CD-Review

MAGELLAN "symphony for a misanthrope" (2005)

Art Prog


... würde ich mal behaupten wollen, denn im sechsten Album liefern Trent und Wayne Gardner ein fulminantes Nachschlagewerk in Sachen Prog-Geschichte ab, welches bei den Wurzeln in den 70ern beginnt, bis in die Gegenwart reicht und weit darüber hinaus in die Zukunft der progressiven Zunft weist!

Inhaltlich haben MAGELLAN ganz und gar nichts Erfreuliches zu bieten, was sich im Opener "symphonette" unzweifelhaft (instrumental) andeutet und gleich im zweiten (göttlichen) Track "why water weeds" (wörtlich) bestätigt wird...

..."at the end of the world, the big man came... so he picked up the earth like a basketball and threw it into hell"...!!!

Tja, das sind ja alles in allem keine besonders guten Aussichten, aber wenigstens sind sie a-b-s-o-l-u-t hörenswert. Denn bei aller düsteren Grundstimmung musizieren die Herrschaften doch recht munter drauf los, und Abwechslung wird auf diesem Album (im Gegensatz zur Cover-Typografie) in Versalien geschrieben! Zur kunstfertigen Instrumentalisierung gesellt sich das außergewöhnliche Organ von Trent Gardner, der bereits in "wisdom" auf höchstergreifende Hochform aufläuft! Sternstunde!! Bravissimo!!!

"cranium reef suite" ist eines von den Werken, für die 18 Minütchen gerade mal so ausreichen. Ich kann mir diese ausgefeilt treibende Rock-Prog-Nummer mühelos (mindestens) auf Doppel-CD-Länge vorstellen! Hier treffen sehr moderne und zeitgenössische "Formulierungen" auf (die von mir immer wieder gerne genannten) alten Genesis und die frühen "Gezeiten" von Yes. Trent vermag stellenweise sogar an Peter Gabriel zu erinnern! Schmacht!! Nur wird hier nichts zitiert, sondern eher als Sprungbrett verwendet! Grandioser Vexierspiegel!! Geile Droge!!!

Dennoch ist nach der (viel zu kurzen) "Suite" eine Verschnaufpause gerade recht. Diese liefert Stephen Imbler mit einer bachlastigen Klaviereinlage. Vornehm akzentuiert wird es dem Meister aller Meister durchaus gerecht. Schade, dass man derart kreativem Zwischenspiel einfach nicht mehr Raum geben kann... darf... soll... oder wie auch immer! Na ja, aber schließlich gibt man sich zufrieden...

... um dann mit dem betont heavy beginnenden "doctor concoctor" gepflegt eins auf's (offene) Maul zu bekommen! Sehr schöne Schwermetallmatte, die leider wieder viel zu früh das Zeitliche segnet. Och menno...!

"every bullet needs blood" ist ein zeitgenössischer Prog-Kracher, der mit diversen "Fußnoten" das Nachschlagewerk weiter abrundet. Sehr exklusives "Werk im Werk", was mein ewighungriges Hirn mit reichlich Futter versorgt! Brillant! 

Fazit: Erregende Klangwelten! Hochintelligenter Musik-Kosmos!!

 

Thomas Lawall - Mai 2005

 

 

Tracklist:

1. symphonette
2. why water weeds?
3. wisdom
4. cranium reef suite
5. pianissimo intermission
6. doctor concoctor
7. every bullet needs blood

Line-Up:

Trent Gardner: vocals, keyboards
Wayne Gardner: guitars, bass, backing vocals
Steve Walsh: keys on 1
Dave Manion: keys on 1
Joe Franco: drums on 4 and 7
Stephen Imbler: piano on 5
Robert Berry: drums, guitar, bass on 2

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