CHROMA KEY nicht aufgegeben hat, darf beim Zweitwerk von OSI getrost zugreifen und sich wieder in unbekannte Systeme entführen lassen.

Zunächst beginnt die Platte mit einer Irritation. "Sure you will" erinnert zweifelsfrei an die BLOODHOUND GANG. Hmpf! Doch spätestens im Titeltrack "Free" besinnt man sich eines Besseren und im dritten Stück beginnt (endlich) der "Absturz" ins OSI-Universum...

Echt auf die Nieren geht mir der eintönige Frustgesang von Kevin Moore, der ohne jeden Zweifel die Hauptverantwortung für die bedrückende Grundstimmung in "Free" trägt. Das Stimmungsbarometer steigt nicht gerade in sonnige Höhen und dafür muss man gut gerüstet sein. Depressiv veranlagten Charakteren würde ich empfehlen, die Finger von diesem Album zu lassen, denn diese merkwürdige Melancholie, die über allem zu schweben scheint, lässt einen in Monotonie schier ersticken. Da helfen auch die überraschend knackig-metallischen (!!!) Gitarrenparts in "Bigger Wave" und "Better" nicht weiter. Man scheint endlos zu fallen. Ganz langsam. Wie in Zeitlupe...

Die elf Tracks sind vertonte Abgründe, ein Irrgarten, aber auch eine Fundgrube für Tüftler und Menschen, die etwas Neues suchen, aber nicht so genau wissen was! "Free" bietet somit eine raffinierte Alternative zum musikalischen Einheitsbrei und eingefahrenen Hörgewohnheiten. Scheinbar schlichte Rock- oder gar Pop-Songs verkleiden sich, fallen in eine punktgenaue elektro-wavige Hypnose, ziehen sich schwarze Klamotten an und spielen Verstecken mit uns, mit allem und mit sich selbst. Sie erfinden Klangvisionen, definieren sich immerfort neu, sind leicht zu verstehen und doch kaum zu fassen!

"Our town" letztlich auch nicht. Der finale Track überrascht im Gewand einer sanftmütigen Country-Ballade, die uns "nach Hause" führt...
  
Fazit: Introvertierte Soundlandschaften. Stilles Spektakel. Federleichte Last...

 

Bewertung: 12/12

Thomas Lawall - Juni 2006

 

 

Tracklist:

01. Sure You Will
02. Free
03. Go
04. All Gone Now
05. Home Was Good
06. Bogger Wave
07. Kicking
08. Better
09. Simple Life
10. Once
11. Our Town

Line-Up:

Jim Matheos: Guitars, keyboards and programming

Kevin Moore: Vocals, keyboards and programming
Mike Portnoy: Acoustic drums

Joey Vera: Bass on Sure You Will, Free, All Gone Now, Bigger Wave, Kicking

 

 

 

 

Für Fragen, Kritik und Anregungen steht unser Forum zur Verfügung

Home News Literatur Gedichte Kunst Philosophie Schräg Musik Film Garten Küche Gästebuch Forum Links Impressum