CD-Review

BEARDFISH  "Sleeping In Traffic: Part One" (2007)

Retro-Prog


... für Magersüchtige! Fängt eigentlich recht fulminös an, doch das vermeintliche Prog-Gebirge fällt alsbald wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Nicht ganz unschuldig daran mag u.a. der leicht gelangweilte Gesang sein. Bisher noch als Geheimtipp gehandelt, brachte das schwedische Quartett mit den beiden Eigenproduktionen "Från en plats du ej kan se" (2003) und "The Sane Day" (2006) zunächst zwei Hoffnungsträger auf's seichte Parkett. Zurück zur Tagesordnung und dem dritten Album.

Kann "Sunrise" noch mit Verweisen auf die alten GENESIS aufwarten, lädt "Afternoon conversation" bereits zu einem gepflegten Nickerchen ein. Der Beipackzettel zieht Parallelen zu FRANK ZAPPA und zu GENTLE GIANT. Da hab ich wohl echt was an den Lauschern, denn derlei vernehme ich mitnichten. Eher die oben schon Erwähnten und in "And never know" höre ich ein wenig YES heraus - allerdings unendlich verdünnt. Und genauso kommt die ganze Platte. Locker, flockig, und (fast) zum Liebhaben leicht.

"Roulette" verbrät wieder GENESIS-Ideen, aber ebenfalls wieder restlos flachgehobelt. Also neee ... das ist Prog für Anfänger. Ach was, ganz falsch. Eher so'n Alternative-Zeugs, aber alles auf kleinster Flamme gegart. Allerdings kann der Schlusspart mit einigen drolligen Ideen überzeugen, und man darf sich fragen, warum die Musikanten DAS lediglich auf der Standspur präsentieren.
"Dark poet" könnte JOHN LENNON als Kleinkind (im Schlaf) komponiert haben, und jetzt bekomme ich endgültig Magenschmerzen. Alternative Magerkost auf Retropfanne - das kann ja nur "Dünn"pfiff geben.

Nü ja, "Harmony" tönt eingangs ja im weitesten Sinne tatsächlich wie klein Zappa ... aber halt einfach zu "gentle". Allerdings läuft in den bluesigen Parts der Sänger zur absoluten Höchstform auf! Mehr davon, bitte. Danke.
Die ebenso sanft wie vorsichtig verschachtelten Strukturen in "The ungodly slob" mögen (Aus-)Wege zeigen. Ja!  Das unsägliche Gedudel  in "Year of the knife" dann wieder eher nicht. Schade!

Hier werden also eine ganze Menge gute Ideen in flachen Gewässern versenkt. Schade eigentlich, denn mit etwas mehr Tiefgang dürfte der Fisch ganz schön abgehen. Die leichte Brise aus dem Norden beschließen das peinliche "Without you" und der letzte Langweiler"Same old song (sunset)". Ärgerlich, dass nun auch noch jazzige Elemente bis ins Unendliche verwässert werden. Mir reicht's ...

Das Papierschiffchen verliert sich in diffuser Belanglosigkeit und man fragt sich am Ende, ob die Knaben wohl vergessen haben, wo sich verdammt nochmal der verdammte Eingang zum verdammten Maschinenraum befindet ...

Fazit: Noch zu gefällig und vorsätzlich unkompliziert.

 

Bewertung: 5/12
("Harmony", "The ungodly slob": 10/12)

Thomas Lawall - Oktober 2007

 

 

Tracklist:

01. ... on the verge of sanity
02. Sunrise
03. Afternoon conversation
04. And never know
05. Roulette
06. Dark poet
07. Harmony
08. The ungodly slob
09. Year of the knife
10. Without you
11. Same old song (sunset)

Line-up:

Robert Hansen: Bass
Magnus Östgren: Drums
Rikard Sjöblom: Vocals, keyboards, guitars, accordion, percussion
David Zackrisson: Guitars


www.beardfish.argh.se

 

 

 

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