STEVE HOWE "Skyline" (2002)
Saiten-Träumerei
Tja, nun ist es (fast) doch passiert! Eigentlich wollte ich nie und nimmer was über die beste Gruppe der Welt schreiben. Hier und da ein kleines Zitat vielleicht, aber doch kein Review. Dazu sehe ich mich (noch) nicht würdig genug. Aber irgendwann sollte ich dennoch anfangen, diese nunmehr 35 Jahre andauernde Liebe schriftlich zu verarbeiten. Keine meiner verdammten Beziehungen hat jemals auch nur annähernd so lange gehalten...
So, da liegt also das schon etwas angestaubte Scheibchen von STEVE HOWE, der seit 1970 (mit einigen Unterbrechungen) die Art-Rock-Legende YES ganz entscheidend mitprägte und damit Musikgeschichte schrieb. Der erste Track macht unmissverständlich klar, wo das Hämmerchen hängt, denn das ist ein wahrhaftiger "YES-Song"! Wobei "Song" hier natürlich hinkt... aber man braucht nicht viel Phantasie, um sich Jon Anderson im weißen Überzieher und mit den Ärmchen in den Sternen herumfuchtelnd vorzustellen...!) "Small Acts Of Human Kindness" fungiert hier aber "nur" als Visitenkarte (man könnte es auch Irreführung nennen), denn die folgenden Nummern haben mit dem "Dinosaurus Proggus" dann weniger bis gar nix gemein. Hier und da flackern selbstverständlich Irrlichter auf, die sich aber in Diffusität und "Topographic Oceans" ganz schnell verlieren...
Ja was hat der Meister schon für zärtliche Klanggewalten auf meine Fassungslosigkeit gezaubert und mir dabei Töne aus den entferntesten Regionen des Universums mitgebracht, um mich an anderer Stelle wieder tief in meinen eigenen Kosmos stürzen zu lassen. Wer sonst hat die Musikgeschichte im Kapitel Art-Prog so entscheidend definiert?! (Kollege Hackett natürlich, aber dann kommt erst mal ein größeres Loch...)
Von all den Wundern scheint in Skyline nichts mehr übrig zu sein. Steve Howe läßt sich treiben und den erstaunten Zuhörer gleich mit. Von jeder Kopflastigkeit befreit, nimmt uns die graue Eminez auf eine beschauliche Reise mit.
Nichts wirklich Aufregendes geschieht, denn inzwischen scheint Herr Howe jenseits aller Horizonte zu praktizieren. Das Konzept der Scheibe ist Ruhe, Ausgeglichenheit, federleichte Harmonie und sanfte Melancholie. Leider streifen diese nicht selten die Everglades des Kitsches und am Ende sabbert einem fast das Schmalz aus den Öhrchen.
Macht letztlich aber nix, denn das eine oder andere Ruhepäuschen braucht der Mensch halt. Fast könnten einem Flügel wachsen, und so enden meine Zeilen fast unter Hypnose und dem Gefühl, ich könnte mich gleich in sämtliche Bestandteile auflösen. Wirklich traurig stimmt mich lediglich "Simplification" und führt mich auf längst vergessene Pfade... und wieder stehe ich (staunend) "Close to the edge"... und längst weiß ich, dass ich dereinst dort hinunterfallen werde...
Mit "Small Acts" schließt sich der Kreis, und da ist sie wieder, die Band aller Bands. Steve Howe malt eine zärtliche Hommage an die Kollegen. Die Legende lebt und wird niemals sterben. YES!
Fazit: Spektakulär unspektakulär. Small Acts Of Human Kindness eben! Nicht mehr, aber auch verdammt nicht weniger!
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Tracklist:
01. Small Acts Of Human Kindness 02. Meridian Strings 03. Secret Arrow 04. Moon Song 05. Shifting Sands 06. Avenue De Bel Air 07. Resonance 08. The Anchor 09. Moment In Time 10. Simplification 11. Camera Obscura 12. Small Acts
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Line-up:
Steve Howe: guitars, bass, keyboards Paul Sutin: keyboards, percussion
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