CD-Review

ANATHEMA "A natural disaster" (2003)

Metal-Versteinerung


Herman van Veen hat in einem Song einmal die Frage gestellt, "...warum Menschen, die sich nach innen immer mehr verfeinern, nach außen oft versteinern..."
Zu "A fine day to exit" ist mir wenig eingefallen - Entwürfe für ein Loblied und ein Verriss - beides landete im Papierkorb. So ähnlich geht es mir mit dem "disaster"...
Nette Melodien - verpackt mit lila Luftpostpapier. Sanfte Melancholie - aber federleicht verdaulich. Warum habe ich bei diesem Album permanent das Gefühl, hier treffen sich Genialität und Banalität zu einem Spaziergang in der norddeutschen Tiefebene?
Bedeutungsschwangere Texte verlieren sich in einer musikalischen Leichtheit, garniert mit allerlei akustischen und elektronischen Beigaben, gar Effekten.
Hier laufen permanent (traurige) Schönheiten über den Laufsteg. Leider aber ebenso schön wie langweilig...
Na gut: "Are you there" erinnert wohl jeden von uns an entsetzliche Beziehungsdramen bzw. das Ende derselben, oder gar an den Tod selbst und/oder den Verlust geliebter Menschen... Aber ausschließlich mit Weichspüler kann man solche Momente nur schwer verkraften!
Das alte Ana-Feeling kommt gegen Ende mit "Violence" noch mal (ganz) kurz auf die Matte - wird aber trotz Gaspedal ebenso schnell öde...
Also ich kann mir nicht helfen, aber mit "Judgement" ging wirklich eine Ära zu Ende! Und das ist 10mal trauriger als DIESE Platte...


Thomas Lawall - Dezember 2003
 

 

Tracklist:

01. harmonium
02. balance
03. closer
04. are you there?
05. childhood dream
06. pulled under at 2000 metres a second
07. a natural disaster
08. flying
09. electricity
10. violence

Line-up:

vincent - vocals, guitar
jamie - bass, programming
john - drums
les - programming, keys
danny - guitars, keys, vocals

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