NEUES AUS DEM IMMOR-TAL (Norwegen):
IMMORTAL "Sons of Northern Darkness" (2002)
Limitierte BOX (Ausverkauft - Ätsch!)
Die spinnen, die Norweger! Jetzt hat's DOCH wieder jemand geschafft! Eigentlich wollte ich mir ja so im allgemeinen, durchwegs und ganz generell dieses kreidebleiche, schwarzgewurzelte Kasperletheater nicht mehr geben. Aber wer einmal aus dem Blechnapf fraß...
Dabei bin ich, was Immortal betrifft, noch völlig unbefleckt. Die Vorgängeralben kenne ich nicht und somit betrete ich das nordische Packeis wieder mal als naiver Quer-Einsteiger. Macht aber nichts. Denn wenn ich mir die Reviews der "Konkurrenz" so anschaue, und dabei die wohl nun völlig abgenutzten Allgemeinplätze wie "kompromisslos wie die Vorgängeralben" entdecke, denke ich, dass ich wahrscheinlich nichts verpasst habe. Oder?
Na gut. Ich beginne mit dem Fazit: Wirklich überrascht hat mich an der Scheibe nichts. Außer dem letzten Songbeitrag der Combo und NATÜRLICH die Verpackung (pffuaahahaaa...). Ähem ja! Dennoch gehört die neue Schwarzwurzel in TOM UND MARYS. Und zwar aus zwei Gründen. Nämlich die, die ich eben genannt habe.
Zur Verpackung: Also DAS ist endlich mal ne gute Idee! Das letzte Sammlerstück, was mich so richtig vom Stuhl gehauen hat, war der Holzsarg von Crematory (1995). Äh gut, wo waren wir... ach ja. Im Keller von Nuclear Blast! Ja echt. Richtig gehört. Ich habe in der zweiten Februarhälfte reklamiert, wo der Bolzen bleibt. Da hat mir der gute Armin zweimal recht nett Auskunft gegeben (grins). Die erste Lieferung war nicht in Ordnung. Unsauber verarbeitet. Dem hohen Qualitätsanspruch (pffffff...) von Nuclear Blast nicht gewachsen. Also ging das grobgehobelte Nordmannmetall wieder zurück. In einzelnen Schüben (30-40 Stück am Tag) trudelte das neue Material baldigst wieder ein. Doch so á la IKEA!!! Denn die Teile mussten erst zusammengebastelt werden!!! Nuclear Blast ist nun im wahrsten Sinne des Wortes zum metallverarbeitenden Betrieb mutiert. Da haben die Jungs und Mädels mal ECHT was arbeiten müssen! Herrlich, wenn ich mir das so vorstelle! Man sitzt gemütlich bei einem Bierchen und schleift, putzt und schraubt in Heimarbeit 1000mal die 1,7 Kilo (wieviel ist das in Euro?) schweren CDs zusammen:
Eine massive Stahl-Bodenplatte, ein Deckblatt mit den CD-Titeln auf silbernem Karton, ein Metallrahmen für die CD, eine CD, drei miese Fotos auf silbernem Karton mit den Songtexten auf der Rückseite, ein Deckblatt (roter Karton), eine massive Frontplatte mit dem durchgestanzten Bandnamen, eine Leiste mit dem durchgestanzten CD-Titel,
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vier Schrauben und vier Muttern - also 18 Teile pro "CD". Macht insgesamt 18000 Teile!!! (haaaaaaaaach jaaaa...)
OK. Das Ergebnis der schweißdurchnässten Nachtarbeit kann sich allerdings sehen lassen. Frei nach Astrid Lindgrens "Carlsson" kann ich zusammenfassend sagen: Das ist wohl "der Welt besten Verpackung" die ich jemals gesehen habe!!! Die CD liegt in einem Metallrahmen beerdigt, der wie gesagt von zwei wuchtigen Platten und vier Schrauben zusammengehalten wird. Der Bandname ist durchgestanzt und rot unterlegt. Echt witzig ist, dass man die CD zum Hören immer erst aufschrauben muss! (Werkzeug bereithalten!) Die Vorteile überwiegen aber, denn das Teil dürfte atombombensicher sein! Den weiteren praktischen Wert kann ich noch gar nicht abschätzen, so vielfältig sind die Möglichkeiten. Man kann damit Blümchen pressen, Knoblauch entsaften, das Auto beim Reifenwechsel gegen Wegrollen absichern oder das Teil schlicht als Briefbeschwerer einsetzen. Es gab sogar Streit mit meiner inzwischen Verflossenen. Die hätte das Gerät nämlich gerne als Untersetzer für die Kaffekanne gehabt. Genial! Doch genug gelacht. Ich kann nicht mehr...
