Literatur

Todesfinal
Ein Nürnberg Krimi


von Gunnar Schuberth


224 Seiten
© Sutton Verlag GmbH, Erfurt
www.suttonverlag.de
www.sutton-belletristik.de
weblog.gunnar-schuberth.de
ISBN 3-978-86680-866-9



Die Pressemeldung ist eher nüchtern und sachlich. Ein Jogger hatte in der Nähe des Nürnberger Tiergartens eine Leiche gefunden. Für die herbeigerufene Polizei war der Fall sofort klar. Die schweren Kopfverletzungen dürfte sich Andreas W. durch eigenes Verschulden zugezogen haben. Der freie Journalist aus Berlin wohnte in einem kleinen Hotel. Die weiteren Umstände und der Grund seines Aufenthalts in Nürnberg waren zunächst unbekannt. Eines aber war klar - er war vollgepumpt mit Alkohol, Tabletten und Medikamenten. In diesem Zustand kletterte er auf einen Baum, stürzte ab und schlug mit dem Kopf auf einen Stein. Ein fremdes Verschulden schien ausgeschlossen. Keinen Reim konnte sich die Polizei aber auf einen Zettel machen, den sie in seiner Brieftasche gefunden haben. Auf ihm war eine Folge von Buchstaben notiert, die zunächst keinen Sinn zu ergeben schien ...

Schatzsucher Skamper, der sich nach einigen Expeditionen in Südamerika in Nürnberg um das Erbe seines Vaters kümmert, glaubt nicht an einen Unfall. Sein Freund Viktor Boritsch, der im Auftrag eines Berliner Journalistenbüros unterwegs ist, ebenfalls nicht. Arabella, die beste Freundin seiner Tochter, erst recht nicht, denn als "Chefin" einer eigenen Detektei wittert sie sowieso hinter jeder Ecke einen aufregenden Fall. Zu dritt machen sie sich auf den Weg, um die letzten Stunden und den letzen Weg des vermeintlichen Unfallopfers zu rekapitulieren.

Es gibt in diesem Fall natürlich auch offiziell ermittelnde Herrschaften, doch Oberkommissar Schmidt, ebenfalls ein alter Freund Skampers, ist als Nebenrolle besetzt. Kollegin Dora spielt da schon, im Zusammenhang mit Skampers Vergangenheit, eine etwas brisantere Rolle ...

Skamper, Viktor und Arabella sind zu Fuß in der Nähe des Nürnberger Zoos unterwegs. Sie finden(viel zu schnell) hinter einem Müllcontainer eine Inschrift an einem Baumstamm. Wiederum ist es eine offenbar sinnlose Aneinanderreihung von Buchstaben. Viktor ist aber überzeugt, den Schlüssel für den Code, der bei dem Unfallopfer gefunden wurde, in Händen zu halten. Jetzt ergibt der Code auf dem ersten Zettel einen Satz, wenn auch unklar und mehrdeutig formuliert. Klar ist zunächst, dass Andreas W. offenbar in Sachen Geocaching unterwegs war. Vielleicht war die Absturzstelle ja ein "Cache", wo Hinweise für und Rätsel für den nächsten Fundort versteckt waren. Vielleicht hätte die Lösung des Rätsels gar zu einem "Final" geführt? Fragen über Fragen, doch zum Glück fand man bei der Leiche des Journalisten auch noch eine Internetadresse ... die allerdings durch ein Kennwort gesichert ist ...

Zeitgleich spielen sich seltsame Dinge um einen gewissen Simon Morlow ab, der gelegentlich Besuch von einer geheimnisvollen Person bekommt. "Der Graue" sagt nicht, wann er kommt und wann er geht - er ist einfach da ...

Die Thematik rund um den neuen Volkssport Geocaching begegnete mir in einem Kriminalroman zum ersten Mal. Dementsprechend spannend gestaltete sich die Lektüre. Gunnar Schuberth legt ein ordentliches Tempo vor, was im Grunde keinen Minuspunkt bedeutet, sich aber an nicht wenigen Stellen doch etwas zu rasant entwickelt. Mitunter sind schwierige Aufgaben und verschlüsselte GPS-Daten zu enträtseln, was aber jeweils auf wenigen Seiten scheinbar mühelos funktioniert. Dies wirkt leider allzu konstruiert und teilweise unglaubwürdig.

Die Charaktere der Haupt- und Nebenfiguren werden meist nur skizziert. Auch hier hätte man sehr viel mehr aus den vorhandenen Ansätzen machen können. Insbesondere Arabella, die Dame mit der Hobby-Detektei und ihren abgefahrenen Ideen, mit allerlei Esoterik-Schnick-Schnack zu Geld zu kommen, hätte eine ausführlichere Abhandlung verdient. Auch Schatzsucher Skamper, dessen interessante Vergangenheit sowie private Verwicklungen ebenfalls nur angedeutet werden, hätte ein plastischeres Profil gut vertragen. Es ist schade, wenn interessante Haupt- und Nebendarsteller zu schnell an einem vorübergehen. Man hätte gerne mehr über sie erfahren.

Immerhin ist "Todesfinal" seit langem mal wieder ein Buch, was ich an einem einzigen Abend lesen konnte - ja musste, denn an Schlaf wäre nicht zu denken gewesen, wenn ich die Auflösung des Falles auf den nächsten Tag verschoben hätte ...

... denn atemlose Spannung ist garantiert!

 

Thomas Lawall - Oktober 2011

 

 

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