CD-Review

MIRROR OF DECEPTION  "Mirrorsoil" (2001)

Doom-Metal


Ja was flattert mir denn hier auf den Schreibtisch? Immer mal wieder bekomme ich (auch) ältere Scheibchen zugespielt - diesmal ist es ein wahres Perlchen aus dem fernen 2001...

1990 formierte sich die Stuttgarter Band MIRROR OF DECEPTION, brachte nach und nach drei Demos und eine Mini-CD heraus, bis nach satten elf Jahren endlich die erste Langrille erschienen ist. "Mirrorsoil" kann aus dem Stand überzeugen, die gehaltvollen Zeitlupenstudien haben gar kultigen Charme, allerdings hat diese Perlenkette leider nicht unwesentliche Mängel auf der Leine...

Die Darbietungen der Musikanten stehen nämlich in einem gravierenden Kontrast zur Gesamtleistung des Herrn am Mikrofon. Sorry, aber ich kann mich wirklich nicht erinnern, wann mir ein solch kontraproduktiver Gegenpol ein Gesamtbild jemals so zerstört hat! Verdammt, die Band ist großartig - aber der Bremsklotz am Ständer schießt ein Eigentor nach dem anderen! Im Opener "asylum" kann ich mich gerade noch mit dem monotonen, völlig ausdruckslosen Organ anfreunden, aber bereits im zweiten Track "veil of lead" geht mir der monotone Singsang bereits tierisch auf die Leiste.

Das oberpeinliche "weiss" gibt mir fast schon den Rest. Xavier Naidoo goes Doom, oder was? Och nee, also diese Gefühlsduselei ist ja echt nicht zum Aushalten. Halt! Stop! Der Text geht völlig in Ordnung (hüstel), aber wieder ist es die Art und Weise der Interpretation, die den Kahn absaufen lässt. Einfach nur peinlich...

Mein Gott, was wären "sole" und "be kept in suspense" für o-b-e-r-geniale Brocken, wenn doch bloß die Heulboje das Maul halten würde. Der Mann hat wirklich das große Ausdrucks-Los gezogen! Aufhören bitte!
"Dreams of misery" nervt mit dem zweistimmigen "Gesang" dann völlig ab, während die ebenso geniale wie schwermütige Gitarrenarbeit einmal mehr an eine Mischung aus den Gitarrenwänden von VIRGIN BLACK UND ANATHEMA erinnert und sich von einem Höhepunkt zum anderen spielt! Aber auch hier wird ein Klasse-Song durch den Gähnfaktor am Mikro nahezu fast völlig vernichtet. In der siebten Nummer "cease" läuft das nicht anders und langsam ist das echt zum Flennen. Hier werden die tollsten Tracks schlicht kaputt gesungen.

Schon deshalb kommt das letzte Stück "float" fast wie eine Erlösung. Außerdem Herrschaften..., D-A-S erinnert doch nun (aus heutiger Sicht natürlich!) wirklich überdeutlich an VIRGIN BLACK... doch wer ist da am Megaphon? Rowan Atkinson...?

OK, jetzt hammer genug (gelacht). Also mehrmals kann ich mir "Mirrorsoil" (nüchtern) nicht geben, denn sonst könnte ich für nichts mehr garantieren. Ich krieg' sogar Aggressionen! Echt jetzt!! Wie ich aber vernommen habe, hat Sänger Markus die Band bereits 2002 verlassen. Sicherlich eine nicht unrichtige Entscheidung. Ich gratuliere! Die beiden nächsten Alben "Foregone" (2004) und "Shards" (Sommer 2006) würden mich somit brennend interessieren. Vielleicht spielt sie mir ja wieder jemand zu...?

Fazit: Kultverdächtiges Abschleppunternehmen. Kilometerdicke Doom-Matte. Unerfreuliche Vocals.

 

Bewertung: 1/12 (mit Gesang)
                     11/12 (ohne Gesang)

Thomas Lawall - Juni 2006

 

 

Tracklist:

1. asylum
2. veil of lead
3. weiss
4. sole
5. be kept in suspense
6. dreams of misery
7. cease
8. float

Line-Up:

Markus Baumhauer: Vocals
Michael Siffermann: Vocals, Guitars
Jochen Fopp: Guitars
Klaus Schmidt: Bass
Gunnar Drescher: Drums

 

 

 

 

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