CD-Review

LAMAGRA  "Disease called Mankind" (2006)

Death-Metal


Das "Intro" ist erstens nicht nur ein solches, sondern zweitens viel zu kurz. Hört sich ganz interessant an und erinnert mich an diverse Computerspielchen. Kaputte Radios, defekte Funkverbindungen, eine gesprengte Radarstation ... und plötzlich erscheint der Endgegner wie aus dem Nichts ...

Der Hauptteil beginnt mit einer Trilogie. "To A Failure", "Traitor" und "God Is Dead" bilden die "Trilogy of the Antichrist".
Klar, warum nicht. Gegen die Bibel kann man immer wieder gerne wettern. Vor allem gegen deren fundamentalistische Gefolgsleute - heute, oder im Hinblick auf die grausamen Zeiten der Kreuzritter und der Inquisition. Ich als praktizierender (gemäßigter) Antichrist kann das mühelos unterschreiben. Die Textstelle "Why shall I believe in someone, who ignores our fears" beinhaltet aber, bei aller berechtigter Wut, ein klitzekleines (Denk-)Fehlerchen, das immer wieder gerne gemacht wird. Als "Ungläubiger" kann ich doch den Herrn und Meister nicht auf die Anklagebank setzen, denn ich glaube ja nicht an ihn! Und by the way ... schon aus diesem Grund kann Gott auch nicht tot sein ... denn es hat ihn ja nie gegeben! Wenn ich ihn also beschuldige, glaube ich ja (zumindest) an seine Existenz ...

Äh ... wo war ich? Ach ja, bei den Texten. LAMAGRA haben was gegen Weichspüler und Flachhauben. Und zwar nicht nur was die musikalische Ausrichtung angeht. Man nimmt kein Blatt vor den Mund, kommt ohne Umwege auf den Punkt und labert nicht lange um den heißen Brei. Einmal auch auf Deutsch. Nü ja, "Dem Todgeweihten" ist eine krasse Matte, und ich will mal hoffen, dass der Kerl D-A-S verdient hat ... denn von "sinnloser Gewalt" distanziert sich das Schorndorfer Kurorchester (in der History) ausdrücklich.

Spätestens seit LAMAGRA auf dem ZABBADUSCHDER-Festival in Urbach (bei Stuttgart) u.a. mit DEW SCENTED, BELPHEGOR und VADER fröhlich musizieren durften, sind sie 2006 einem (noch) größeren Publikum bekannt geworden.
Nach Bandgründung Anfang 2000 und ersten Auftritten in 2001, kam 2003 das (11-Track-)Demo "Tales of Sorrow" heraus. Nach Besetzungswechseln nahm man ein Jahr später wieder Fahrt auf, und mit "Disease called Mankind" meldete man sich in 2006 lautstark mit der zweiten Eigenpressung zurück.

Musikalisch marschiert die Truppe ganz unzweideutig in Richtung Death/Thrash-Metal. Da gibt's nix dran zu rütteln. Es könnte zwar ein wenig mehr Abwechslung geboten werden, und vor allem die Produktion lässt in Sachen Nachdruck den einen oder anderen Wunsch offen. Der Gesang ist (meist) eindeutig zu weit nach vorne gemischt, worunter Gitarre und Drums unnötig leiden bzw. am Kürzeren ziehen (hüstel). Songs wie "Through Life And Death" und "Lies" zünden dennoch und wissen sowohl mit  lyrischem Tiefgang als auch mit brachialer Wucht zu überzeugen. Und überhaupt und generell gefällt mir die Scheiblette ab Track sieben mehr und mehr. Neben den zwei genannten bildet der Titeltrack "Disease Called Mankind" einen ersten kapitalen Höhepunkt, dicht gefolgt von "The Bomb"! Da passt dann (fast) alles ...

Der ultimative Sangesvortrag von Dreschflegel "Hacki" ist übrigens gewiss nicht jedermanns Sache. Har har, kein Wunder, dass er laufend ein bis mehrere Bierchen zum Abkühlen der (Rest-)Stimmbänder benötigt. Mit seinem Organ könnte er mühelos auch eine Kalkratten-Combo am Ständer führen. Warmduscher sollten die Flucht ergreifen ... !

Der Schlusspart kommt dann wie ein Sahnehäubchen. Der Kreis schließt sich. Doch das "Outro" ist ebenfalls mehr als ein solches. Die weinerliche Gitarre drückt nicht nur tiefstes Bedauern über so viel Gewalt und Leid aus, sondern setzt auch musikalische Akzente. Noch einmal wird die melodische Seite der Band unterstrichen, und damit will ich etwas verleihen. Nämlich meiner Hoffnung Ausdruck, dass die Kapelle derlei i-Tüpfelchen -bei aller gebotener Härte- im nächsten Output stärker berücksichtigen wird.

Noch ein Schmankerl sollte Erwähnung finden, denn ein 12-seitiges Booklet ist im "Underground" (und sonstwo) keineswegs selbstverständlich. Und wenn man mir neben der Scheibe auch noch vier Seiten Infomaterial incl. persönlichem Schreiben vorlegt, sollten sich so manche Kameraden ein Beispiel daran nehmen.

Fazit: Volles Rohr. Ernstzunehmende Bedrohung. Die meinen das verdammt ernst!

 

Bewertung: 8/12
("Disease Called Mankind", "The Bomb": 11/12)

Thomas Lawall - Januar 2007

 

 

Tracklist:

1. Intro
2. To A Failure
3. Traitor
4. God Is dead
5. Lamagra
6. Dem Todgeweihten
7. Through Life And Death
8. Lies
9. Disease Called Mankind
10. The Bomb
11. Outro

Line-up:

Thomas (Hacki) Schöffler: Vocals, Guitars
Axel Fuchs: Guitars
Uwe Leuschner: Bass
Michel Pfiffer: Drums


www.lamagra-metal.de

 

 

 

 

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