Literatur

Wir sehn uns vorm Gericht!
Kochen mit Freunden

von Willy Astor



176 Seiten
© Verlag Antje Kunstmann, München 2024
www.kunstmann.de
ISBN 978-3-95614-587-2



Habe ich das schon irgendwo erwähnt? Kochbücher mag ich weniger bis gar nicht. Meistens schaue ich mir nur die Fotos an. Die sind Inspiration genug. Wenn ich überhaupt etwas nachkoche, dann wie ICH es will. So wie Willy Astors Opa zum Beispiel, doch davon später.

Manchmal kommt man einfach schnell an seine Grenzen. Zumindest teilweise, denn die Rezepte der anspruchsvollen Art überlasse ich dann lieber denjenigen, die das wirklich können. Beispielsweise Sternekoch Eckart Witzigmann, der mit "Sechskorn-Pflanzerl" und "Blumenkohl in Curry-Kokosnuss-Sauce" sowie einem fulminanten Nachtisch beeindrucken kann.

Kriegt man eh nicht hin und optisch schon gar nicht. Auf den Fotos sieht es stets ebenso aufgeräumt wie kunstvoll aus, aber wenn man es selbst versucht, sieht es meistens aus wie gewollt, aber nicht gekonnt. Was man bei den großen Vorbildern und Lehrmeistern in mühevoller Kleinarbeit gelernt hat, ist eben für Laien nicht unbedingt leicht umzusetzen.

Ganz anders mit Martina Schwarzmanns "Aufdrahten Wixpfeiferl mit Apfelmus". Klar, die heißen normalerweise ganz anders. Die Kabarettistin (die eine Bandsäge besitzt) erklärt aber einleuchtend warum. Jedenfalls ist das Rezept sehr einfach und sogar für den Rezensenten nachvollziehbar und -kochbar.

Auf Astors beliebte Wortverdreher muss man in diesem Werk (fast) verzichten. Für Menschen, die aber fast automatisch danach suchen, hat er allerdings einige wenige Perlen bereitgestellt. So zum Beispiel Wissenswertes zur Geschichte der Nudeln, was "Veganier" nach der Landung essen, und natürlich, passend zum Thema, eine Bemerkung zum "Jüngsten Gericht". Und wer es bis zum Ende schafft, kommt dann voll auf seine/ihre Kosten ...

Die jeweils jüngsten Gerichte bereitet er gerne in geselliger Runde mit Freunden, was dieses Buch eindrucksvoll dokumentiert. Es gibt nicht nur Fotos von mehr oder weniger gut gefüllten Tellern, sondern auch jede Menge Bilder von den netten Menschen, welche die Speisen jeweils gekocht haben.

Dies unterstreicht den sehr persönlichen Charakter dieses Kochbuchs, was es zu etwas Besonderem macht. Die breite Auswahl vom einfachsten Pfannkuchen bis zum fulminanten Sauerbraten setzt dem Ganzen dann die Krone auf. Zum Thema Pfannkuchen passt dann die Überleitung zum schon zitierten Großvater. Jener stellt klar, dass er seine Eierkuchen stets nach Gefühl herstellt. Somit bietet er kein Rezept an, sondern eine "Anleitung". Schließlich werden auch andere Rezepte von ihm "nur in groben Zügen beachtet".

So wird es wahrscheinlich auch diesem Buch ergehen. Wer es ganz genau wissen will, wird sich genau am Rezept orientieren und wer nicht, wird, die grobe Richtung einhaltend, seinen eigenen Senf dazu geben. Wenn Willy Astors Buch einen Beitrag dazu leisten kann, die eine oder andere gesellige Kochrunde mit Freunden zu gestalten, ist doch schon viel getan.

 

Thomas Lawall - März 2024

 

 

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