CD-Review

AISLING  "Aisling" (2001)

Mystische Black-Orgie


Meine Augsburger Puppe hat mir eiskalt AISLING auf den Tisch geknallt, weil sie mit meinen Pausini-Zeilchen nicht sooooo ganz einverstanden war... so nach dem Motto: Italien hat auch noch was anderes zu bieten! Wie recht sie hat!!!     

Das ist ja mal ein wirklich säähr interessantes Scheibchen, aber hallo! Leicht angestaubt - aber der Jahrgang spielt ja wohl keine Rolle! Weiß gar nicht, wo ich ansetzen soll. Schon die Besetzungsliste lässt erahnen, dass es sich diese Damen und Herren nicht gerade sehr einfach machen. Und dem Hörer ebenfalls nicht.
Mystischer Raketen-Black mit diabolischem Geschrei, wie es entsetzlicher wohl nicht sein kann. Diego M. vermag eine Krähe zu parodieren, die in eine Müllpresse gefallen ist und nun dem sicheren Tod entgegensieht, sich mit diesem Schicksal aber keineswegs einverstanden zeigt...
Doch diese knüppelfette Blastorgie artet keineswegs in ein Dauergemetzel aus, denn drei gepflegte Musikantinnen bringen mit Mezzosopran, Flöte und Cello das wütende Chaos reichlich "durcheinander" und gestalten somit ein wahres Wunderwerk der Gegensätzlichkeiten! Eine derartige Ambivalenz kommt mir selten zu Gehör!
Die Dunkelgrafen beginnen mit einer theatralischen Overtüre "Trough the eyes of cosmos" und entpacken schon hier einen mehr als neugierig machenden Spannungsbogen. Sehr edel!
Der zweite Track zeigt dann ohne Umschweife die musikalische Grundtendenz. Das ist tiefstes Kellergewölbe, jedoch nicht ohne den einen oder anderen rettenden Silberstreif am Horizont. Schwarzholz der Hoffnung! Klasse!
"Sepulchral council of the beholders" geht's etwas langsamer an, erhebt sich dennoch in Anarchie, vergisst aber auch hier die Melodik nicht! Trauerbolzen! Gnade!
Nach dem versöhnlichen Ende des dritten Tracks treiben AISLING mit "Misantropic salvation" bereits das Kaleidoskop der Gegensätze auf die Spitze! Kunstfertiger kann Black wohl nicht sein, oder? Black-Prog-Gehämmer. Stark!
"Duan amhairghine" zeichnet eiskalte Bilder mit Akustik-Gitarre, Flöte, Cello und fast merkwürdigem Klagegesang. Depressives Kammerspiel. Mir wird die Luft etwas knapp...
Track 6 tritt das Gaspedal der Düsterness bis zum Anschlag und darüber hinaus. Könnte man denken... doch auch hier dreht sich der Wind. Überraschung gelungen!
"Tir na n'og" beschließt die Orgie nicht weniger diametral. Was'n das jetzt wieder? Schwarz-progressiver Kammer-Bombast, oder was? Bin etwas ratlos aber ganz und gar nicht unbefriedigt! Und weil ich so durcheinander bin wage ich einen saublöden (?) Vergleich für die Schubladen-Fraktion: AISLING erinnert an eine nicht vorhandene Mischung aus den diabolischen Endzeit-Schwarzwurzeln ART INFERNO ("Abyssvs Abyssvm Invocat") und den alten Gothic-Prog-Poeten THE LEGACY ("Withering Blossom").
 
Fazit: Geile Mischung und ein extremes Stilwechsel-Donnerwetter der besonderen Art. Was bleibt, ist eine bis zur Matte runterhängende, offene Kinnlade...
... die einem den "verbesserungswürdigen" Sound glatt vergessen lässt. Aber so ist das wohl (meistens) mit den verdammten Eigenproduktionen! Tausend Ideen aber wenig Kohle. Traurige Ambivalenz...


Thomas Lawall - Januar 2004 (Überarbeitet im November 2004)
 

 

Tracklist:

1. Through The Eyes Of Cosmos
2. The Oracle Of Dehumanisation
3. Sepulchral Council Of The Beholders
4. Misanthropic Salvation
5. Duan Amhairghine (Amergin's Challenge)
6. Crushing The Wall Of Time
7. Tir na n'og (Forgotten Rites)


Bandpage:

infinito.it/utenti/aisling

Line-up:

Diego M.: Vocals and backing vocals
Diego B.: Lead/acoustic guitar, backing vocals
Paolo V.: Rhythm / acoustic guitar
Stefano P.: Bass and backing vocals
Alberto B.: Keyboards and backing vocals
Paolo M.: Drums

Guest musicians:

Michela P.: Mezzosoprano
Chiara S.: Flute
Elisa F.: Cello

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