Literatur

Veilchens Winter
Valerie Mausers erster Fall


von Joe Fischler


288 Seiten
© Haymon Taschenbuch, Innsbruck-Wien 2015
www.haymonverlag.at
ISBN 978-3-85218-967-3



Eiszeit im Besprechungszimmer. Die neuen Kollegen sind versammelt und als letzte findet sich Oberstleutnant Valerie "Veilchen" Mauser ein. Die erste Sitzung des Ermittlerteams Leib und Leben im Landeskriminalamt Tirol ist ein Desaster. Die neue Leiterin des Ermittlungsbereiches EB01 spürt sofort, welchen Stand sie hier haben wird.

Dabei war sie vorgewarnt. Bereits beim ersten Betreten ihres neuen Büros wartete ein Kollege auf sie mit dem Ersuchen um eine sofortige Unterredung. Ihr Stellvertreter und Interimsleiter der Abteilung, Major Nikolaus Geyer, gab ihr unmissverständlich zu verstehen, die Nummer eins für den Nachfolger dieses Postens gewesen zu sein. Akzeptieren werde er dies nicht und mit einem vorgefertigten Schreiben bat er um seine Versetzung.

Schnell stellt sich heraus, dass mit der vorzeitigen Pensionierung ihres Vorgängers etwas nicht stimmt. Sie könnte mit den Ermittlungen im Fall eines mysteriösen Selbstmordes im Zusammenhang stehen. Tobias Hofer, ein Hotelbesitzer, geriet in finanzielle Schwierigkeiten, als die Banken ihm keine weiteren Kredite mehr zur Verfügung stellen wollten. Kurz bevor ein Kreditinstitut aus dem Ausland einsteigen wollte, ertrank er im Inn.

Weitere Ermittlungen wurden offenbar nicht eingeleitet. Valerie Mauser findet selbst im Computer ihres Vorgängers keinerlei brauchbaren Unterlagen. Oberst Andreas Zahn hatte lediglich ein Ermittlungsverfahren gegen Unbekannt eingeleitet. Weitere Unterlagen befänden sich im Innenministerium.

Bei weiteren Recherchen stößt Valerie Mauser auf immer mehr beunruhigende Zusammenhänge und Verflechtungen. Fest steht, dass das Hotel inzwischen für einen Millionenbetrag an den russischen Oligarch Boris Marinov und seine Frau Janette, die Ex-Miss vom Arlberg, verkauft wurde. Deren Tochter wurde entführt, was neben der Familie auch und besonders Landeshauptmann Hubertus Freudenschuss zur Weißglut bringt. Schließlich ist er der Patenonkel von Lizah Marinov ...

Der Auftakt zu einer (hoffentlich sehr langen) neuen Krimiserie ist ein Schwergewicht. Hierbei erweist sich Blogger und Sachbuchautor Joe Fischler als wahrhaftiger Meister des Nebensatzes. Immer wieder "verfehlt" er das Hauptthema, um uns in ausschweifenden Beschreibungen und Metaphern die jeweiligen Lokalitäten und Darsteller näherzubringen.

Eine Empfangsdame in einer ausufernd gestalteten Bank stellt er uns beispielsweise als "Bewohnerin des überdimensionalen Unbeschreiblichen" vor. Selbst Raum für Sekundenpeinlichkeiten, die sich lediglich im Zeitrahmen einer "hochgezogenen Oligarchenbraue" bewegen, richtet der Autor in seinem Debut in der Kriminalliteratur ein.

Auch und besonders der Humor bleibt nicht auf der Strecke. Lustig, was man mit einem Afro alles anstellen kann - sogar Kunststücke kann man mit dieser Frisur aufführen. Wahre Fahrkünste darf der liebenswerte Kollege und Führerscheinneuling Schmatz mit einem 200-PS-Automatik beweisen. Was ein "lebendiger Ballon" oder ein "Axl-Rose-Gedächtnisrock" ist, verrät uns Joe Fischler ebenfalls.

Extrem ausbaufähig ist die uneingeschränkte Hauptdarstellerin Valerie Mauser. Scharfsinn und Durchsetzungsvermögen werden gleich zu Beginn auf härteste Proben gestellt. Berufliche Erfolge stehen allerdings im krassen Widerspruch zu privaten Dingen. Einundvierzig Jahre ist sie alt. Dreiundzwanzig ihre Tochter Rebecca. Doch sie kennt sie nicht persönlich. Im Rahmen einer "Inkognitoadoption" hatte sie damals eine Freigabe erteilt.

Noch heute hat sie mit jenen "Nachwehen, die in alle Zukunft ausstrahlen würden", zu tun. Etwas, was die Zeit nicht heilen kann. Zum Glück gibt es in schwierigen Situationen Hilfe. Zum einen ist es der liebenswerte Ex-Kollege Manfred Stolwerk, seines Zeichen "Neutrum, biologisch auf Single programmiert" und zum anderen der neue Kollege Schmatz, Fahrkünstler und Computergenie sowie ein ganz besonderes "Teufelchen", eine Art Souffleuse. Wir werden noch viel von ihnen hören.

 

Thomas Lawall - Mai 2015

 

 

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