Literatur

Verdächtige Geliebte

von Keigo Higashino


320 Seiten
Ungek. Taschenbuchausgabe
Piper Verlag GmbH, München
August 2014
www.piper.de
© 2005 by Bungeishunju Ltd, Tokio
© 2012 Klett-Kotta - J.G. Cotta'sche Buchhandlung Nachfolger GmbH
ISBN 978-3-492-30355-2



Herr Ishigami klingelt bei seiner Nachbarin, um sich nach dem Grund des Lärms zu erkundigen, der ihn offenbar einigermaßen beunruhigt hat. Yasuko Hanaoka kann ihn zunächst beruhigen. Sie habe mit ihrer Tochter Misato lediglich eine Kakerlake gejagt. Erfolgreich, wie sie behauptet.

Der freundliche Mathematiklehrer glaubt ihr kein Wort, was sie zunächst nicht bemerkt. Yasuko hat im Moment ganz andere Sorgen. Gemeinsam mit ihrer Tochter hat sie soeben ihren Ex-Gatten ermordet. Die ersten Minuten danach verbringen sie mit Überlegungen, wie es nun weitergehen soll, kommen aber zu keinem eindeutigen Ergebnis.

Da meldet sich Herr Ishigami noch einmal, diesmal telefonisch. Nun wird er etwas deutlicher, indem er seine Hilfe anbietet. Sollte sie die Polizei verständigen wollen, wäre der Fall klar. Andernfalls wäre es gar nicht so einfach, eine Leiche verschwinden zu lassen. Eine Frau könne dies alleine nicht schaffen.

Das nenne ich mal eine gelungene Nachbarschaftshilfe! Yasuko, völlig sprachlos, willigt schließlich ein und bittet Herrn Ishigami, noch einmal in ihre Wohnung zu kommen. Den Ausführungen, dass Yasuko den Mord alleine begangen hat, schenkt er ebenfalls keinen Glauben. Schließlich entwickeln sie einen gemeinsamen Plan. Herrn Ishigamis Motive, die sich hinter dessen Hilfsbereitschaft verstecken, bleiben Yasuko aber erst einmal verborgen ...

Endlich ein Kriminalroman nach anderem Strickmuster! Was im konventionellen Roman erst am Ende verraten wird, darf man in "Verdächtige Geliebte" bereits im ersten Kapitel nachlesen. Wer hier wen und warum umgebracht hat, steht also gleich zu Beginn fest. Wer allerdings darauf tippt, dass hierdurch jede Spannung verlorengeht, irrt sich gewaltig, denn das Gegenteil ist der Fall.

Es kann gar nicht spannender sein, als einen Fall einmal aus einer völlig anderen Perspektive zu verfolgen. Während die Polizei wie gewöhnlich im näheren und weiteren Umfeld des Opfers ermittelt, um dem Täter auf die Spur zu kommen, nimmt der Leser auf einer anderen Tribüne Platz. Denn er ist mit der Erkenntnis gesegnet, die den Kommissaren Kishitani und Kusanagi noch fehlt.

Keigo Higashino treibt die Spannung auf den Höhepunkt, indem er dem Mathematikgenie Ishigami, der seiner Nachbarin ein wasserdichtes Alibi konstruiert, einen ebenbürtigen Gegner gegenüberstellt. Der geniale Physiker Manabu Yukawa, der bereits in einigen Fällen der Polizei beratend zur Seite stand, hat an dem aktuellen Fall zunächst kein Interesse. Allerdings kennt er Ishigami schon seit seiner Studienzeit. Deshalb glaubt er auch ganz genau zu wissen, welchen Gegner er vor sich hat ...

 

Thomas Lawall - November 2014

 

 

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