Literatur

... neben der Venus
Gedichte über die Liebe und andere Ungereimtheiten


von Detlef Guhl


108 Seiten
© Edition Thaleia, St. Ingbert 2011
www.edition-thaleia.de
ISBN 978-3-943382-01-3



Etwas streng sieht er aus, der Herr Diplom-Ingenieur, Künstler und Dichter. Doch das Cover-Foto täuscht gewaltig, denn Detlef Guhl sitzt sowohl der Ernst des Lebens als auch der Schalk im Nacken. Gut so, denn wie sollte man es auch anders ertragen, das Leben.

"Ich stoße hier und da an Grenzen und an Schranken"

schreibt er in "Frei" und ist überzeugt, im Räderwerk des Lebens festzusitzen,

"... anders sein ist vergebens."

Doch all der Weltschmerz vergeht bereits im zweiten Gedicht "April, April". Um die Liebe geht es hier und um gewisse Pfeile, die hier und da treffen: 

"Sie liebten sich in wilder Eile.
Das dauerte wohl eine Weile,
doch Anfang Mai war sie verflossen ..."

Aufgeben ist aber nicht angesagt, denn das Spiel wiederholt sich, wenn man nur die nötige Geduld aufbringt. Pfeile gibt es ja genug ...!

Wenig später stürzt der Autor den Leser gar derb und wollüstig in eine wilde "Verführung",  

"In praller Nacktheit lag sie da
vor ihm in Saft und Fülle ..."

verwirrt ihn, führt ihn an der Nase herum und klärt das Ganze am Ende mit einer überraschenden Pointe auf.

Und so geht das munter weiter, und wenn ich nicht aufpasse, verliere ich mich hier in einer Aufzählung. Die Gründe liegen auf der Hand, denn kein Gedicht ist wie das andere. Es liegen Welten zwischen den Zeilen und doch scheint sie eines zu vereinen. Es ist vielleicht eine Art von Zuversicht und ein Nichtaufgebenwollen. Man mag auch bei traurigen Versen nie die Fassung oder jeden Mut verlieren. Ganz im Gegenteil, denn hier schreibt jemand, der sich nicht von Wolken in tiefste Schluchten stürzt, sondern mit beiden Beinen fest im Leben steht. Oft auch gegen den Strom und als Fels in der Brandung sowieso.

Ein großer Erzähler ist er auch. Doch kapitellanges Versinken im eigenen Ozean der Worte ist nicht seine Welt. Weniger ist oft mehr. Und für das Wesentliche braucht es nicht viele Worte. Um sich von dem "Schmetterling Jugend" zu verabschieden, genügen wenige Sätze, für eine kurze Aufklärung über "Dämonen" ebenfalls. Der "Lebenskünstler" hat eine ebenso einfache wie wirkungsvolle Weisheit zu bieten, ein Gegenentwurf zum melancholischen "Aprilwetter" ist schnell formuliert, und selbst ein "unendliches Gedicht" kommt mit knapp zwei Seiten ganz prima aus.

Detlef Guhl schreibt alles auf. Wirklich alles! Momentaufnahmen des Lebens, Ideen, Einsichten, Glücksmomente, Liebesgeschichten - aber auch Fragen, Zweifel und manchmal auch bittere Ironie - gleichwohl nur, wenn unbedingt nötig.

"... neben der Venus" sind Gedichte vom Ernst des Lebens, die sich oft selbst nicht ernst nehmen. Ein Füllhorn voller "Ungereimtheiten" und noch viel mehr. Das eine oder andere Anliegen mag sich vereinzelt verstecken, dezent und so ganz nebenbei. Vielleicht die wichtigste seiner Botschaften ist gleichzeitig ein schönes Fazit: Seine Falten bekommt er lieber vom Lachen, als vom Trübsal blasen!

"Der Vorhang fällt. War das der letzte Akt?"

Ich hoffe nicht und klatsche "fordernd in die Hände".

 

Thomas Lawall - Januar 2013

 

 

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