Literatur

Trejo
Mein Leben. Verbrechen, Erlösung und Hollywood


von Danny Trejo mit Donal Logue


448 Seiten
© 2021 by Danny Trejo
© 2022 der deutschsprachigen Ausgabe
by Wilhelm Heyne Verlag, München
www.heyne-hardcore.de
ISBN 978-3-453-27393-1



Schnaps im Gefängnis herzustellen scheint eine relativ unkomplizierte Sache zu sein. Hauptsache, man hat die richtige "Connection" in der Küche. "Rosinen, Orangen, Zucker und Hefe" in Müllsäcken und T-Shirts verpackt und in Warmluftschächten zum Gären gebracht, ergeben, durch Socken gesiebt, einen "Knastschnaps", der eigentlich eine Art Wein ist. Der Geschmack lässt viele Wünsche offen, doch Hauptsache ist, der Alkoholgehalt passt.

1968 verbüßte Danny Trejo eine Haftstrafe ("im dritten Jahr von zehn") im Soledad State Prison und passte sich schnell an die Gegebenheiten an. Schließlich verfügte er über entsprechende Erfahrung, spätestes seit er bereits mit 21 Jahren den Aufstieg ins Gefängnis von San Quentin, dem "Havard der Haftanstalten", geschafft hatte. Als Chef der Turnhalle im Soledad hatte er es nicht weit zu den zentralen Laderampen der kalifornischen Haftanstalt und der dort eintreffenden Schmuggelware. Wie das alles funktionierte, verrät er uns allerdings nicht, was wohl ewige Betriebsgeheimnisse verraten würde.

Jedenfalls lief beispielsweise Heroin "komplett" über ihn, was wegen dem entsprechenden Eigenbedarf nicht ganz unpraktisch war. Auch die Auswahl an verschiedenen Tabletten und alkoholischen Getränken war gegeben, wenn die Bezahlung stimmte. 1968 war aber auch das Jahr, in welchem sich vieles ändern sollte ...
 
In einem überaus problematischen Elternhaus und kriminellen Umfeld aufzuwachsen sind nicht gerade beste Voraussetzungen, ein gesundes Lebensfundament zu finden, denn worauf sollte man aufbauen? Aus heutiger Sicht lässt der Autor nichts aus und stellt sich damit in schonungsloser Härte seiner Vergangenheit.

Wie es möglich war, der Gewalt im Elternhaus und der Gewalt, die er fast zwangsläufig weitergab, sowie den weitreichenden Folgen und nicht zuletzt seiner Drogenabhängigkeit, die schon in seiner Kindheit begann, zu entkommen, ist eine sehr spannende Geschichte. Jahr für Jahr und Tat für Tat reihen sich aneinander wie eine Sammlung krimineller Kurzgeschichten, die sich am Ende zu einem großen Ganzen zusammensetzen.

Etwas verwirrend gestalten sich zahlreiche Rückblenden, die immer wieder vom jeweiligen Stand der Dinge ablenken. Zwar sind einzelnen Kapiteln jeweils Jahreszahlen zugeordnet, doch dabei bleibt es meistens nie, was wohl nicht zuletzt Dannys ungezügelter Lust, Geschichten aus seinem Leben zu erzählen, geschuldet sein mag. Gelegentlich die Übersicht zu verlieren schadet aber gar nichts, da er zu keiner Zeit den roten Faden verliert, was Leserinnen und Lesern allerdings erhöhte Aufmerksamkeit abverlangt.

In einem kurzen Trailer zur Veröffentlichung seiner Biografie stellt Danny Trejo unmissverständlich klar, dass es aus seiner Sicht keinen Sinn machen würde, Geheimnisse zu haben, da jene krank machen würden. Daraus folgt für ihn die logische Konsequenz, sich von diesen, nicht selten quälenden, Erinnerungen zu trennen und sie bedingungslos herauszulassen.

Nichts anderes tut er in seinem Buch, und dies weit über die üblichen Schmerzgrenzen hinaus. Dies ist die ungeschönte Geschichte einer Selbstfindung, die seinesgleichen sucht. Die nicht zuletzt religiös motivierte vollständige Kehrtwende wirkt dabei zu keiner Zeit gekünstelt und aufgesetzt, weshalb man Danny gerne alles glaubt. Egal, ob es sich um seine langjährige Arbeit in der Suchtprävention und -therapie handelt oder um "die zweite Runde" seiner Karriere als "miesester Ehemann der Welt".

Wie man es dann auch noch schafft, einen Fuß in Hollywoods Filmwelt zu setzen, dort Karriere zu machen und diese immer weiter und nachhaltig auszubauen versteht, ist ebenso spannend wie unterhaltsam.

 

Thomas Lawall - November 2022

 

 

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