Unmöglich! Erfundene Geschichten, die das Leben schrieb.
von Wieland Backes
128 Seiten © 2024 - Gmeiner-Verlag GmbH www.gmeiner-verlag.de ISBN 978-3-8392-0654-6
"Erfundene Geschichten, die das Leben schrieb" sind ein Paradox und somit eigentlich "unmöglich". Dass dem nicht unbedingt so ist, behauptet Wieland Backes, und tritt mit seiner Buchtitelauswahl sozusagen die Flucht nach vorne an.
Erstaunlich oft berühren seine erdachten Geschichten die gesellschaftliche Realität, weshalb es nicht ganz "unmöglich" ist, wenn Leserinnen und Leser Bekanntschaft mit Vorgängen und Erlebnissen machen, die ihnen irgendwie bekannt vorkommen.
Jenes kleine knapp 1000-Seelen-Dorf zum Beispiel und die dort noch immer sehr verbreitete Fremdenfeindlichkeit, die vielleicht noch etwas ausgeprägter scheint als jene, die immer weiter um sich greift, und längst (oder immer noch) die großen Städte überflutet.
Ein Nigerianer versucht dort, gemeinsam mit seiner Tochter, Fuß zu fassen, was zunächst auch gelingt. Schließlich heiratet die Tochter den Sohn eines ansässigen Unternehmers und alle Vorbehalte der Einheimischen scheinen sich in Luft aufzulösen. Dem ist auf Dauer aber nicht so, und so entschließt man sich, das Dorf wieder zu verlassen. Ja gut, und weiter? Das war es jetzt?
Schnell wird ein sich wiederholendes Muster der Geschichten klar. Zweifellos ist die Themenauswahl außerordentlich breit angelegt. Egal ob es sich um ein Flüchtlingsdrama handelt, ein Kind aus reichem Hause, welches sich für die Entstehung von Armut interessiert, einer Partie Schach mit unerwartetem Ausgang oder um die Ereignisse rund um die "Gesellschaft für Weltuntergang" ("Termine nach Vereinbarung"). An Potential mangelt es nicht.
Leider hapert es jedoch (meist) an der Auflösung der Geschichten, wenn es denn überhaupt eine gibt. Die erste ("Liebesverrat") macht es anders, wenn auch drastisch. Die Handlung bezüglich der "aufgeschnappten Sätze" in "Jogging" macht seine Sache ebenfalls gut. Hier gibt es sogar eine gelungene Schlusspointe.
Sprachlich kann man von Wieland Backes einiges erwarten. Diese Erwartungen erfüllt er mit präziser, teils auch angedeutet scharfkantiger, letztlich aber doch entschärfter, Wortwahl. Trotz der erwartungsgemäß sehr gewählten Ausdrucksweise schleicht sich eine seltsame Unverbindlichkeit ein. Er erzählt eher brav, korrekt und vermeidet, trotz zahlreichen gegebenen Anlässen, allzu heftigen Schlagabtausch beispielsweise zwischen handelnden Personen. Die großen Konflikte sind ebenfalls da, erscheinen aber ebenfalls zu oft in harmlosem Gewand.
Was man mit so einem Geschichtenband, der leider etwas zu kurz ausgefallen ist, anfangen soll? Spektakuläres gibt es nicht und wird allenfalls nur angedeutet. Als ebenso unterhaltsame wie leichte Lektüre für Zwischendurch funktioniert "Unmöglich!" aber recht gut. Sowohl auf dem Nachttisch als auch in der gemütlichen Leseecke.
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