Literatur

Wer die Kohlmeise stört

von Martina Pahr


254 Seiten
© Emons Verlag GmbH
www.emons-verlag.de
ISBN 978-3-7408-2427-3



Von einem "Schrebergartenkrimi" hat der Rezensent noch nie etwas gehört. Was sich zunächst etwas drollig anhört, interessiert ihn dann aber doch, zumal er seit Jahrzehnten selbst den einen oder anderen Garten bestellt hat, und dies noch immer tut.

Valentina hinkt mit ihrer Arbeit hinterher. Als freiberufliche Kinderbuchillustratorin kann sie ihre Aufgabenbereiche flexibel gestalten, insbesondere was den zeitlichen Rahmen betrifft, aber so langsam drängt die Zeit.

Der völlig unerwartete Tod eines Gartennachbarn bringt ihren Arbeitsalltag völlig durcheinander. Und erst recht die geregelten Tagesabläufe in ihrer Kleingartenanlage, in welcher nun nichts mehr so ist, wie es einmal war. Die per "Hecken- und Flurfunk" transportierte Gerüchteküche brodelt.

Es geschieht in Maries Garten. Den Tod ereilte Sebastian "Basti" Wagner, Maries Verlobter, der sich als Heilpraktiker gerade auf YouTube einen Namen als "Esoterik-Entrepreneur" zu machen versuchte.

Während die Polizei einen "anaphylaktischen Schock" als Todesursache feststellt, glaubt die ebenso rüstige, wie über siebzigjährige Elfriede "Friedl" Frühauf nicht daran, dass der selige Basti seinen EpiPen nicht dabei hatte, als er von einer Biene gestochen wurde, und somit seiner Allergie gegen Bienengift nichts entgegensetzen konnte.

Friedls Umschalten in den "Miss-Marple-Modus" bringt nicht nur Valentina ins Grübeln, sondern auch deren beste Freundin Barbara, ihres Zeichens "Medienanwältin und Lexikon unnützen Wissens", wobei zunächst die Zweifel an Friedls gewagten Theorien die Oberhand behalten.

Das ändert sich aber gründlich, als etwas passiert, was hier jetzt nicht verraten wird. Nur soviel, dass langjährig im Garten Tätige die näheren Umstände, in völlig anderen Zusammenhängen zwar, sehr gut kennen werden ...

Apropos, neben der Ermittlungsarbeit der Damen, die sich zuerst einmal mit einer Handvoll Motive beschäftigen, verpackt die Autorin in die originelle Geschichte so ganz nebenbei einige Sachthemen, die sowohl Gartenanfänger als auch -profis interessieren dürften.

Die mitunter etwas umständliche Erzählweise begründet leider einen Abzug in der B-Note. Der Text läuft stellenweise einfach nicht rund. Leichte Verwirrung stiften auch die Namensgebungen, insbesondere die Spitznamen, der Hauptdarsteller/innen. Beispielsweise sind die Frau Nachtigall, Valentinas beste Freundin, Barbara und die Lerche ein und die selbe Person, oder wie?

Die negativen Aspekte werden aber durch eine ganze Reihe positive wieder aufgewertet, als da wären die insgesamt originelle Geschichte, die ebensolche Kulisse, die Sachkenntnis der Autorin, sowie deren leicht schräger Humor. Jener findet beispielsweise Ausdruck in einem "Verfahren wegen Nichtachtung des Ignoranzwillens", welche die Vereinigung "Mut zur Wissenslücke" anstrebt! Die Namen zweier Wellensittiche können ebenfalls ganz lustig sein... 

Die "Schreber-Sherlocks" haben also alle Hände voll zu tun und trotz dem überschaubaren Kreis der Verdächtigen gilt es, jede Menge falsche Schlüsse zu korrigieren.

Ja, und was ist mit der im Titel angesprochenen Kohlmeise? Einen entsprechenden Bezug zu finden gestaltet sich ebenso unterhaltsam wie die Suche nach dem Mörder.

 

Thomas Lawall - Juli 2025

 

 

Für Fragen, Kritik und Anregungen steht unser Forum zur Verfügung

Home News Literatur Gedichte Kunst Philosophie Schräg Musik Film Garten Küche Gästebuch Forum Links Impressum