Literatur

Veranda Junkies
Urban Gardening auf Balkon und Terrasse


von Cornel Rüegg & Sabine Reber


256 Seiten
© 2015 AT Verlag, Aarau und München
www.at-verlag.ch
ISBN 978-3-03800-863-7



In den Städten tut sich was. Wer nicht auf dem Land leben will oder kann, holt sich etwas Landleben einfach in die Stadt. "Urban Gardening" heißt das Zauberwort. Wem im Stadtraum kein freies Stück Land zur Verfügung steht, baut sich seinen Garten auf den Balkon, die Dachterrasse, die Veranda, in einen Innenhof, auf einen Parkplatz oder schlicht an den Fenstersims. Die "Veranda Junkies" gehen um!

Das Buch zeigt auf sehr originelle Art und Weise, dass hier der Phantasie der mitunter noch wenig erfahrenen Hobby-Gärtner keinerlei Grenzen gesetzt sind. Es wird einfach munter drauflos experimentiert und ausprobiert. Es muss nicht unbedingt die große Ernte sein, sondern eher der Weg ist das Ziel. Der Spaß an der Sache selbst steht im Vordergrund und wenn man sich die Hände nicht umsonst dreckig gemacht hat, ist die Freude umso größer.

Fünfzehn Stadtgärten stellt das Buch vor und - sehr sympathisch - seine Bewohner gleich mit. Die Größe der Projekte, welche im Grundriss bereits im Vorsatz des Buches als Überblick dargestellt werden, ist außerordentlich unterschiedlich. Von "Marcels Dachterasse" (47m²) bis "Nadines & Mathias' Fenstersims" (0,2m²) sind alle möglichen Größen vertreten. Letztere begnügen sich mit 2 Eissalaten, zwei Kohlrabi und verschiedenen Kräutern, und sie sind glücklich mit ihrem "zarten Gemüsegärtchen".

Marcel ist schon fast ein Profi in seiner "Oase für Stadtneurotiker". Im sechsten Stock seiner opulenten Dachterrasse unterhält er einen wild-romantischen Nutzgarten mit eigenem Obst- und Gemüseanbau. Zierpflanzen und Kräuter fehlen ebenfalls nicht - sogar für die Herstellung von Sirup und Likör reicht die Ernte der verschiedenen Obstsorten.

Jedes Projekt hat seinen eigene Charme, und es ist für den Rezensenten, der selbst Gärtner, allerdings im ländlichen Bereich, ist, außerordentlich schwierig, hier weitere Beispiele vorzustellen, da alle "Veranda Junkies" eine ausführliche Erwähnung verdient hätten. Wirklich originell scheint mir "Giorgios Parkplatz" zu sein. In seiner Wohnung hat er keinen Balkon, weshalb er einfach den Parkplatz vor seinem Atelier in eine ebenso grüne wie sehenswerte Oase umfunktioniert hat.

"Madeleine" zieht auf ihrer 12qm-Loggia Tomaten, Auberginen, Kartoffeln, Salate und Zucchinis. Kräuter, Johannisbeeren und neuerdings Hopfen, aus dem ein "richtig schmackhaftes Sierra Ale" gebraut werden soll, runden das kleine Paradies ab. Unbedingt sehenswert ist auch der Firmengarten von "Lisa & Daniel". Auf einer nur 1,15m breiten und 11,5m langen Rampe vor ihrem Atelier haben sie auf Holzgerüsten zunächst mit dem Anbau von Kräutern, Blumen und Tomaten begonnen. Der Clou ist eine "mobile Herdplatte" direkt vor einem Fenster. Gekocht wird also in freier Natur, wobei die Kräuter "fast bis zum Pfannenrand" reichen ...

Man kann sich an "Veranda Junkies" weder satt lesen noch satt sehen. Umgehend möchte man einen Sack Pflanzerde, Saatgut und ein paar Setzlinge kaufen und sofort loslegen. Und wer vor lauter Begeisterung den Überblick verloren hat, kann sich an einem dreiseitigen Einlegeblatt orientieren, welches für alle zwölf Monate einen groben Überblick über die zu verrichtenden Arbeiten gibt. Es existieren noch unzählige graue, langweilige Dachterrassen und Balkone, die man einer Wandlung unterziehen könnte. Die Farbenpracht und noch ganz viel mehr wird seine Bewohner aus dem grauen Alltag reißen und somit auch sie verwandeln.

 

Thomas Lawall - Mai 2015

 

 

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