Literatur

Wen der Tod betrügt

von Wolfgang Burger


400 Seiten
2. Auflage 2018
© Piper Verlag GmbH, München
www.piper.de
ISBN 978-3-492-06032-5



Immer diese nervigen Telefonanrufe. Und immer dann wenn es gerade nicht passt. Und dann auch noch jemand, der offensichtlich der deutschen Sprache nicht mächtig ist. Der Anrufer erkundigt sich, ob denn "Mr. Görlach" am Apparat sei. Kripochef Alexander Gerlach bestätigt nicht nur das, sondern auch seine Funktion als "The head of the Heidelberg crime investigation unit".

Für den Rezensenten aber gilt: Bis hierher und nicht weiter. Denn demnächst wird es krachen und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Zu viel verraten ist dies nicht, und überhaupt: Eine Überraschung soll ja eine ebensolche bleiben. Eine von vielen übrigens.

Durchaus ein Qualitätsmerkmal - ebenfalls von vielen - der Burger'schen Kriminalromane. Auch der sechzehnte (!) Band der Alexander-Gerlach-Reihe macht hier keine Ausnahme. Was so harmlos und beschaulich beginnt, brennt bald an allen Ecken.

Immer wenn Leserinnen und Leser denken, nun ist aber gut, packt Wolfgang Burger noch einen drauf. Es ist wieder diese unnachahmliche Art und Weise, die sich immer weiter steigernde Brisanz eines Mordfalles, mit den ebenfalls immer weiter eskalierenden privaten Befindlichkeiten seines Hauptdarstellers Alexander Gerlach zu kombinieren.

Sowohl der eigentliche Fall als auch Gerlachs Privatleben verläuft nicht in gewohnten Bahnen, sondern verlassen jedes vorgegebene Muster. Während die zu Beginn eigenmächtigen Ermittlungen, in Sachen eines vermeintlichen Selbstmordes, zu einem offiziellen Fall mit immer größerer Tragweite mutieren, spitzt sich die Lage im Privatleben des Kripochefs ebenfalls weiter zu.

Nicht nur, dass Tochter Louise einen schwerstabhängigen Liebhaber präsentiert, sondern auch seine "Göttin" hat eine neue Mitbewohnerin, Milena, eine siebzehnjährige Armenierin. In diesem Zusammenhang verfolgt sie einen außerordentlich schrägen Ansatz zwecks Einbürgerung derselben. Auch in Portugal ziehen Wolken auf. Wie Fans der Reihe wissen, machte sich Gerlachs Vater mit einer wesentlich jüngeren Geliebten aus dem Staub ...

Ja, und auch das Lokalkolorit stimmt wieder bis ins Detail. Kein schmückendes Beiwerk, sondern echte Höhepunkte sind beispielsweise der lange Feierabendspaziergang von Heidelbergs Römerstraße bis zur Bergheimer Straße in Richtung Innenstadt, über den belebten Bismarckplatz, die Theodor-Heuss-Brücke, die Neuenheimer Landstraße in östliche Richtung, wo es langsam etwas ruhiger wird, bis schließlich die alte Brücke auftaucht, bewacht vom im Abendrot glühenden Schloss, welches "wie ein schläfriger Wachhund seinen Besitz hütet".      
 
Jetzt schnell das Fazit, bevor der Rezensent doch noch zu viel erzählt:
Heidelberger Flair, spektakuläre Action, private Katastrophen, globale Interessen ... und fast vergessen ... ein sehr persönliches Vorwort. Nein, nicht vom Autor, sondern vom Kripochef! Persönlich.

 

Thomas Lawall - Januar 2019

 

 

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