Literatur

Überleben!

von Piers Paul Read

Übersetzung aus dem Englischen
von Hans Hermann, Jan Holthusen,
Liselotte Julius, Gisela Stege

Taschenbuch, 335 Seiten, ISBN: 3-442-55323-7
Goldmann Verlag - Sonderausgabe 2003


Freitag der 13. Oktober 1972 war kein guter Tag für die Passagiere der gecharterten Fairchild Nr. 571 der uruguayischen Luftwaffe. An Bord der zweimotorigen Maschine - die mit 792 geleisteten Flugstunden nach flugtechnischen Maßstäben als so gut wie neu galt - waren 40 Passagiere und fünf Besatzungsmitglieder. Der muntere Haufen einer 15-köpigen Mannschaft von Rugby-Amateuren sowie 25 deren Freunde und Verwandten befanden sich auf einem Flug zu einem Freundschaftsspiel in Chile.

Ein fataler Fehler des Piloten war der Beginn einer ungeheuren Tragödie. In der Annahme, sich auf dem Landeanflug auf den Pudahuel-Flughafen in Santiago zu befinden, nahm das Drama seinen Lauf.
Das Flugzeug tauchte in die Wolkendecke und kam in heftigste Turbulenzen. In zwei Luftlöchern sackte es jeweils 100 Meter ab! Aus der Wolkendecke endlich heraus, trauten sowohl Piloten als auch Passagiere ihren Augen nicht. Nur wenige Meter (!!!) von den Tragflächen entfernt befanden sich die Gipfel der Anden, jenseits des vermeintlich schon überflogen geglaubten Planchón-Passes!

Allein die nun folgende Schilderung der einzelnen "Stationen" des Absturzes übersteigt jede Phantasie!!!
Es ist einfach entsetzlich zu erfahren, was in solchen Momenten passiert, denn normalerweise gibt es nach solchen Tragödien keinerlei Zeugen!!!
Die Maschine wird so nach und nach regelrecht zerrissen... Kaum zu glauben, dass 28 Menschen dieses Inferno (zunächst) überlebten...

Nach 70 (!!!) Tagen waren es noch 16 Überlebende. Menschen, die in ihrer absoluten Verzweiflung jedes menschliche Tabu überschritten haben. Der Wille zu überleben und eine durchaus religiöse Einstellung rechtfertigten das Undenkbare. In der eisigen Hölle der Anden war das Überleben nur möglich, indem sich die verzweifelte Gemeinde vom Fleisch ihrer toten Kameraden ernährte...!

Es ist für mich nicht nachvollziehbar, welche und wieviele Grenzen hier überschritten werden mussten! Ich habe versucht, mir so etwas vorzustellen. Es geht nicht. Was diese Menschen erlebt haben sprengt jede nur erdenkliche Vorstellungskraft.

Fazit: Piers Paul Read erzählt sachlich und verzichtet auf jede Ausschmückung. Die schonungslose Sachlichkeit erweist sich an dieser Stelle als "Glücksgriff", denn nichts ist ergreifender als die schlichte Wahrheit! Eines der unglaublichsten Bücher, das ich jemals gelesen habe!

Thomas Lawall - November 2004

 

 

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