Literatur

UNDER A LIQUID SKY
Kurzgeschichten und Gedichte


von Andreas Dresen


100 Seiten
Alle Rechte: Andreas Dresen
und epospresse Verlag, Aachen
www.epospresse-verlag.de
www.andreas-dresen.de
ISBN 978-3-9813-3120-2



So, ohne Vorwarnung fange ich an zu schimpfen. Die Schrift ist viel zu klein. Ich musste sogar meine Brille absetzen, damit ich überhaupt noch etwas erkennen konnte! Ja gut, das wars. Ich sehe ja ein, dass Sparsamkeit eine Tugend ist. Auch der Umwelt tut es gut, und wenn pro Buch ein Baum weniger gefällt werden muss, bringt das schon was. Ansonsten habe ich (fast) gar nichts zu meckern ...

Raoul ist froh und glücklich, denn er hat endlich sein lang ersehntes Buch erhalten. Der Autor, inzwischen auf der Flucht und in der Öffentlichkeit lange nicht mehr aufgetreten, hat sich mit einer umfassenden Kritik aller Weltreligionen außerordentlich unbeliebt gemacht. Raoul interessiert das alles nicht. Er muss dieses Buch unbedingt lesen (würde ich ebenfalls gerne). Zum Glück fand er im Internet jemanden, der das Buch überaus preiswert verkaufen wollte. Fast ein wenig zu preiswert, zumal es noch neuwertig war. Doch darin sieht Raoul nicht das geringste Problem. Auch nicht, als ihm das erste Missgeschick passiert. Sicher nur ein dummer Zufall ...

In der Augenklinik "Lichtblitz" geht ebenfalls nicht alles mit rechten Dingen zu. In "What You See" wacht ein Unfallopfer auf. Eine Krankenschwester beruhigt den Mann. Es ist nicht sehr leicht zu verkraften wenn man erfährt, sein Augenlicht verloren zu haben. Da hilft zunächst auch nicht die Zusicherung, dass man per Organspende zwei neue Augen bekommen hat und diese bereits eingesetzt wären.

Eine sehr interessante Variante zu "Independence Day" bietet "Die Besucher" an. Rochenähnliche Raumschiffe verteilen sich über die ganze Erde. Sie schweben über Städten, freiem Land und dem offenen Meer. In sieben Tagen ist auf der Erde nichts mehr, wie es vorher war.

Wir erleben ein Drama mit Quietscheentchen, was passieren kann, wenn man am Rad der Zeit dreht, den Besuch in einer Stadt, wo man offenbar alles für 30 Euro bekommt, was "Space Cowboys" so treiben, wahrlich seltsame Tauchausflüge und einen schönen Tag zum Sterben ...

Meine Lieblingsgeschichte in UNDER A LIQUID SKY ist "Julie". Sie will ihren Mann vergessen und morgen eine Therapie beginnen. Er kann ihr Verhalten nicht verstehen. Noch nicht ... denn eine Heilerin weist ihm den Weg ...!
Bei den "Drabbles" (100-Wörter-Geschichten) ist es eindeutig ein sehr vorlauter "Frühling" und bei den Gedichten kann ich mich nicht entscheiden, ob ich "Im Bus" oder "Wüste" den Vorzug geben sollte.

Auch wenn mir nicht alle Geschichten, Gedichte und Drabbles zusagen, sind in dieser Sammlung doch einige sehr ungewöhnliche Momente zu entdecken, die der Autor mit seinem Hang zum Phantastischen noch zu unterstreichen weiß. Der Funke zündet (bei mir) zwar nicht immer, doch wenn, dann richtig!

Gut übrigens, dass ich das Buch gerade jetzt gelesen habe, denn nächste Woche wollte ich mir einen Zierfisch kaufen. Von diesem Vorhaben habe ich nach der Lektüre des Buches nun doch Abstand genommen, denn mir war bisher noch nicht klar, mit welchen abgründig-mentalen Fähigkeiten Goldfische offenbar ausgestattet sind. Da läuft man ebenso nackt wie nichtsahnend durch die Wohnung und ...

Andreas Dresen hat ein typisches Nachttisch-Buch geschrieben. Ich würde es unter der Kategorie "Immer wieder gern gelesen und durchgeblättert" ansiedeln. Dies ist insofern auch notwendig, da sich dem Leser nicht jede Pointe sofort erschließt. Das mag aber auch daran liegen, dass es gar keine solche gibt. Wie im richtigen Leben. Vieles sucht man ja bekanntlich vergeblich ...

 

Thomas Lawall - März 2011

 

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