Wir sind fünf
von Matias Faldbakken
254 Seiten © 2019 by Matias Faldbakken © 2020 der deutschsprachigen Ausgabe by Wilhelm Heyne Verlag, München www.heyne-hardcore.de ISBN 978-3-453-27299-6
Ja wo ist er denn, der Hammer, mit welchem Herr Faldbakken angeblich zu schreiben beliebt? Wer suchet, der findet, scheint hier das Motto zu sein. Und zu suchen gibt es wahrlich genug. Zu finden dann schon eher weniger ...
... denn es ist eine ganz "normale" Familiengeschichte, deren Figuren eher blass und locker gezeichnet ihr Dasein fristen. Ja gut, die ebenso wilde wie alkoholgetränkte Jugend der männlichen Hauptperson Tormod Blystad reißt es dann auch nicht raus. Vielleicht dann schon eher die besonderen Fähigkeiten Tormods, die sich bei ordentlichem Drogenmissbrauch abzeichnen.
Diese werden konkretisiert, als das "fünfte" Familienmitglied "Snusken", ein Elchhund, plötzlich verschwindet. Der Verlust des Tieres stürzt Tormod, seine Frau Siv und die beiden Kinder Alf und Helene in eine tiefe Krise. Der Herr des Hauses verschanzt sich in seiner Werkstatt und mit Hilfe eines ehemaligen Kommilitonen beginnt er ein seltsames Machwerk aus Ton.
Fortan wird es schräg, und da sind sie wieder, die Fragen. Vielleicht ist das Ganze ja eine Parabel oder eine Allegorie? Indirektuellen Auslegungen sind natürlich Tür und Tor geöffnet, wenn schon von "Dädalus" und Söhnchen "Ikarus" die Rede ist oder gar von dem Herrn von und zu Faust. Auch ein Golem winkt am Horizont. Wie dem auch sei, "Wir sind fünf" fällt aus dem Rahmen, und das ist immerhin schon mal die halbe Miete.
Was sich hinter der Geschichte verbirgt, darf jeder selbst herausfinden. Etwa eine Art pseudophilosophischer Magerquark? Die vermeintlich einfache Konstruktion isoliert zu betrachten wäre der falsche Ansatz. Letztlich beurteilt man einen Picasso nicht nach der Auswahl der Farben und schließlich geht es um so wichtige Themen wie Verlust, gesellschaftliche Zwänge und Anerkennung durch selbige, sowie um Opferbereitschaft. Auch darum, wie weit man gehen möchte, um, was auch immer, zu erreichen.
"Sprachgewalt" ist zwar etwas anderes und eine "poetische Wucht" ist nicht auszumachen. Die Fähigkeit und der Wille für eine akzentuierte Vermarktung dann schon eher. Dennoch, "Wir sind fünf" hat etwas. Und zwar etwas, das bleibt. Dies wiederum und immerhin, kann nicht jeder Roman von sich behaupten.
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