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STEVE HACKETT "Wild Orchids" (2006)
Allesmögliche
Das Staunen geht weiter. Wenn ich in meinem Review zu "Metamorpheus" (2005) von einer "vertonten Melancholie des Glücks" geschrieben habe, dann geht es jetzt genau an dieser Stelle weiter. Nur ganz anders. Eine der besten Platten dieser Welt ist diese Scheibe eh wieder ...
Weitergehen bedeutet hier aber Veränderung und zwar mit jedem einzelnen Schritt. Neo-Klassik ist das nicht mehr (nur), eher ein Neo-Durcheinander. Deshalb benüge ich mich diesmal mit einer Aufzählung meiner (ersten) Eindrücke. Wahllos herausgegriffen und in keinerlei systematischer Absicht. Ich lasse mich einfach mal gehen:
Hört mal wer da singt! Ist das der Knopfler? Nö, Hackett himself. Track 8 "Man In The Long Black Coat" ist eine ziemlich staubige Angelegenheit. Voll der Desert-Sound. Ist das nicht ein früher Dylan? Genial! Es folgt eine groovige Neo-Klassik-Rock-Nummer. "Wolfwork" glänzt wiederum mit dem einzigartigen Underworld Orchestra und ebenfalls wiederum mit diesen betörenden Soli des Meisters. ALAN PARSONS hat solche Songs übrigens schon mal wesentlich schlechter gebracht, gell?
"She Moves In Memories" sind entrückte Erinnerungen. Die Interpretation einzigartig. Einer jener Filme, die keine Bilder brauchen! Der Opener "A Dark Night In Toytown" auch nicht. Klassik-Rock in Vollendung. Düster, raffiniert und doch irgendwie beiläufig, so als ob das ein "Kinderspiel" wäre. Zurück zum dritten Stück "Set Your Compass" und gleich noch Track 6 "To A Close". Beide sind gleichermaßen eine Einladung in die Unendlichkeit, vertontes Glück und eine beglückende Reise in ambivalente Höhen. Harmonien auf allerhöchstem Niveau.
Einen kurzen Ausflug nach Indien gönnt "Waters Of The Wild", und bringt uns nach der genannten, die CD einleitende Rock-Klassik-Fusion, sofort auf andere Pfade. So wie jedes Stück eigentlich. "Howl" ist ein außergewöhnlich starker Abgang. Die wilde 13 sozusagen. Das letzte Stück überrascht genau wie das fast metallische Rockbrett "Ego And Id". Völlig unpassend. Fehl am Platze. Hackett goes Hallenrock. Und so nebenbei spielt er sämtliche Gitarren-Götter an die Wand. Aus dem Ärmel geschüttelt. So gesehen schon wieder eine Ohrenweide. Und das mit meiner vermeintlichen Kritik ist natürlich ein (schlechter) Witz.
Zusammenhänge gibt es keine. Und somit in meinem Review auch nicht. Habe ich "Down Street" schon erwähnt? Clubnummer. Sprechgesang. Mega cool. Gegenteil von "A Girl Called Linda". Eher lieblich. Und jetzt darf gejazzt werden. Gelungen auch die Floyd-Hommage ("High Hopes" - The Division Bell, 1994) in "The Fundamentals Of Brainwashing" ...
Die permanenten Stilwechsel sind auf eine sehr abgefahrene Weise spektakulär unspektakulär! Selten so gehört. Nichts passt zusammen, aber dennoch wirken diese unglaublichen "Breaks" keineswegs wie eine banale Aneinanderreihung von diversen Ausstellungsstücken.
Habe ich was vergessen? Ganzschnelldurchzähl ... ah ja tatsächlich. Das zehnte Stück fehlt. "Why" kommt als Charleston. Öhm. Ja. Gut. Äh, wieso eigentlich nicht? Und spätestens jetzt stellt man keine Fragen mehr.
Also, jedes Jahr so eine Platte, und ich werde mindestens 100 Jahre alt! Steve Hackett sucht nach "Orten ohne Grenzen". Diese Platte ist ein solcher Ort. Na ja, eigentlich sind es 13.
Und ganz viele versteckte ...
Fazit: Für diese Musik lohnt das Leben. Man möchte pausenlos Danke sagen! Feinstfühlige Reise durch das Leben und all das, was da noch kommen möge.
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Bewertung 12/12
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Thomas Lawall - September 2006
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Tracklist:
01. A Dark Night In Toytown 02. Waters Of The Wild 03. Set Your Compass 04. Down Street 05. A Girl Called Linda 06. To A Close 07. Ego And Id 08. Man In The Long Black Coat 09. Wolfwork 10. Why 11. She Moves In Memories 12. The Fundamentals Of Brainwashing 13. Howl
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Line-Up:
Steve Hackett: Guitars, Electric Sitar, Harmonica, Psaltery, Optigan & Voices Roger King: Keyboards & Rhythm Guitar John Hackett: Flute Rob Townsend: Saxes, Flute, Tin Whistle & Bass Clarinet Gary O'Toole: Drums & Harmony Voices Nick Magnus: Keyboards
The Underworld Orchestra Christine Townsend: Principal Violin, Viola Richard Stewart: Cello Dick Driver: Double Bass Colin Clague: Trumpet Chris Redgate: Oboe, Cor Anglais
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