CD-Review

CURSE  "Gangsta Rap" (Single 2005)

Hip Hop


Tja Herrschaften, in TOM UND MARYS ist HIP HOP, nachfolgend auch "Scheiß" genannt, selbstredend kein Thema, denn uns Breitbandöhrchen hat diese Musikrichtung wenig bis absolut gar nix zu bieten. Diese schier endlose Aneinanderreihung von simplen "Beats" ist ja bloß noch dröge.
Jajajaja... Hip Hop ist aus der aktuellen Jugendkultur nicht wegzudenken, schon klar. Doch was ist das für eine Jugend, die sich mit so ollen Kamellen beschäftigt?! Vor 26 Jahren kam die erste Rap-Platte auf den Markt. Schon vergessen? "Rapper's Delight" von der SUGARHILL GANG (1979). Hip Hop war in den Anfängen eine spaßige Sache, wenn ich nicht irre. Erlaubt war nur, was tanzbar war. Und das waren und sind politische Äußerungen oder gar Gewaltverherrlichungen eben nicht.

Nü ja, aber "Jugend" und "Jugend" ist ein dehnbarer Begriff. Schon damals konnte ich mit dem minimalistischen Gedudel nix anfangen, und heute natürlich erst recht nicht. Aber es gibt auch heute  gottlob genug "junge Erwachsene", die sich nicht jeden Mist andrehen lassen, und welche sich über die tiefergelegten Klamotten der ach so coolen Boys und Kappenfalschrumträger halb totlachen.

Eines habe ich aber seit meinen Jugendtagen nicht verlernt, nämlich die Auflehnung gegen alles und jeden und überhaupt. Vor allem die Kritik gegen äußere Zwänge und den Aufstand gegen diejenigen, die mir Scheiße ins Hirn pumpen wollen! Und natürlich die Meuterei gegen den musikalischen Mainstream. Ich scheute mich damals wie heute nicht, beispielsweise die Geldeintreiber der sog. Pop-Musik mit den volksmusikalischen Zombies aus dem Mutanten-Stadl unter einen Hut zu stecken. Beide und andere filtern aus gewissen Trends die jeweils preiswertesten Zutaten heraus, verdünnen den Brei ins Unendliche und pressen den entstandenen Magerquark auf Tonträger. Und die Massen sind so blöd und fressen den "Scheiß".

Zum Thema Hip Hop gibt's genug Infos im Netz, sodass ich mir hier eine Schilderung der an der Ostküste (mit Zentrum NEW YORK) stattfindenden Entwicklungen von der "Old School" (1979-1984) bis zur "New School" (ab 1984/85) verkneifen kann.
Wichtig hingegen sind vielleicht die zeitgleichen Entwicklungen an der Westküste der USA, die sich in andere Richtungen bewegten. In Los Angeles entstand der sog. "West Coast", der sich textlich mit dem gewalttätigen Leben in den Ghettos auseinandersetzte (BODY COUNT, ICE T, ICE CUBE, CYPRESS HILL...).
In den 90ern gab's dann eine Gegenbewegung, die sog. "Native Tongues". Bands wie die JUNGLE BROTHERS oder QUEEN LATIFAH. Diese predigten ein gewaltloses Zusammenleben in Frieden und selbstverständlich ohne Drogen...

Eigentlich ein Witz, wenn man sich die heutige Szene so anschaut. Mit "Die da" von den FANTASTISCHEN VIER begann es 1992 in deutschen Landen ja vergleichsweise harmlos. Doch da war er wieder, der Spaß! DAS war einfach Hip und das war einfach Hop!
Kein Vergleich mehr, wie's heute abgeht. Und ich rede da nicht nur über die "Industrie-Rapper" wie 50 CENT und Konsorten, die mit dicken Autos und den Möpsen ihrer "Sklavinnen" angeben und wie geschmückte Weihnachtsbäume durch die Gegend laufen, sondern ich rede über die lächerlichen deutschen Kopierer, die nur vom Ghetto labern, aber nicht wirklich wissen, wie es sich dort wirklich lebt.

