CD-Review

NECROTIC FLESH "Postmortem Pleasures" (2005)

Death-Metal


Das in "Modern Ab-ART" gehaltene Cover der Debut-Schruppscheibe von NECROTIC FLESH sowie der Albumtitel gehen keinerlei falsche Versprechungen ein.

Texte spielen für mich, wie ich schon mehrfach verkündet habe, seit eh und je nur eine untergeordnete Rolle. Die Hauptsache auf einem Tonträger ist und bleibt nunmal die Musik. Für das literarische Erlebnis gibt es ja diese gedruckten Teile, auch Bücher genannt.
Dennoch riskiere ich natürlich den einen oder anderen Blick in die Dichtkunst der jeweilen Musikanten. Im Falle von NECROTIC FLESH und Konsorten braucht man hier allerdings eine gehörige Portion Humor. Keine schlechte Idee wäre auch, für den Notfall ein bis zwei Kotztüten bereitzuhalten. Nü ja, da wird keine Schweinerei ausgelassen und jugendfrei ist das Ganze sowieso nicht. Na ja, so lange das Geschilderte niemand in die Tat umsetzt, ist's ja gut. Aber wehe, wenn dies die falschen Leutchen lesen...

Na gut, ich will hier ja nicht mit einem Erhobenen rumlaufen, denn wenn wir ach so gebildeten und vor allem zivilisierten Vertreter der menschlichen Rasse einmal in's dunkle Keller-Universum unserer jüngeren und älteren Vergangenheit hinabsehen, dann entdecken wir Greuel, die nicht in Worte zu fassen sind. Die Geschichte des Homo Sapiens hat eine mit Blut getränkte Spur hinterlassen, die jeden Ozean wie einen schlappen Tümpel aussehen lässt. Vor diesem Hintergrund wirken die grausligen Texte von NECROTIC FLESH noch vergleichsweise harmlos. Dennoch, wer sich z.B. sexuelle Handlungen mit einem abgeschlagenen Kopf vorstellen kann, sollte umgehend ärztliches Fachpersonal um Hilfe bitten.

Musikalisch gibt's nix zu meckern. Ganz im Gegentum! Die dreckige Schweinematte ist zwar ganz und gar nix Neues, aber ein derart präziser Rückblick in die anale... ups... Annalen der Musikgeschichte ist nicht ganz unoriginell. Die 2001 gegründete Truppe erlebte diverse Besetzungswechsel und formierte sich 2004 wieder in Ur-Besetzung. Ziel und einzigster Lebenszweck der Kapelle ist der gute alte Death-Metal, und hier geht man ohne Faxen direkt ans Eingemachte. NECROTIC FLESH hat das große Kompromiss-Los gezogen! ...Und das ganz große mit Drummer Tobias! Der Mann trommelt um sein Leben!! Säähr geil!!!
Ob das allerdings der ganz große Wurf wird, wage ich mal zu bezweifeln, denn an der genannten textlichen Ausrichtung werden sich die Geister scheiden. Hier sollte man diesbezügliche Überlegungen anstellen. Es gibt doch auch andere und weitaus lustigere Themenbereiche, die durchaus was hergeben würden. Warum z.B. nicht mal die katholischen Untaten während der Inquisitio haereticae pravitatis, einen Massencrash auf der Autobahn oder den einen oder anderen Flugzeugabsturz vertonen? Der Untergang der Titanic, Bombendrohung im Schlachthof nebenan oder die Pokalverleihung in einem Vögelverein kämen auch nicht schlecht. 

Wie dem auch sei, der mit 25 Minuten recht knappe Erstling kommt ebenso kurz wie bündig auf die Matte. Gefangene werden keine gemacht! Die bayerische Brutalo-Mucke groovt und "corpst", dass einem schier die Eier platzen!! Der (gewollt) archaische Bolzenwerfer lässt keinerlei Wünsche offen, außer dem dringenden Bedürfnis nach einer baldigen Fortsetzung, die ja bereits in Arbeit ist, wie man hört. Es gibt viel zu tun, hacken wir's ab! Luja-såg-i!

Fazit: Old School Death für Gourmets. Schlacht-Platte der besonderen Art. Keine Begnadigungen.

 

Thomas Lawall - Januar 2006

 

 

Tracklist:

1. Postmortem Pleasures (Intro)
2. Prenatal Decomposed
3. Necrotic Flesh
4. Coprophagist
5. Postmortem Self-Digestion
6. Suffer From A Verry Slow Amputation
7. Sperm And Blood
8. Bestiality

Trio Infernal:

Jürgen Werse: Vocals, Bass
Tobias Liesaus: Drums
Stephan Wilhelm: Guitar, Vocals

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