Literatur

Treffen sich zwei Träume. Beide platzen.


von Patrick Salmen


208 Seiten
© 2018 Knaur Verlag
www.knaur.de
ISBN 978-3-426-52164-9



Achtung. Es folgt eine Durchsage an alle Hirnies mit Spoilerintoleranz. Aufgepasst. Dem Rezensenten gehen sämtliche Gäule durch. Er verrät jetzt alles über das Buch. Wirklich alles. Also schleicht euch. Hinweg mit euch! Am Besten ins Internet. Da erfahrt ihr garantiert nix über gar nix ...

Wie man sich irren kann. Dass das ein interaktives Buch ist, hat der Rezensent erst auf Seite dreizehn gemerkt. Man darf selbst Hand anlegen. Genauer gesagt: Illustrationen verschandeln, die ohnehin schon verschandelt sind. Das Risiko ist also gleich null und gut für jeden, der seine alten und abgekauten Buntstifte noch zur Hand hat.

Also schnell nochmal zurück auf Seite acht. Illustratorin Natalie ist nichts eingefallen, was jetzt Hobbymaler und sonstige Künstler übernehmen bzw. ausbaden sollen. Klasse. Da löhnt man 'nen knappen Zehner für die geplatzten Träume und darf auch noch selbst Stifte in die Hand nehmen.

Gar nicht mal so unschwer, dazu einen kreativen Gedanken zu entwickeln. Vielleicht etwas Abstraktes? Wem nichts einfallen sollte, kann auf Seite siebenunddreißig vorblättern (keine Angst - man verpasst nichts). Das ist die Rettung, denn dazu dürfte jedem etwas einfallen. Zumal einem das Bild bekannt vorkommen dürfte. Richtig, das ist doch der Herr vom Cover. Der Mann mit dem Kehrbesen im Gesicht, der mit einer viel zu kleinen Gießkanne eine Rosmarinpflanze in einem viel zu großen Übertopf gießt. Hurra.

Ja gut, es gibt zwischendurch auch etwas Text. Die jedoch recht wahllos erscheinende Aneinanderreihung der vierundzwanzig Buchstaben des Alphabets vermittelt in seltensten Fällen sogar den Hauch einer Bedeutung. Es scheint so eine Art Hommage an Uraltwitze, miserable Wortspiele und "Pointen" aus Kraftausdrücken zu sein. Humor mit dem Vorschlaghammer. Einfach mal wieder NICHT lachen. Gut, dass es sich bei sehr vielen Buchstaben geradezu anbietet, sie ebenfalls auszumalen. Wer den Quatsch nicht lesen kann, hat somit trotzdem Spaß.

Herausragend ist in diesem Zusammenhang die Seite siebenundsechzig. Da gibt es richtig was zu tun, und da ist auch wieder dieser Mann mit der Stresserkappe. Kaum zu glauben, dass einem so viel Gutes beschert wird. Doch damit nicht genug, denn es folgen noch satte vier weitere Zeichnungen. Übrigens: Das Beste an diesem Buch ist der Titel. Das war es dann allerdings.

Fazit: Sinnfreier und teils geschmackloser Buchstabensalat, der in einem widerwärtigen Wortspiel auf Kosten krebskranker Kinder einen traurigen Höhepunkt findet, garniert mit halbfertigen Bildchen. Paradies für phantasiebeladene Komplettierer, der Berufsgruppe von übermorgen. Zukunftsweisend ist das Büchlein also allemal. Halbgare Autoren liefern alsbald ebensolche Werke beim Verlag ab und die "Komplettierer" schreiben und malen den Käse nach ihren Vorstellungen fertig. Bezahlt werden sie vom Autor und Verlag.

Aber der Autor weiß es ja selbst: "Mein Humor ist flach, dafür aber sehr schlicht."

Stimmt.

 

Thomas Lawall - Mai 2018

 

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