Gewaltverherrlichung, Aufrufe zu Drogenmissbrauch und abscheulicher Sexismus sind auch in unseren Landen längst salonfähig geworden. Wir sind die größten und alle Weiber sind Schlampen!
"Superstar" BUSHIDO: "Ich plane Morde und Vergewaltigungen mit Beck's und Gras. Spürst du mein Messer, das war's." SIDO, der Mann mit der geschmackvollen Maske, haut in die gleiche Kerbe. Auch wenn die Dame schreit und erst 13 Jahre alt ist, Hauptsache es macht Spaß!

Keine Ahnung, was solche Menschen treibt und vor allem die, die diese Abartigkeiten in Massen kaufen. Man(n) kann wirklich mit Scheiße Geld machen!

Jetzt aber! CURSE (Michael Sebastian Kurth) mach auch so einen "Scheiß". Aber er steht dazu. Und nicht nur das. Mit seinem "Gangsta Rap" setzt er unmissverständliche Signale in Richtung der Hassprediger und leitet somit längst fällige Gegenmaßnahmen ein!

"Ich hab nichts gegen Gangsta Rap.
Ich hab nichts gegen Gangster, die rappen.
Im Gegenteil, man, ich lieb den Scheiß,
doch zu viele von den Jungs glorifizieren den Scheiß!"

DAS dürfte nicht jedem zusagen, denn "Gangsta Rap" ist eine offene Kampfansage gegen die Absahner des Genres, die mit ihrem Pseudo-Ghetto-Gelabere und ihren provokanten Sexismus den Kids das Resthirn wegrappen.

"Ich weiß es war noch nie so leicht,
Aufmerksamkeit zu kriegen wie in dieser Zeit,
es ist so einfach denn, heute kann dich keiner kennen,
und morgen bist du Star du musst nur die Namen andrer Rapper nennen.
Dann kann der Fame kommen, denn Hass wirkt immer intensiv..."

CURSE feuert eine Breitseite gegen die Ami-Style-Kopierer, die mit gezielter Aggression und Provokation Erfolge verbuchen. Sie labern von einer "Realität", die es so (bei uns) gar nicht gibt, und die immer jünger werdenden Käuferschichten nehmen ihnen diese fiktive Realität ab, ja, sie fühlen sich gar selbst als "Kinder der Straße" und somit als Teil dieser "Leidensgemeinschaft".

"Du willst so sein wie dein Idol so groß, so hart so krass,
darum willst du Knarren und Koks
doch wenn der coole Rapper wirklich soviel kokst
dann wär er nicht der coole Rapper denk mal nach er wär am Arsch und broke!"

"...denn es schneit auch bei Techno Schlampen und den Nutten am Bahnhof.
Ok ich weiß wie geil "yea yo" fürs Ego sein kann,
doch ne Line alleine macht aus nem kleinen Jungen kein Mann,
Junge ne Line alleine macht aus dir erst mal nichts als n Punk,
der sich unter Kontrolle haben muss sonst wird er n Junk!

Nü ja, die Sprache ist nicht vom Feinsten (und fehlerfrei erst recht nicht), aber ich will in diesem Fall einfach mal hoffen, dass diese Zeilchen so viel Kids erreichen wie möglich! Von mir aus rauf in die Charts auf den ersten Platz. So viel Mut sollte belohnt werden. Vielleicht hört das eine oder andere "Kind der Straße" auf den neuen Prediger, und vielleicht lässt sich der bereits entstandene Schaden einigermaßen reparieren. Im Falle von unserem Pflegekind (15) ist dies bereits geschehen...!

"Gangsta Rap ist kein Zeigefinger, Gangsta Rap ist das Gleichgewicht, und somebody's gotta say it." - Curse

Fazit: Respekt. Sehr persönlich und um Ausgleich bemüht. Ein Rattenfänger der anderen Art.

 

Thomas Lawall - Januar 2006

 

 

Tracklist:

1. Gangsta Rap (Single Version)
2. Struggle feat. Samir (Single Version)



Musik: Claudio Bucher
Text: Michael Kurth

 

 

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