CD-Review

IN VAIN  "Wounds" (2006)

Progressive Metal


... und was für einer! Die Norweger nennen es gar "Extrem' Progressive Metal". Kommt absolut hin, obwohl man an dieser Stelle einen ganzen LKW voll Schubladen abladen könnte. Das ist Death/Black(Power)-Metal, Rock, Hardrock, Folk, Prog, Doom, Hardcore, Jazz, Dark Irgendwas, Klassik/Kammermusik und...und...

Keine Ahnung, ob ich so ein deftiges Konzentrat jemals vernommen habe. Dieses wüste Patchwork ist ebenso krass wie genial! Die Instrumentierung ebenso. Neben den üblichen Brachialgewalten dürfen Klavier, Cello und gar ein (überirdisches!) Saxophon eine gleichberechtigte Stellung einnehmen. Sie fügen sich in ein Gesamtkonzept ein, das man eigentlich nur als koordiniertes Chaos bezeichnen kann. "Wounds" ist ein musikalischer Urknall. Hier entsteht etwas ganz Großes...

Die unerhörte Vielfalt von IN VAIN begnügt sich nicht (nur) mit den im Prog-Rock/Metal üblichen Verschachtelungen und Querverweisen. Man verbindet die einzelnen "Autobahnen" also nicht über die herkömmlichen Aus- und Einfahrten, sondern man reist mit einer Art Materietransmitter von einem Punkt zum anderen und zwar augenblicklich! Man beamt sich sozusagen von einem Break zum anderen...! IN VAIN stürzen aus luftigen Höhen in entsetzliche Tiefen, um unvermittelt Ruhe in grünen Tälern zu suchen... und zu finden... bis die Reise plötzlich wieder an das Ende ganz anderer Galaxien führt! Großartig!

Es ist keinerlei musikalische Grundausrichtung auch nur im Ansatz zu erkennen. Klar, es ist schon irgendwie 'ne Metal-Platte, aber da hängen eine ganze Unzahl von Waggons im Schlepptau. Einfach unglaublich, dieser (Ideen-)Reichtum.

Ein derartig kurioses Sammelsurium würde bei anderen Bands wie eine Aneinanderreihung oder Aufzählung von extremen Gegensätzen wirken, denn vordergründig passt hier absolut überhaupt nichts zusammen. IN VAIN gelingt es aber, diese musikalischen Absonderlichkeiten und -Extreme durch einen geheimnisvollen roten Faden zu verbinden und zu einer brachial-kreativen Matte zu verweben.

Die Tage habe ich von einer visuellen Umsetzung der Platte (alp)geträumt. Ein Schnellkochtopf voll Gulaschsuppe ist mir in der soeben frisch renovierten Küche explodiert. Das entstandene 360°-Gemälde nannte ich "Wounds"...

Die knapp 28 Minuten sind mit das Aufregendste, was ich in den letzten Jahren bzw. jemals gehört habe! Ich bete zu allen Göttern, dass diese Eigenproduktion (ist das zu glauben?) demnächst ganz große Tore öffnen wird...!!! "Wounds" klettert in unsere (April-)Charts, und zwar ohne jeden Umweg auf Platz 1! D-A-S wird schwer zu toppen sein!

Meine Verehrung!

Fazit: Komplexer Gigant! Kunstbolzen!! Das Gegenteil von Langeweile heißt ab sofort: IN VAIN!!!

 

Bewertung: 12/12

Thomas Lawall - März 2006

 

 

Tracklist:

1. October's Monody
2. Det Rakner!
3. In Remembrance
4. Epilogue: Alene

Line-Up:

J. Haaland: Guitars, Programming
A. Frigstad: Lead Vocals
S. Nedland: Clean Vocals, BVG & Keys
J. Sehl: Bass

Guest Musicians:

Anders Faret Haave: Drums
Kristian Wikstøl: Hardcore Vocals on "In Remembrance"
Glenn Vorhaug: Saxophone
Simon Andersen: Cello

 

 

 

 

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