Pffffhuahaaaa! Mir fällt DOCH noch was ein. Schon gibt's die ersten Gerüchte, das Dunkelbrett sei als Wertanlage nicht schlecht!? Tausend Stück waren wohl zu knapp kalkuliert. Jaaaaaaa... Jetzt geht es aufwärts! Mit Aktien und Fonds habe ich im letzten Jahr ne fünfstellige Summe verloren! Scheiß drauf, denn JETZT habe ich das goldene Los gezogen!!! Höhö, war doch gut, mir das Eisen zu bestellen - wer weiß, was das Teil alsbald wert sein wird. Hurra, ich bin der Größte!
Zurück zur Tagesordnung. Black Metal ist ja nun wirklich nix Aufregendes mehr. Und seit Dimmu mit "Enthrone Darkness Triumphant" die Messlatte am höchsten Punkt, auf der nach oben nun nicht mehr offenen Schwarzwurzelskala, platziert hatten, war für mich die Angelegenheit eh gegessen, denn all die wunderbaren nordischen Liebeslieder - allen voran "Mourning Palace" - waren einfach nicht mehr zu toppen. Dennoch würde ich den Gesellen aus dem Immor-Tal noch ne knappe 2Minus für die Scheibe geben. Die ersten beiden Stücke sind eine Enttäuschung. Mit dem Vorschlaghammer bin ich einfach nicht mehr zu beeindrucken. "Tyrants" bildet den ersten Lichtblick, denn hier nehmen die Buben den Fuß vom Gas und eine "akustische" Einlage lässt gar die Hoffnung aufkeimen, ein paar zarte progressive Elemente könnten sich langsam einschleichen. Das Pflänzlein erstickt aber im Keim, denn unvermittelt geht das Gebolze weiter. Schade.
Bei "Within The Dark Mind" habe ich den Gipfel der Langweile erreicht (gähn). Ach ja - sowas in der Art haben wir schon tausendmal gehört. Bis zum letzten Stück wäre ich beinahe eingeschlafen, aber jetzt wird es originell, schräg - ja fast QUER! Abbath hat wohl den ersten Part unter Wasser eingespielt! Und was dann folgt, treibt den Notendurchschnitt gewaltig nach oben. Das schleppende Gestampfe von "Beyond The North Waves" hat was! Da springt bei mir sofort wieder die Bildermaschine an! Das mag auch am Text liegen. Käptn Blaubär hätte dieses Seemannsgarn nicht besser formulieren können. Erzählt wird von den bösen Nordmännern, die mit ihren Schiffchen Angst und Schrecken verbreitet haben: "On many ships we have sailed...". Wow - da weht einem der eiskalte Nordwind um die Ohren und die Gischt schlägt hart Steuerbord. Die dunklen Krieger, fast zu Eis erstarrt, heften ihre furchtlosen Augen auf den schmalen Landstreifen am Horizont, als wollten sie ihre Gegner schon mit Blicken töten. Aaaargh!
Die Kindergarten-Billig-Metaller Manowar bringen dieses aufgedunsene Heldengedöns immer recht heroisch rüber. Demonaz formuliert aber ebenso schlichter wie ehrlicher, in dunkler Lyrik, ohne jeden Schnörkel, die grausigen Sagen vom sinnlosen Kampf um sinnlose Ziele: "... The shadowing voices of our gods, singing on the calling wind..." Am Ende ist nicht klar, wer siegte oder unterlag. Ist auch egal. Denn sterben müssen wir alle. So oder so. Deshalb verliert sich das Stück, wie es begann: In den blutgetränkten Tiefen der Norwegischen See.
Doch noch ein Fazit, denn so langsam werde ich wieder wankelmütig: Haben Dimmu Borgir, In Flames oder z.B. die Prog-Blacks Agathodaimon die Knüppel-Fraktion nicht für immer auf die Plätze verwiesen? Hmm - ach was ist bloß los mit mir?? Fuck die Ambivalenz! Ich denke, dass ich noch einige Male reinhören sollte. Tja, der Sound, obwohl von King Peter Tättergreis ausgesteuert, iss mir ein wenig zu gitarrenlastig - den Basshobel hätte er mehr nach oben schieben sollen... und andererseits (boah!) den Mann am Schlagwerk habe ich ganz vergessen! Denn was Horgh da abliefert, ist übermenschlich!!!
Die Live-Umsetzung werde ich mir wohl nicht geben, denn mein Bierchen trinke ich einfach nicht mehr so gerne, wenn ich das Gefühl habe, im Triebwerk eines Abfangjägers zu hocken. Den restlos übersteuerten Schwarzmetalbrei in Verbindung mit dem albernen Kinderschreck-Gehabe auf der Bühne ertrage ich nicht mehr. Wenn ich da bloß an... na, ich lass das jetzt lieber... Und die Maskerade ist einfach lächerlich. Was soll das? - Na ja. Wenn ich es recht überlege, geht es mir in der Oper eigentlich genauso. Dieses kostümierte Affentheater ist ja ebenfalls nicht zu begreifen.
Also, geh' ich vielleicht DOCH wieder..? Ach Scheiße! Die spinnen, die Norweger! Wer einmal aus dem Blechnapf fraß...
...aaaaaaargh,
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